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September, 2005 - Nr. 9

 

The Editor
Rachel Seilern
Recht! - Menschenrecht?
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Das Recht des Menschen! – Menschenrecht?

  (Eine assoziative Betrachtung)

Nichts ist so brüchig, so fragil, wie dieses Substantiv, welches ebenso inflationär wie instrumentalisierend benutzt wird! Menschenrecht! Menschenrecht? Mit Fragezeichen, ja, da es benutzt und nicht genutzt wird!

Denn der schlimmste Despot verkündet, dass er seine Taten im Dienste der Menschen, im Sinn des Rechtes des Menschen vollzieht - und jeder Despot achtet selbstverständlich die Menschenrechte. Schauen wir nach Afrika und Asien was sehen wir dort - wie sind dort die Menschenrechte geachtet? Geschweige denn verwirklicht!?

Aber was hilft es von Menschenrechten zu reden, wenn selbst demokratische Staaten wir die USA ein Guantanamo schaffen? Was ist die Grundbedingung, dass es überhaupt zu Menschenrechten kommen kann, welches ist das Fundament auf dem das Recht auf Menschlichkeit fusst? Diese Fragen sind wichtig – denn sonst schweben die Menschenrechte im freien Raum, sind nicht geerdet und beim leisesten Flügelschlag eines Schmetterlings rauscht sie uneinholbar davon!

Ist das Fundament die Religion? Die Ethik? Ist es die ( jeweilige ) Einsicht? ( Einsicht wovon? Auch diese braucht den Wertekompass!).

Wir sprechen von Menschenrechten, doch kennen wir ihren Bauplan, wissen nicht einmal ob sie für eine wirtschaftlich globale Welt auch global verbindlich sind?! Ein Blick in die Zeitungen beraubt uns jeglicher Illusion der global geachteten Menschenrechte. Nun wie formulierte der deutsche Künstler Herbert Achternbusch:

„Du hast keine Chance aber nutze sie!" „Dies ist exakt die Situation der Menschenrechte: absurd, grotesk, ein Weg durch die Wüste und Dschungel gleichermassen!"

Doch was ist das Fundament oder vielleicht auch die Fundamente der Menschenrechte? Es war vor langer Zeit initiierend die Religion. Erinnern wir uns an die Entstehung der Caritas in ausgehenden römischen Zeiten , denken wir an den Johanniter Orden, der seine Heimat nach bewegter Vertreibung auf Malta fand und verteidigte und somit auch Europa verteidigte. Und doch gab es in allen diesen positiven Ansätzen weiterhin das Sklaventum, die zementierte soziale Schicht, Herkunft, die Selbstverständlichkeit der Mächtigen!

Die Religion als Fundament der Menschenrechte ist es nicht mehr aus christlicher Sicht, zu unwesentlich ist Religion geworden - sie ist heute auch Marktprodukt, die alles beherrschende Idee des Marktes hat sie dazu verkommen lassen. Effektvolle TV-Prediger haben nichts mit Religion zu tun aber viel mit dem Markt der Medien! Ist sie in anderen Weltreligionen noch das Fundament für Menschenrechte? Sind wir nüchtern so müssen wir feststellen, dass dem so nicht ist!

Wenn die Religion - nicht mehr - das Fundament ist was dann: die Ethik ?

Ein grosser Begriff - doch ist und wird Ethik kulturell bestimmt! Was in einer Weltgegend ethisch ist wird in einer anderen Weltregion als barbarisch betrachtet. (Vielleicht sollte man Lokal-Ethik als Moral bezeichnen. Die Redaktion) Bedeutet dies, dass man zu der schmerzlichen, wenn auch realistischen, Erkenntnis kommen muss, dass es keine allgemein verbindlichen Menschenrechte gibt? Weil das, was der Mensch ist, so völlig anders betrachtet wird je nachdem wo er sich befindet? Das jede kulturell Grossregion diese für sich definieren muss, soll?-

Doch was bedeutet es, wenn man von der Universalität der Menschenrechte abrückt? Sie frei gibt, die Diskussion beendet da für ihre Durchsetzung eher mehr dagegen als dafür spricht?

Durch diese Freigabe, durch die Beendigung der Diskussion über Menschenrechte würden zweifelsfrei die Mächtigen dieser Welt noch mächtiger und zwar in einer Weise, an deren Ende die Ohnmacht der Mehrheit der Menschen stehen würde. Die Despoten würden noch despotischer, menschenverachtender als das sie es jetzt schon sind und auch können ohne das ihnen ernst zunehmen etwas passiert! Orgien der Willkür – schon jetzt werden sie vor den Augen der Weltöffentlichkeit in orgiastischer Manier zelebriert – würden epidemisch über die Menschen hereinbrechen – ein Tzunami der Gewalt wäre das Resultat. Die Aufgabe eines Prinzips bedeutet die Steuerungslosigkeit der Folgen dieser Prinzipienaufgabe!

