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December, 2004 - Nr. 12

 

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Vorsicht Satire!

Andreas Georg BöckAufklären, Ermahnen, Warnen

Endlich haben sich die EU-Kommissäre und EU-Minister aufgerafft, ein Tabu zu brechen - natürlich zum Wohle und für die Gesundheit der Bürger. Ein Feind wird bekämpft. Millionen hat es gekostet, um ihn richtig böse darzustellen und ihn auch für alle Schichten als Feind erkennbar zu machen.

Doch manche wollen es immer noch nicht wahrhaben, daß die einstige Gesellschaftsdroge nun zum Assozialenausweis degradiert werden soll. Aber da wird abgeholfen. Leichen, bzw. die Teile einstiger, lieber Mitbürger werden fotografiert und auf Zigarettenpackungen aufgedruckt.

Das hätte sich Onkel Kalistus auch nicht träumen lassen, daß seine Raucherlunge einmal so berühmt wird. Eine glänzende Idee ist diese Werbecampagne - und vor allem ausbaubar. Schon melden sich andere Branchen und suchen Bilder für diese, schon lange bewährte Werbestrategie.

Die Negativwerbung hat mit dem "unmöglichen Möbelhaus" ihre Kinderschuhe verlassen und steht nun vor der Vollendung und Perfektion. Bier, Wein und Schnaps wird in Zukunft nur noch in 2-Liter-Gefässen verkauft, um mehr Platz für aufklärende Bilder auf der Verpackung zu schaffen. Nach dem obligaten Spruch: "Die EU-Minister warnen: Das Sammeln und Tauschen der Bildchen ist aus Pietätsgründen verboten," folgt eine Auswahl von aufklärenden Bildern. Wir finden dann Tante Elfriede bzw. die Teile, die nach der Attacke ihres besoffenen Alten übrig geblieben sind. Als Mittelpunkt des Flaschenetiketts sehen wir einen wunderschönen Augapfel, garniert mit ausgeschlagenen Zähnen in frisch Erbrochenem. Und - natürlich in Farbe - die Wunden von Messerstichen, bevorzugt der Bereich des Unterleibs. Würgende Hände zieren den Flaschenverschluß. Oh, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Natürlich bleibt auch die Autobranche nicht verschont. Schon auf dem Kaufvertrag leuchten die Bilder der Unfalltoten mit zerquetschtem Schädel, herausquellende Eingeweide zwischen Lenkrad und Tachometer. Ja, Autofahren kann tödlich sein, das muß gesagt und vor allem auch den Kindern schonend nahegebracht werden. Natürlich mit bunten Aufklebern, die jedes Auto schmücken müssen.

Und unsere Grundnahrungsmittel, vor allem das Brot, ein El-Dorado für all die pädophilen Kinderschänder. Verhungernde Kinder, nackt und in den letzten Atemzügen. Ja, der Besitz von keinem Brot kann tödlich sein, das soll der Verbraucher wissen.

Und für die Kassen der Supermärkte wurde auch schon eine Einlage für die Geldscheinfächer der ausbleibenden Geldscheine entworfen: Die EU-Finanzminister informieren: "Geld besitzen kann tödlich sein". Diesen Spruch mit Leichen von erschossenen Geiseln unterlegt.

Ja, Aufklärung tut wirklich Not.

Andreas Böck

 

Comments to: andy.satire@as-netz.de

 

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