Die fünfte Jahreszeit |
||
Einmal im Jahr die gewohnte Ordnung völlig auf den Kopf stellen - das macht den Jecken und Narren wohl am meisten Spaß und dazu haben sie auch reichlich Gelegenheit. Den Anfang der „tollen Tage" machen traditionsgemäß die Frauen an Altweiberfastnacht. Nein, an diesem Tag haben die Herren der Schöpfung wirklich nicht viel zu lachen. Da stürmen Scharen von „Möhnen" die Rathäuser und bemächtigen sich einen Tag lang der gesamten Regierung. Und kommt den närrischen Frauen ein Mann in die Quere, dann wird die Schere gezückt und schnip-schnap ist von der guten Seidenkrawatte nur noch die Hälfte da. Dem männlichen Teil der Bevölkerung sei also geraten, an „Altweiber" morgens doch lieber die Krawatte zu nehmen, die sowieso schon seit Monaten für die Altkleidersammlung vorgesehen war. Die folgenden drei Tage sind mit Kostümbällen, Prunksitzungen und den ersten Karbevalsumzügen komplett ausgefüllt. Doch wahrscheinlich ist das immer noch nichts gegen das Schauspiel, das sich am Rosenmontag bietet. Besonders im Rheinland sind an diesem Tag Millionen von Jecken unterwegs, um schon vor den traditionellen Karnevalszügen auf den Straßen zu singen, zu tanzen und zu schunkeln. Wer hier nicht wenigsten ein Herz oder eine Blume auf die Wange gemalt hat, der sollte am besten gleich zu Hause bleiben. Bunt und ausgefallen muss es sein, was man am Leib trägt und am besten gleichzeitig auch noch warm und - für alle Fälle - wasserfest, falls sich Petrus als Karnevalsmuffel erweisen sollte. Gegen Mittag setzen sich dann die Züge in Bewegung. Wie die einzelnen Rosenmontagswagen letztlich aussehen, bleibt bis zum Schluss ein großes Geheimnis, in das nur die Mitglieder der jeweiligen Karnevalsvereine eingeweiht sind. Oft werden politische Themen und Persönlichkeiten auf den Wagen dargestellt und hier steckt in jedem Scherz auch ein Funken Ernst. 65 Rosenmontagswagen werden zum Beispiel in der Karnevalshochburg Düsseldorf den weit über eine Millionen Zuschauern präsentiert. Und, was vorallem für die jungen Narren interessant sein dürfte, etwa 35 Tonnen Bonbons werden von den Wagen aus verteilt werden. Aber vorsicht: In Düsseldorf ruft man „Helau" und nicht „Alaaf". Diesen Ausruf behält sich Köln, die andere Karnevalsmetropole am Rhein vor. Wer Helau und Alaaf verwechselt, der wird wohl ohne „Karmelle" nach Hause gehen. Man könnte meinen, dass mit Ende des Karnevals am Aschermittwoch alles vorbei ist und es erst am 11. November mit dem Hopeditzerwachen wieder losgeht. Doch für den verschiedenen Karnevalsverein steht in der vermeintlich narrenfreien Zeit allerhand Arbeit bevor. „Für mich ist eigentlich jetzt die Zeit der Entspannung", erklärt Horst Schmitz, Präsident der „Karnevalsgesellschaft Blau-Silber Rheinhausen 1957" aus Duisburg. „Wenn die eigentlichen Verantstaltungen anstehen und die Vorbereitungen abgeschlossen sind." Lange wird diese Zeit nicht andauern, denn schon bald die Saison 2002 geplant werden, damit frühzeitig Büttenredner, Tanzgarden und Sänger gebucht werden können. Zwischen 100-300 Auftritte in Altenheimen, in Schulen oder auf Karnevalssitzungen absolviert das Prinzenpaar des Vereins. Will jemand also Karnevalsprinz bzw. -Prinzessin werden, dann muss er oder sie einiges an Zeit und auch Geld in dieses Amt investieren. Kürung des Prinzenpaares ist in Duisburg-Rheinhausen immer im November nach dem Hopeditzerwachen, dem Beginn der fünften Jahreszeit. Übrigens verbindet der Karneval auch Menschen über die Grenzen des jecken Rheinlandes hinaus. „Vor bestimmt 20 Jahren hatte unser damaliger Präsident Freunde in Toronto, die auch viel mit Karneval zu tun hatten", erzählt Horst Schmitz. Und so befindet sich noch heute ein kanadischer Karnevalsorden im Besitz von der „Karnevalsgesellschaft Blau-Silber".
23.01.2001 Katharina Hut Comments to: khut@echoworld.com Copyright ©2001 Katharina Hut |
||
|
||
Send mail to webmaster@echoworld.com
with
questions or comments about this web site.
|