Die Börse zum Anfassen |
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VORWORT‘Oh je’, wird jeder denken, der schon oft den Vorsatz hatte sich in Sachen Börse zu bilden oder weiterzubilden. ‘Schon wieder ein Buch über dieses Thema.’ Sie haben recht. Bücher über Börse, Börsengeschäfte, Strategien und alle Möglichkeiten an den Börsen der Welt, gibt es schon mehr wie Kochbücher. Ganze Lagerhäuser könnte man füllen mit den gedruckten Weisheiten der weltweit tätigen Spezialisten. Sie sind meist teuer und kaum ein Laie oder auch mittelmässig gebildeter Mensch hat je eines dieser Werke fertiggelesen. Von interessierten Schülern und Jugendlichen gar nicht zu reden. Meist schon nach zehn Seiten wird das Buch mit einem Einmerker versehen ins Regal gestellt. Irgendwenn, wenn man mal mehr Zeit und Ruhe hat wird es wieder hervorgeholt ist der gute Vorsatz, bei dem es meist auch bleibt. Gut ausgerüstete Leser mit einem sehr guten Lexikon ausgestattet, durchforsten etwa fünfzig Seiten bevor sie genervt aufgeben. Ja dieses Geschäft ist kompliziert und durch viele Fremdwörter und Abkürzungen zum Dschungel verkommen, glaubt jeder. Die Machete nützt hier nichts, das weiss auch jeder. Ohne fremde Hilfe diese komplizierte Welt zu begreifen erscheint einem unmöglich, man hat auch nicht die Zeit dazu. Also vertraut man den Spezialisten der Banken oder sonstigen Beratern, die sich selbst als Spezialisten bezeichnen. Läuft das Geschäft gut, ist der Berater ein Profi und Super, verliert man wird der Selbe als Stümper und Versager bezeichnet. Man wird dann ungeduldig, verkauft mit Verlust und schwört sich, nie wieder ein solches Geschäft zu machen. Aber ist die Börse eigentlich wirklich so kompliziert? Nein! Würde man nur die gesamten Fremdwörter deutsch und deutlich erklären und übersetzen, wäre die Hälfte der Angst vor diesem ‘Hexenwerk’ bereits verflogen. Man würde merken, dass die verschiedenen Aktionen und deren Grundlagen im täglichen Leben und Geschäftsleben an der Tagesordnung sind und von bald jedem Bürger in irgendeiner Form oder Weise praktiziert werden. Die andere Hälfte der Angst beruht auf der Tatsache, dass es unendlich viele verschiedene Möglichkeiten des Handelns gibt. Es sind Handelsarten, die im Alltag zwar vorkommen, jedoch mit dem eingepaukten Schulwissen unmöglich verstanden werden können. Schon eine der Grundlagen an der Börse, nämlich an fallenden Preisen Geld verdienen zu können, stösst bei einem einfachen Menschen auf Unverständnis, was nichts mit dem Intelligenzquotienten zu tun hat. Es wurde ganz einfach an der Schule nicht gelehrt und wird es auch heute noch nicht. Zu allem Überdruss werden diese Geschäftsarten mit ebenfalls kompliziert klingenden Namen benannt, die eben nur in diesem Geschäft üblich sind und selten mit einem einzigen deutschen Wort übersetzt werden können. Die Erklärung eines Wortes kann eine Seite füllen. Aber es ist Gewohnheit. Hat man erst einmal den Sinn begriffen und ihn an einem alltäglichen Beispiel erklärt bekommen, ist der ‘Aha-Effekt’ unüberhörbar. Doch diese kompliziert klingenden Bezeichnungen und Worte müssen sein, sollen sie doch auf der ganzen Welt so verständlich sein, dass keine Missverständnisse entstehen können. Missverständnisse, die in sekundenschnelle den Ruin eines Unternehmens, ja einer ganzen Nation bedeuten könnten. Werfen wir nur einen kurzen Blick zurück in den Alltag. Wer kannte vor 50 Jahren das Wort ‘Emanzipation’? Ein Wort das heute in aller Munde ist, wurde zu dieser Zeit nur von einer gewissen Schicht – einer Elite begriffen und auch gebraucht. Ist doch der Ursprungssinn nicht der, mit dem dieses Wort heute in Verbindung gebracht wird. Doch Sprache und Wortbedeutungen änderten sich einst von Generation zu Generation und von Gebiet zu Gebiet. Heute geht alles schneller. Oft schon in wenigen Jahren werden Worte in einem ganz anderen Zusammenhang gebraucht, was auch ihren Ursprungssinn verändert. Deshalb ist es gut, dass die meisten Worte aus der Börsensprache nur in diesem Geschäft einen Sinn ergeben. Somit sind – und das ist wichtig – diese Worte weltweit verständlich, lassen deshalb keine Irrtümer zu und werden in ihrem Sinn auch über Jahrzehnte nicht verändert. Ein