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December 2000 - Nr. 12

 

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Antje Steiger

Advent, Advent - 
ein Lichtlein brennt

Die Adventszeit ist angebrochen und mit ihr öffnet Dresdens Striezelmarkt wieder seine Pforten. Ganz bescheiden begann 1434 der nur eintägige städtische Markt und mauserte sich über die Jahrhunderte zu einem der traditionsreichsten und beliebtesten Weihnachtsmärkte Deutschlands, der jährlich viele Besucher in die sächsische Landeshauptstadt lockt.

Jedes Jahr führt der Striezelmarkt mehr als 250 Händler und Schausteller nach Dresden, die ihre Waren an verschiedenen Plätzen der Stadt, vornehmlich auf dem Neustädter Markt zu Füßen des Goldenen Reiters August des Starken, im Stallhof und auf dem Altmarkt feilbieten und dem Ruf des Weihnachtsmarktes als Aushängeschild traditioneller Volkskunst gerecht werden. So gibt es in erster Linie erzgebirgische Holzschnitzkunst zu bewundern und natürlich zu erwerben, wie Engel, Bergmänner, Räuchermänner, Pyramiden und Schwibbögen sowie Holzspielzeug aus der traditionsreichen Fabrik in Seiffen. Aber auch der Herrnhuter Weihnachtsstern erfreut sich großer Beliebtheit und natürlich die Glasbläserkunst aus der Lausitz.

Neben Weihnachtsmann und Adventskalender, der jeden Tag eine Überraschung bereit hält, der großen Lichtertanne im Zentrum des Marktes auf dem Altmarkt vor der Kreuzkirche bestimmt die große Weihnachtspyramide das Bild, die 1999 sogar als größte Pyramide ins Guinnes Buch der Rekorde aufgenommen wurde.

Wer genüßlich über den Striezelmarkt schlendert, Kräppelchen, Lebkuchen aus der Pfefferkuchenstadt Pulsnitz, Glühwein, kandierte Früchte und gebrannte Mandeln genießt, wird früher oder später von einem kleinen Mann angelacht - dem Pflaumentoffel, einem kleinen Glücksbringer aus Backpflaumen. Der Dresdner Pflaumentoffel ist den kleinen, oft erst sieben Jahre alten Schlotfegerjungen mit Umhang und Leiter nachgebildet, die mit ihren Kehrbesen in die Kamine kletterten, um diese von innen zu reinigen. Als sich die Reinigung der Feueressen mit dem Ableinbesen durchgesetzt hatte und die Schornsteinfegerlehrlinge mindestens 18 Jahre alt sein mußten, veränderte sich auch der Pflaumentoffel. Er trug fortan nur noch eine Leiter, einen Zylinder und statt des Umhangs eine goldene Halskrause. So lacht er uns auch heute noch an, von einem der Eingangstore des Striezelmarktes und von diversen Ständen.

Im Mittelpunkt des Striezelmarktes aber steht der Original Dresdner Christstollen, der dem Markt auch seinen Namen gab. Mit "Striezel" oder "Struzel" verband sich im mittelhochdeutschen Wortschatz ein Hefegebäck in länglicher, teils auch geflochtener Form, das wahrscheinlich an das in Windeln gewickelte Kind der christlichen Weihnachtsgeschichte erinnern soll. In einigen sächsischen Städten wurde dieses "Christbrot" wegen seines wulstartigen Körpers auch "Stollen" oder "Christ-Stolle" genannt. Im Laufe der Zeit wurden die Backzutaten verfeinert und von Generation zu Generation weitergegeben, wobei sich die Bezeichnung Christstollen durchsetzte. Noch heute bewahren Bäcker und Heimbäcker ihre Rezept.

Höhepunkt des vorweihnachtlichen Treibens ist das Stollenfest am zweiten Advent. Jedes Jahr backen Mitglieder des Schutzverbandes Dresdner Stollen e.V. einen ca. 3.000 kg schweren Riesenstollen. Dieser wird nach einem Umzug durch die Altstadt von einem Bäckermeister mit einem 1,6 m langen und 12 kg schweren Stollenmesser angeschnitten. Nachdem der Oberbürgermeister das erste Stück verkostet hat, wird der Stollen für einen guten Zweck stückchenweise verkauft.

Natürlich hat dieses Stollenfest seinen Ursprung bei keinem geringeren als August (II.) dem Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Dieser gab 1730 eine großes Lustgelage, zu dem mehr als 20.000 Gäste geladen waren. Als Höhepunkt der weltlichen Lustbarkeit präsentierte der Dresdner Bäckermeister Zacharias einen fast 1,8 Tonnen schweren Riesenstollen. Dieser war von 100 Bäckermeistern und Bäckergehilfen in einwöchiger Arbeit vorbereitet worden. Gebacken wurde er in einem eigens vom Hofbaumeister Pöppelmann errichteten Ofen. In einem feierlichen Konvoi wurde der Stollen von acht Pferden durch die Stadt an den Tisch des Königs gezogen und dort mit dem Stollenmesser, das eigens für dieses Fest gefertigt worden war und das heute in einer Nachbildung zum Anschnitt verwendet wird, angeschnitten.

Tradition und Geschichte bestimmen das Bild des Dresdner Striezelmarktes. Das macht ihn so einzigartig und beliebt.

Ich wünsche allen Lesern von Echo Germanica ein besinnliches Weihnachtsfest.

~ Antje Steiger ~


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