September 2006 - Nr. 9
Ham Se det jehört?
Man sollte es nicht für möglich halten, aber die Leutchen, die es sich beruflich zur Lebensaufgabe jemacht ham, irgend etwas gut herauszustellen, sind oft welche, die es fertig bringen, die meisten Menschen vor den Kopf zu stoßen. So is det z.B. bei den Film Festspielen, wo die PRs es immer wieder fertigbringen, die Leutchen zu verärgern, die se am meisten brauchen. Det jeht ganz einfach, wenn so een kleener Gernegroß sich plötzlich als Machthaber sieht. Is ja nur jut, det unsereiner philosophisch über den Dingen stehen kann, sonst würden wir det uffe regenbogenfarbene Fahne schieben, die se dabei unübersehbar schwenken.
Solche Typen, diese kleinen Titos, Mussolinis, Stalins oder Adolfs, findet man immer wieder, als Busfahrer, als Kassierer und eben als Aushängeschild für eene irgendeine wichtige Sache, eben ooch Regierungen. Wie mies die dabei aussehen und wieviel Schaden sie dabei anrichten, den andere ausbaden müssen, is ihnen selber nicht klar und es is ihnen ooch total egal, solange es ihnen selber jut jeht. Se sind sogar bereit mittem Schiff unterzujehen, solange se nur alle anderen mitnehmen können.
Aber es jiebt ooch Pannen in anderen Situation, ham wer alle selber ooch schon jehabt, also sollten wir nich janz so kritisch mit unseren lieben Mitmenschen umjehen, sondern mehr Verständnis für ihre Jebrechen und Dummheit haben, denn wir wissen ja schließlich, det man in der Penne heutzutaje schon lange noch mehr so viel lernt, wie es früher mal war.
Im Moment hat die Welt den Papst wieder uffem Kieker. Warum hat er heute einen und dann am nächsten Tag nen anderen Satz ausjelassen hat, und det wo es mal wieder um det 3. Reich jing......Was uffem jedruckten Papier stand, war anders, als was er jesacht hat...Mann o Mann, hat die Welt nich was anderes zu tun, als sich uff Spekulationen zu stürzen?
Tony Blair hatte es ooch schwer in den letzten Tajen...Abhauen soll er, oder die Arbeitspartei wird janz auseinander fallen. Det jeht doch nicht, dann haben die im Oberhaus wieder det sajen...zurück zum Feudal-System...Spaß muß sein...Ja, der Tony is janz schön ins Fettnäpfchen jelatscht, aber unser Premier kann det ooch. Hat noch nie en Politiker jegeben, der det nich konnte. Es jab ab und an nur Zeiten, wo jede Form von Protest totjemacht wurde, bevor se anne Öffentlichkeit kam. Heute wird alles öffentlich breitjelatscht.
Man darf ruhich über alles reden, nichts ist mehr privat.
Sehn wir doch: wo man jeht und steht sieht man Leutchen mit dem Handy am Ohr und es wird lauthals hineinjeschrien, als ob man Distanz mit Lautstärke überbrücken könnte. So erfahren wir alle Details, die man sich ausdenken könnte: Ehekrach von Menschen, die wir gar nicht kennen, Rausschmiß aus dem Büro, der natürlich unrechtmäßig war und jetzt sofort mit Klage bestraft wird. Wir wissen, wer krank ist, jeheiratet hat, sich scheiden lässt, nicht inne Kirche jegangen ist, den Boyfriend jewechselt hat, welches Buch jelesen wurde, welcher Film nicht jemocht wurde, was es am Vortag zum Dinner gab und morgen bei ner Hochzeit serviert wird. All das wissen wir nun weil es Leute mit Cell Phone gibt.
Nirgendwo wird mehr geschwiegen, überall ist eine Geräuschkulisse aus einer immer mehr anschwellenden Wortwelle, die droht uns zu überschwemmen wie ein Sunami.
Und was kann man daraus schließen? PR ist tot, so wie jutes Benimm ooch, und det uff professioneller Basis als ooch privat.
Wir sind in einem Zeitalter anjekommen, wo falsch und richtich nicht mehr auseinanderjehalten wird. Anything goes!
Nur bei mir nicht!
Daruff eene Molle
Ihr Eberhard Kurt Walter
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