Beispiel über die Sinnveränderung eines Wortes ist das Wort ‘gemein’. Es wird heute in Verbindung mit ‘hinterhältig’ gebracht und auch im Sprachgebrauch so verwendet und verstanden. Ein gemeiner Mensch ist somit ein falscher, unberechenbarer, hinterhältiger Mensch. Im Ursprung bedeutet das Wort gemein aber lediglich ‘einfach’. So war ein gemeiner Mensch eben der einfache ‘Otto-Normalverbraucher’. Doch nicht nur die Börse bedient sich einer eigenen, unmissverständlichen Sprache. Alles, was weltweit handelt und agiert wird, muss sich auf eine Sprache einigen. Dies gilt für die Technik, die Medizin und ebenso den Gärtner. Der Handel mit Pflanzen wäre beispielsweise über die Grenzen hinaus unmöglich, wäre sogar regional kaum durchführbar, hätte man sich nicht weltweit auf Latein als gemeinsame Sprache geeinigt. Es gibt Pflanzen, die sogar im wenige Kilometer entfernten Dorf mit anderem Namen bezeichnet werden. Wer kennt nicht das ‘Stiefmütterchen’, das kaum ein paar Meter weiter vom Nachbarn schon ‘Tag- und Nachtveilchen’ genannt wird. Ein Handel über die Grenzen – unmöglich. Ein typisches Beispiel für die schnelle Sinnveränderung eines Wortes ist ‘Geil’. Manche Kinder verwenden es heute schon, bevor sie richtig ‘Mama’ sagen können. Alles, was beeindruckt oder in irgendeiner Weise fasziniert ist ‘einfach geil. Das Wort hat seinen Ursprung in der Botanik und war der Ausdruck für ein kräftiges und üppiges Wachstum. Später wurde auch hier innerhalb des Fachgebietes der Sinn des Wortes verändert und für Pflanzentriebe verwendet, die durch mangelndes Licht oder zu hoher Wasserzufuhr ungesund gewachsen waren (ausgegeilt). Die heutige Auslegung des Wortes ist bekannt. Wenn es um viel Geld geht, um die Existenz von Unternehmen und Staaten und bei einem Handel ein einziges Wort von den beiden Handelsparteien verschieden ausgelegt würde, weil es eben in Australien einen anderen Sinn beinhaltet als in den USA, es wäre eine Katastrophe. Deshalb wurde auch seit jeher darauf geachtet, dass die Worte durch die Aussprache keine Verwechslungen zulassen, denn noch bis vor kurzer Zeit und noch heute an kleineren Börsen wurden und werden die Geschäfte durch Zuruf abgeschlossen. Auch persönliche Äusserungen untereinander sind streng untersagt. Man stelle sich vor, ein Händler bietet einhundert Handelseinheiten (Kontrakte) Gold zum Verkauf an. Das sind einhundert mal einhundert Feinunzen Gold, die z.B. im Jahre 2000 einen Wert von ca. $280.- je Feinunze hatten. Dies ergibt einen Handelswert von 2,8 Millionen US-$. Sein Gegenüber ist mit seinen Geschäften fertig, will gehen und ruft allen ‘bey-bey’ zu. Gerade zum selben Zeitpunkt hat auch ein anderer Händler etwa die gleiche Menge angeboten. Und da nun einmal ‘bey’ genauso wie ‘buy’ klingt aber ‘kaufe heisst’, sind die Geschäfte über 5,6 Millionen US-$ abgeschlossen. Der Chef des Herrn, der sich da so nett verabschiedet hat, wollte vielleicht nur Platin verkaufen. Man braucht nicht viel Phantasie um sich vorstellen zu können, was dies für Folgen haben kann und in einem solchen Fall, der tatsächlich vorgekommen ist, auch für Folgen hat. Sicher werden nun viele denken, dass derart grosse Geschäfte die Ausnahmen sind. Getäuscht! Geschäfte in diesem Umfang werden im Minutenzyklus abgeschlossen, oft noch über höhere Beträge und natürlich damit verbundene Mengen. So kann man sagen: "Kleine Ursache – grosse Wirkung". Und dies ist genau einer der Grundsätze, die es an der Börse zu beachten gilt. So wollen wir beinahe bei Adam und Eva beginnen um den Sinn der Börse, des Handels begreiflich zu machen, begreiflich an alltäglichen Begebenheiten. Wer einmal begriffen hat, warum es eine Börse gibt und was genau für einen Zweck sie verfolgt ist schon sehr weit und kann die nachfolgenden Kapitel mit dieser grundlegenden Logik viel leichter verstehen. Fremdwörter werden dann plötzlich zur Nebensache und so soll es sein. Vor wir das erste Kapitel lesen machen wir uns doch mal eine halbe Stunde Gedanken darüber, was ein kleiner Stadtmarkt mit der Börse zu tun hat. Diese Vorabgedanken werden uns recht hilfreich durchs Einführungskapitel begleiten. andreas georg böck |
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