War ja nicht viel los im Januar. Man konnte ruhig
Winterschlaf machen, so hab ick mir jedacht, aber denn klingelte
ewig det Telefon und Leute riefen an und wollten über diese
neuen Regelungen wejen der deutschen Rente wissen.
Watt soll ick Ihnen sajen? Ick alter Hund habe mich schon so oft
darüber jeärgert, ick habe uffjehört mir zu ärgern, und will
persönlich schon jarnischt mehr damit zu tun ham. Mir hat man
schon vor Jahren so viel Schwierichkeiten jemeacht, ick habe mir
entschlossen, det se meine Rente behalten können. Nun muss ick
nicht jedes Jahr beweisen, det es mich noch jibt, und ich muss
nicht zum Konsulat und stundenlang warten und ich muss mich
nicht dafür entschuldigen, det ick noch lebe, und nun kommt noch
hinzu, det meine privaten Anjelegenheiten privat bleiben.
Nun überlejen Se mal: Vielleicht isses jerade das, wat se
wollen, det will alle so wie icke damals, die Jedult verlieren
und sajen: Macht doch was Ihr wollt, behaltet die Kohle und ick
hab meine Ruhe.
Det wäre natürlich ein großes Ersparnis für det Vaterland.
Schließlich leben wir zu Zehntausenden, wenn nicht
Hunderttausenden oder sogar Millionen im Ausland.
Oder es jibt natürlich ooch noch ne andere Alternative, und det
is det wir nun die ersten Schritte in Richtung zentrale
Weltregierung sehen. Sie sajen neeeee?
Also kieken wir mal: Deutschland verlangt, det wir alle unser
Steuerberechnungen aus Kanada darstellen. Det kommt im
geschäftlichen Sinne einer Situation ähnlich, wo eine Firma alle
Zentral-Karteien ins Ausland abliefert. Geschäftsgeheimnisse
gibt es nicht mehr. Jeder weiß, wat jeder macht und verdient.
Privates ist jetzt öffentliches Gut. In anderen Worten, ein
anders Land weiß über die Bürger eines anderen Landes genau
Bescheid, ohne einen Grund dafür zu haben, der irgendwo in einem
Internationalen Gesetzbuch zu finden ist. Oder? Det soll mir mal
eener erklären! Und denn wollen se det och noch rückwirkend
haben von Leuten, die sowieso schon nicht viel haben und
wahrscheinlich unfähig sind, det selber auszusortieren, und die
müssen dann och noch etliche Hunderte zahlen, die se nicht
haben, um sich det machen zu lassen.
Neulich sagte mir eene alte Dame meines eigenen Semesters, det
se nun ihr Haus verkoofen müsste, um det alles zu
bewerkstelligen!
Unser Büro hat den Präsidenten vom Kanadischen Deutschen Kongresses anjeschrieben und
der hat jesacht, det unsere General Konsulin jesacht hat, det
man erst mal ordentlich Protest einlejen sollte.
Det könnte heißen, det das letzte Wort wohl doch noch nicht
jesprochen worden ist. Irjendwie kommt mir det ooch alles
spanisch vor, von wejen internationaler Jesetze und Freiheiten
usw. Ein anders Land kann doch nicht so einfach entscheiden, wen
sie nun ins Unglück stürzen und wen nicht!? Oder? Und det noch
in diesem finanziellen Klima, wo so viele sowieso schon uffem
letzten Loch pfeifen!
Also wissen Se, ich hatte mal en Arbeitsunfall als junger Mann.
Da hat man mir als einmalige Entschädigung 2 Tausend Dollar
anjeboten oder $79.00 auf Lebenszeit, watt nun schon fast uff
hundert anjewachsen is. Is ja wohl klar, det ich wusste, det ich
nach mehr als 2 Jahren schon das einmalige Anjebot übertroffen
hätte. Und nun nach 40 Jahren sind diese paar Dollar manchmal
lebenswichtig für mich. Ich weiß, det et
anderen ooch so jeht.
Wir sind nicht alle unabhängig reich und betucht.
Also, überlejen Se man noch mal, wat Se denn nun machen. Ick bin
froh, det ich mich schon damals abjeseilt habe.
Was soll’s? Ick soll mir nich uffrejen hat der Doktor jesacht.
Leichter jesacht als jetan, wenn man mitten drin sitzt. Aber
icke ja jlücklicherweise nicht!
Daruff eene Molle!
Ihr Eberhard Kurt Walter
Eberhard Kurt Walter kommentiert im Berliner Dialekt mit
Humor und Satire aus deutsch-kanadischer Sicht.
|
|