Mensch, det is n Ding. Ick komm ausse Weihnachtsfeierei jar nich raus. Dabei
wird aber fast nie an den wirklichen Zweck von unserm Lichterfest jedacht.
Manchmal setzt man sich ooch noch so richtich in Positur, um
det Geschäft ordentlich anzukurbeln. Die Selbstverherrlichung nimmt gar keen
Ende nich. Uff alle Fälle kann man so allerhand Beobachtungen machen.
Und wo nun so ville Jedichte rumschwirren, hab ick mir
bemüht total hochdeutsch ooch son Ding zu schreiben, von dem wat ick soo
jesehen und jehört habe.
Pharisäer
Da saßen sie an runden Tischen
und nickten eifrig mit dem Kopf,
als der Poet von Vorbereitung sprach
zur Adventsstunde ihres Vereins.
Dabei planten sie im Kopf schon
den nächsten Trip nach Teneriffa,
wo einen niemand kennt,
wenn man aus Toronto kommt.
Dort nimmt man öffentlich Teil
an Fleischbeschau und anderen Freuden.
Man ist sich ziemlich sicher,
daß es niemand merkt Zuhause,
denn das Kind ist irgendwo im Internat
und der Mann spielt ganz woanders Skat.
Weiter spricht der weise Künstler
von alten Bräuchen, vorzuziehen
all dem bunten neuen Lichter-Krach.
Er sagt, er hat sie manchmal ziemlich satt
die Heimatstadt mit Weihnachts-Lärm.
In dem Moment wird’s extra laut,
der Kellner goß ein Bier mit zuviel Schaum
dem halb betrunkenen Gast ins Glas.
Die Leute drehen sich entrüstet um
und schauen, wer solchen Krach
zu ihrer heiligen Stunde macht.
Ach, es ist der eine Mann,
der selten mal alleine kommt.
Er bringt sich meist Tusnelda mit.
Zusammen weinen sie dem Gestern nach
und trinken einem neuen Tag entgegen.
Wer weiß, wie oft sie den
gemeinsam noch erleben.
Am Podium wird gerade vorgelesen,
wie man im Krieg die Weihnacht feierte.
Hinten im Saal knackt einer Nüsse,
es hört sich an wie Donner-Schüsse.
Und als dann Kinderstimmen
jubelnd singen vom Jesuskind
brummeln einige alte Leute mit.
So war es dieses Mal in diesem Jahr.
Und alle Jahre wieder, ist doch klar!
Ja, det war’s denn . So is det Leben eben. Manche von uns
lassen die Jenußsucht bis zum Jeht-nich-mehr raushängen. Und wir finden det
scheinbar janz in Ordnung.
Also, ohne mir!
Und daruff trink ich jetzt eene Molle, janz still für mir
alleene.
Und
natürlich wünsch ick Ihnen allen een wunderschönes Weihnachtsfest mit toller
Halleluja-Staude und ooch vielen schönen Jaben.
Schließlich ham wir uns daran jewöhnt.
Ihr Eberhard Kurt Walter
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