Aufklären, Ermahnen, Warnen
Endlich haben sich die EU-Kommissäre und EU-Minister
aufgerafft, ein Tabu zu brechen - natürlich zum Wohle und für die Gesundheit
der Bürger. Ein Feind wird bekämpft. Millionen hat es gekostet, um ihn
richtig böse darzustellen und ihn auch für alle Schichten als Feind
erkennbar zu machen.
Doch
manche wollen es immer noch nicht wahrhaben, daß die einstige
Gesellschaftsdroge nun zum Assozialenausweis degradiert werden soll. Aber da
wird abgeholfen. Leichen, bzw. die Teile einstiger, lieber Mitbürger werden
fotografiert und auf Zigarettenpackungen aufgedruckt.
Das
hätte sich Onkel Kalistus auch nicht träumen lassen, daß seine Raucherlunge
einmal so berühmt wird. Eine glänzende Idee ist diese Werbecampagne - und
vor allem ausbaubar. Schon melden sich andere Branchen und suchen Bilder für
diese, schon lange bewährte Werbestrategie.
Die Negativwerbung hat mit dem "unmöglichen Möbelhaus" ihre
Kinderschuhe verlassen und steht nun vor der Vollendung und Perfektion.
Bier, Wein und Schnaps wird in Zukunft nur noch in 2-Liter-Gefässen verkauft,
um mehr Platz für aufklärende Bilder auf der Verpackung zu schaffen. Nach
dem obligaten Spruch: "Die EU-Minister warnen: Das Sammeln und Tauschen der
Bildchen ist aus Pietätsgründen verboten," folgt eine Auswahl von
aufklärenden Bildern. Wir finden dann Tante Elfriede bzw. die Teile, die
nach der Attacke ihres besoffenen Alten übrig geblieben sind. Als
Mittelpunkt des Flaschenetiketts sehen wir einen wunderschönen Augapfel,
garniert mit ausgeschlagenen Zähnen in frisch Erbrochenem. Und - natürlich
in Farbe - die Wunden von Messerstichen, bevorzugt der Bereich des
Unterleibs. Würgende Hände zieren den Flaschenverschluß. Oh, der Phantasie
sind keine Grenzen gesetzt.
Natürlich bleibt auch die Autobranche nicht verschont. Schon
auf dem Kaufvertrag leuchten die Bilder der Unfalltoten mit zerquetschtem
Schädel, herausquellende Eingeweide zwischen Lenkrad und Tachometer. Ja,
Autofahren kann tödlich sein, das muß gesagt und vor allem auch den Kindern
schonend nahegebracht werden. Natürlich mit bunten Aufklebern, die jedes
Auto schmücken müssen.
Und unsere Grundnahrungsmittel, vor allem das Brot, ein El-Dorado
für all die pädophilen Kinderschänder. Verhungernde Kinder, nackt und in den
letzten Atemzügen. Ja, der Besitz von keinem Brot kann tödlich sein, das
soll der Verbraucher wissen.
Und für die Kassen der Supermärkte wurde auch schon eine
Einlage für die Geldscheinfächer der ausbleibenden Geldscheine entworfen:
Die EU-Finanzminister informieren: "Geld besitzen kann tödlich sein". Diesen
Spruch mit Leichen von erschossenen Geiseln unterlegt.
Ja, Aufklärung tut wirklich Not.
Andreas Böck
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andy.satire@as-netz.de
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