Ein Kapitän der das Prinzip der Navigation aufgibt, dessen Schiff wird zum Spielball der Elemente, der Gezeiten! Nur mit dem Prinzip der Navigation, der präzisen und konsequenten Kenntnisse und Durchsetzung seines vorbestimmten Kurs lässt das Schiff relativ sicher durch die Ozeane führen und bietet Anlass zu der Hoffnung, den Zielhafen auch zu erreichen!

So denke ich muss es sich mit den Menschenrechten verhalten. Die Menschenrechte sind Kompass und Prinzip der Navigation, wenn wir diese aus der Hand geben ist jedes Schiff nicht mehr steuerbar, nicht nur ein Schiff, und die Ozeane an Krieg und Gewalt würden uns überfluten nur mit dem < Kompass Menschenrechte > in der Hand haben wir eine Chance, die Piraten der Menscherechte zu verfolgen, aufzubringen oder sie - hoffnungsvoll geträumt – sie schon im Vorfeld ihrer Piraterie auszuschalten! Und den Kapitänen der Menschenrechte wächst eine ähnliche Bedeutung zu, wie den Kapitänen zur See: von starker Persönlichkeit, hoher Kenntnis ihres Fachs und integerem Menschsein. Glaubwürdigkeit ist hier das zentrale Stichwort! Denn nur wer die Menschenrechte glaubwürdig vertritt kann auch langfristig Wirkung und positive Resultate im Sinne der Menschenrechte erzielen!

Was also tun mit den Menschenrechten?

Ich möchte es mit einem literarischen Bild verdeutlichen: Die Ballade < John Maynard > ( 1885 ) von Theodor Fontane.

Es handelt von einem Schiff, welches auf dem Eriesee fährt und auf dem Feuer ausgebrochen ist. Besagter John Maynard ist der Steuermann des Schiffes, er hält das Steuer fest in den Händen weicht nicht ab vom Kurs ab hin zum Strand von Buffalo. Das Schiff erreicht den Strand alle Passagiere sind gerettet nur John Maynard ist tot: „Das Schiff geborsten./ Das Feuer verschwelt ./ Gerettet alle./ Nur einer fehlt./"

Dies Bild verdeutlicht, dass die Menschenrechte und damit die Menschen nur gerettet werden können, wenn man konsequent den Kurs beibehält, auch dann wenn die Steuermänner und Kapitäne der Menschenrechte den Tod erleiden! Und es soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass es viele ungenannte Persönlichkeiten gab, die für dieses Ideal ihr Leben verloren!—Würden wir die Menschenrechte aufgeben wir würden in die Tiefe, in die ozeane Tiefe unkontrollierbarer menschlicher Abgründe gerissen, ohne Hoffnung jemals wieder den Hafen der Menschlichkeit betreten zu können! Und wir müssen unsere – immer noch - fragile Navigation Menschenrecht beweisen, fundamentieren, erklären. Es reicht nicht darauf hinzuweisen, dass es sie gibt, das sie schriftlich deklariert worden sind, feierlich und in Leder gebunden- nein wir müssen beweisen, warum es auch sinnvoll ist, diese – auch global – zu befolgen! Und wir brauchen nach wie vor Persönlichkeiten vom Schlage eines John Maynard.

Eine Anmerkung zum Schluss sei erlaubt: Menschenrechte sind kein Konsumartikel! Sie sind ein Wert - der im wahrsten sinne des Wortes - der kolossalen Mühe bedarf. Und da alles heute Markt und Produkt ist oder wird, verlieren jene Dinge die sich nicht für den Markt eignen an gesellschaftlicher Bedeutung, ja ihnen wird die Existenzberechtigung streitig gemacht. Und es könnte die Ironie der Geschichte werden, dass gerade der liberale Markt, die Freiheit des Handels es sind die, die Menschenrechte wieder abschaffen, nicht weil sie dagegen sind, nein , viel banaler, sie – die Menschenrechte – fallen durch die ökonomische Wahrnehmung, denn nichts ist dem Markt, dem Kapitalismus so gleichgültig wie das, was er nicht zur Profitmaximierung verwenden kann! Und Menschenrechte sind aus rein ökonomischer Sicht eher ein Verlustgeschäft, auch, obwohl das Produkt-Marken-Image heute so an Bedeutung gewonnen hat, ist aber stets nur punktuell ausgerichtet im Sinne von : die Mitarbeiter haben einen Fitnessraum, aber die Rohstoffe kommen aus Afrika und dort haben die Arbeiter seltenst einen Fitnessraum.—

Also sind wir vorsichtig mit dem was wir dem Markt unterordnen! Die Menschenrechte sollten und dürfen nie dazugehören!

Paul-Bernhard Berghorn

Zürich, 20.August 2005

 

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