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August 2001 - Nr. 8

 

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Antje Steiger

„Eine Karlsbrücke für Dresden"

Der Fußgänger ist König auf der Karlsbrücke in Prag. Diese wunderschöne Brücke im Herzen Europas gehört den Musikanten, Malern, fliegenden Händlern, Jongleuren und Tänzern.

Warum auch nicht den Dresdnern und ihren Gästen?

Diese Art der Brückennutzung rief in Dresden eine Initiative ins Leben, die aus der Augustusbrücke eine Karlsbrücke entstehen lässt und dies jedes Jahr einen ganzen Sonntag lang. Das Dresdner „Brückenfest" ward geboren.

Und welche Brücke eignet sich da besser als die älteste der Dresdner Brücken, die Augustusbrücke. 1275 erstmalig urkundlich erwähnt, wurde die vormals aus Holz bestehende Brücke 1320 mit Steingewölben versehen. Unter August dem Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, und dessen Hang zum Prunk wurden zwischen 1727 und 1731 durch den Oberlandbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann zahlreiche Umbauten vorgenommen. Zu dieser Zeit erhielt sie den Namen „Augustusbrücke". August der Starke war es, der erstmals eine Gangordnung für die Brücke erließ. So herrschte Rechtsgehen vor und das Verbot des Tragens von Lasten auf dem Gehweg. Die erste Pferdebahn rollte 1881 über die Brücke und wurde 1897 von der elektrisch betriebenen Straßenbahn abgelöst. Den neuen Anforderungen nicht mehr genügend, wurde die Augustusbrücke 1907 abgerissen und neu aufgebaut. 1910 wurde der Neubau mit dem Namen „Friedrich-August-Brücke" eingeweiht. So ist sie uns noch heute geblieben. Nur die Namen wechselten. In der DDR trug sie den Namen „Dimitroff-Brücke", der aber mit der „Wende" dem ursprünglichen Namen „Augustusbrücke" wieder weichen musste.

Die Augustusbrücke liegt im Zentrum der Elbmetropole und verbindet die kulturelle Altstadt mit der Flaniermeile der Neustadt. Doch prägt reger Verkehr und Hektik das Bild der Brücke. Die Fußgänger drängen sich auf den schmalen Gehwegen. Die Straße ist voll gestopft mit Autos und Straßenbahnen. Es bleibt nicht viel Zeit zum Genießen und Staunen, zum Betrachten des wunderschönen Elbpanoramas mit Brühlscher Terrasse, Hofkirche und Semperoper sowie der weitläufigen Elbwiesenlandschaft auf der Neustädter Seite.

Die Initiative „Eine Karlsbrücke für Dresden", die von der Grünen Liga, einem anerkannten Naturschutzverband ins Leben gerufen wurde, unterstützt den Gedanken, dass eine Brücke ein öffentlicher Raum für die Menschen ist. Die Brücke soll leben durch die Menschen, sie ist ein Ort der Kunst und sie verbindet die Menschen, Jung und Alt, miteinander.

Eines der gravierendsten Probleme jeder großen Stadt und der Umwelt ist der immer stärker werdend Fahrzeugverkehr - verstopfte Straßen, Lärm, Gestank.

Das Brückenfest ist nicht nur eine Begegnungsstätte für die Kunst. Es ist vielmehr ein Projekt, das die grundlegende Zielstellung des Dresdner Verkehrskonzepts aufgreift und ein Beispiel innerstädtischer Verkehrsberuhigung zeigt. Das Ziel ist ein erlebbarer Raum zwischen Altstadt und Neustadt.

Seit 1996 wird daher einmal im Jahr der gesamte Straßenraum gesperrt und ausschließlich für den Fußgängerverkehr freigegeben. Dann wird die Brücke von Straßenmusikern, Malern und Nachwuchskünstlern aufgesucht, eben so wie in Prag.

Leider wird sich diese Idee nicht vollständig realisieren lassen. Die Brücke ist ein zentraler Punkt. Sperrt man sie für den Fahrzeugverkehr werden die anderen ohnehin ebenfalls sehr stark belasteten Brücken noch stärker befahren sein, so dass sich letztlich der Verkehrsschwerpunkt nur verlagert. Eine Alternative gibt es derzeit nicht. So bleibt es vorerst bei einer Idee, die den städtischen Politikern vor Augen führt, dass das bestehende Verkehrskonzept einer Überarbeitung bedarf.

 

- Antje Steiger, 25. Juni 2001 -


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