January 2002 - Nr. 1
Ham Se det jehört?
Mensch, bin ick froh, det een neues Jahr anjefangen hat. Nich auszuhalten was man alles über sich hat erjehen lassen müssen im letzten. September 11 war fürchterlich und zwang uns inne Knie, aber was is mit den täglichen kleinen Terrorakten, die eenen so zermürben?
Ick weeß nicht, ob ick erwähnt habe, det ick uff meene alten Tache ooch noch mehr vom Komputer jelernt habe. Natürlich jeh ick ans Internet und prompt krieje ick ooch uffe Email allerhand Müll, janz gratis ins Haus. Nich nur werden mir da die tollsten Deals und Jeschäftsmöglichkeiten anjeboten, sondern ooch Sachen die ansonsten meistens illegal sind. Darunter fallen z. B. Kinder, die anjeblich mit ihren Tanten und Onkeln Sex haben und natürlich die janze Skala von Sex, einschließlich College Girls. Dann haben wir die On-Line Apotheken, die einem jetzt allet, was man will, ohne Rezepte anbieten. Kein Wunsch wird unerfüllt bleiben. Viagra is da noch mit det Harmloseste, wasse da anbieten. Sachen, die meine Körperteile verlängern, sind nur der Anfang. Drogen- und Drogen-Ersatz-Angebote kommen x mal pro Tag an. Wenn det nich Terror ist! Und da ist nischt was man machen kann. Manche solche Post erlaubt einem, sich von der Liste nehmen zu lassen. Ick habe aber noch nicht erlebt, det et funktioniert hat, ohne det ich ordentlich drohen mußte.
Nun krieje ich seit Monaten Post aus irjendwo in Afrika, wo hohe Beamte mir 60 Millionen Dollar schenken möchten. Ham die noch nicht mitjekricht, det wir denen hier sehr schnell uffe Schliche jekommen sind? Det jing durch alle Medien, det se sogar hier welche festjenommen haben, die diesen Deal jemacht haben, der, wenn er echt jewesen wäre, illegal wäre. Und den ham die Leute ooch noch ihre eijenen Monet zu Tausenden ausjejeben, um Millionen zu bekommen. Wie blöd und gierig kann man sein? Oder jeht det Hand in Hand?
Wenn et nur een Struwwelpeter Buch über so was jeben täte.
Aber, watt ich nicht wußte, et jiebt een Buch, wo der Struwwelpeter in verschiedenen deutschen Dialekten jeschrieben is. Unerhört, sache ick Ihnen. Stellen Se sich det mal uff Berlinerisch oder Mecklenburgisch vor! Is ne Wucht sach ick Ihnen.
Übrijens höre ick, det unser Bestand janz schnell ausverkooft wurde. Wenn Se noch eenen haben wollen, denn können se ja mal anrufen und eenen vorbestellen. Wenn dann jenuch Bestellungen da sind, denn wird ne Fuhre beschafft und verteilt.
Und wie war Ihr Weihnachten? Meins wird jedes Jahr ruhiger. Und zu Silvester hab ick mir entschieden, ooch Zuhause zu bleiben. Schließlich muß man sich uffes neue Jahr vorbereiten. Nach dem letzten jeh ich nich mehr blind durche Jegend und ohne Pläne.
Mensch,
ick wünsche Ihnen von janzem Herzen ein echt jutes Jahr. Wird schon werden,
denn viel was Schlimmeres kann ja nich mehr nachkommen!
Daruff eene Molle
Ihr Eberhard Kurt Walter
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