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December, 2004 - Nr. 12

 

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Ham Se det jehört?

  War’n Se mal uffm Weihnachtsmarkt? Icke meine nen echten, in Deutschland, wo man Glühwein ohne Schwierichkeiten trinken kann, und es so viele Auswahl jiebt, det so een Weihnachtsmarkt schon bald zum Zirkus wird. Trotzdem isses schön, denn die Jerüche alleene sind es wert. Besonders in kleineren Städchen und een wenich weiter östlich, wo Kunsthandwerk noch in der Umgebung gemacht wird, da kann es sehr schön sein.

Sind wer doch ehrlich, watt wir hier machen is doch, jenau wie Oktoberfest, nur een Abklatsch. Der in Kitchener allerdings ist sehr echt; det muss man ihnen lassen. Rund umme City Hall und innen da jeht es richtich weihnachtlich zu, mitte 3 Js: Jerüche, Jesang, und Jeschenke. Ick freu mir immer draußen zu stehen und Glühwein zu trinken und zu sehen, wie die Leute janz jrosse Oojen kriegen, wenn der Chor so schön singt. Und wenn et dann ooch noch schneit, so wie det eine Jahr, Mensch, da kommen sojar mir die Tränen, und det, wo icke doch jar nich sentimental bin!

Da fallen eenem eben all die alten Kamellen wieder ein, Kindheitserinnerungen von vor dem Kriech...dann war et ja sozusajen vorbei, jedenfalls bei Otto Normalverbraucher. Während des Kriejes hab icke keene schöne Weihnachtserinnerungen außer, det et sehr kalt war und meine Kumpel und icke mal zusammen uffm Feld am Heilichen Abend Zijaretten mitte Ruskies ausjetauscht ham. Am nächsten Tag flogen die Jeschosse wesentlich höher als sonst. Da wollte man wieder leben und keenen erschiessen, dem man am Abend vorher die Hand geschüttelt hat; denn wir kamen ja vonne kurzen Hosen direkt inne Knobelbecher, oder fast jedenfalls. Wir waren noch nicht janz taub.

Und wenn icke denn heute so durch ne Weihnachtsmesse loofe und sehe, was die Leute koofen, denn denke ich et is wieder nach dem Krieg: Man jeht zur Weihnachtsmesse, um Fressereien zu koofen! Det war alles, was man im Kopp hatte: Essen. Wo man ging und stand: Essen. Wir waren ja ewich hungrig, für Jahre! Det war een Dauerzustand! Kann man sich heute jar nich mehr vorstellen. Wir sind nu so alt jeworden, det wir nur noch an det leibliche Wohl denken. Jeschenke? Wir ham ja alles! Die Kinder ham alles, und die Enkel mögen nicht, was wir mögen...Also was soll’s...Man jeht eben hin, um zu sehen und jesehen zu werden, aus Sentimentalität.

Und ooch det is jut. Besser noch Jefühle zu haben als keene! Wissen wir wenichsten, det wer noch da sind.

Also, uff nach Kitchener, da wo et noch echt deutsch weihnachtlich zujet. Noch eenmal sentimental sein und mit feuchten Oojen innen riesigen Tannenboom kieken und „Stille Nacht" mitsingen. Det is doch schön...und nen Teddybären oder so was werden wir ooch noch finden für det Enkelkind, der ist nie ausse der Mode!

Also, wir sehen uns denn dort, nicht wahr? Bei der Glühwein-Bude!

Daruff eene...nee nee, also eenen Glühwein!

Ihr Eberhard Kurt Walter

 

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