Nibelungenfestspiele in Worms |
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DN - In ihrer dritten Saison wagen sich die Nibelungenfestspiele in Worms mit Hebbels «Nibelungen» an großes klassisches Theater. Herausgekommen ist eine von starken Bildern und eindrucksvoller Schauspielkunst geprägte Inszenierung des Dramas um Liebe, Haß, Mord und Rache am Königshof der Burgunder. Neueinhalb Stunden Text in klassischer Versform bietet das Original von Friedrich Hebbel, die klassischste aller deutschen Nibelungen-Rezeptionen. Regisseurin Karin Beier, von Neu-Intendant Dieter Wedel nach Worms geholt, straffte das Hebbelsche Drama um den Drachentöter Siegfried, den Mord an ihm durch die Burgunderkönige und die Rache seiner Frau Kriemhild auf drei Stunden. Beiers Drama setzt mit dem Schachern Siegfrieds und Gunthers um die Eroberung Brunhilds und die Vermählung Siegfrieds mit Kriemhilds ein. Die Vorgeschichte ist auf wenige Sätze zusammengerafft. Das gibt dem Stück vor allem im ersten Teil Tempo, der allerdings nach der Pause ein wenig verloren geht. Wie in den beiden Vorjahren in Moritz Rinkes moderner Nibelungen-Fassung interessiert auch Beier vor allem das politische Schachern um Macht. An Hebbels dramatischer Spirale von Schuld und Sühne, die den blutströmenden Untergang auslöst, kommt Beier aber schon allein des Textes wegen nicht vorbei. Und so pendelt ihre Inszenierung zwischen altertümlich anmutender Nibelungentreue und Sprüngen in moderne Psychologiestudien. Auch bei Beier stehen zudem die beiden Frauenfiguren im Mittelpunkt: Im ersten Teil wird Brunhild, die archaische Amazone aus der Fremde, von den aalglatten Burgunder-Männern erobert und zur zahmen Marionette verwandelt. Der zweite Teil konzentriert sich dann auf Kriemhilds Rache für Siegfrieds Tod - und die schöne Burgunderin erweist sich in der heidnischen Fremde des Hunnenhofes als gelehrige Schülerin. Am Stärksten ist Beiers Inszenierung, wenn sie mit sparsamsten Mitteln - ein paar Stühle, ein paar aus der Bühne empor gefahrene Podeste, eisiges Licht - die Szene in einen Kriegsrat der Burgunder verwandelt, ihre Schauspieler auf der schachbrettartigen Szenerie zu immer neuen Bezugslinien, zu wechselseitigen Objekten und Subjekten arrangiert. Dazu schafft die kahle Bühne, begrenzt von metallenen Wänden an den Seiten und der streng wirkenden Fassade des Doms im Hintergrund, eine enorm eindringliche Atmosphäre.
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