Eine andere Welt?!
Dank meiner Ausbildung konnte ich mir einen Kindheitstraum
erfüllen und ein faszinierendes Land und dessen Einwohner kennen lernen –
Aotearoa, das Land der langen weißen Wolke.
![Mount Cook [Photo: Antje Steiger]](309c-Antje-c_small.jpg)
Neuseeland, wie das von Abel Tasman entdeckte Land in
unserem Sprachgebrauch genannt wird, ist ein landschaftlich
abwechslungsreiches und sehr aufregendes Land. Es ist ein Erlebnis wert,
denn hier kann man noch wahrhaftige Natur entdecken und genießen, in
tiefschwarzen Nächten das Kreuz des Südens und die Milchstraße bestaunen,
ein Vergnügen, das in Europa kaum noch möglich ist.
![Lake Tekapo [Photo: Antje Steiger]](309c-Antje-a_small.jpg)
Die Inseln sind ein Mikrokosmos der schönsten Landschaften
der Erde: So gibt es aktive Vulkankrater, Gebiete heißer, schweflig
duftender Erde mit Geysiren, subtropische Regenwälder mit beeindruckenden
Pflanzen und Tieren, atemberaubende Fjordlandschaften und ein Hochgebirge
mit zahlreichen Gletschern. Ebenso aufregend ist die abwechslungsreiche
Strandlandschaft, denn es gibt neben ellenlangen Sandstränden auch
abgelegene Badebuchten und vor allem an der Westküste wellenbrechende
Surfstrände.
Auf
der Nordinsel im Waipoua Kauri Forest befinden sich die größten und ältesten
Baumriesen der Erde, die Kauri Trees. Es verschlägt es einem nicht nur den
Atem, wenn man vor Te Matua Ngahere, dem Vater des Waldes, mit über 5 m
Stammesdurchmesser und mehr als 4000 Jahren auf dem Buckel steht.
Neuseelands Bewohner sind herzliche, aufgeschlossene und
sehr freundliche Menschen. Die Begegnung mit den Kiwis, wie sich die
Einwohner selbst nennen, ist jedes Mal ein Erlebnis, denn sie plaudern gern
aus dem Nähkästchen und sind stolz, Kiwis zu sein. Ich erinnere mich ganz
besonders gern an eine Begegnung mit einem künstlerischen Farmer und
Tierliebhaber in der Nähe von Nelson auf der Südinsel. Auf der Suche nach
einem ganz besonderen Mitbringsel, war ich auf einer Künstlerroute unterwegs.
Das Schild an der Zufahrt zu dieser Farm versprach mir ganz besondere
keramische Werke und so bog ich ab. Das Schild hatte nicht zu viel
gesprochen, denn die Werke, vor allem exotisch gestaltete Fische, waren sehr
interessant gestaltet. Als der Künstler und Eigentümer der Farm das
herannahende Auto erblickte, kam er sofort auf mich zu und begrüßte mich
sehr herzlich mit „G’day mate, how are you? Ah you´r german. Welcome." Das
stimmte mich doch etwas nachdenklich, dachte ich doch, dass man mich nach
fast vier Monaten Aufenthalt nicht mehr so leicht als Ausländerin erkennen
würde. Schließlich hatte ich noch kein einziges Wort zu ihm gesagt.
„Deutsche sind immer so ernst", sagte er und ich musste lachen. Seine
Herkunft kann man nicht einmal schweigend verheimlichen. Wir fingen
daraufhin ein sehr lebhaftes Gespräch an und er zeigte mir neben seinen
keramischen Werken auch seine Vögel. Er hätte gern einen Vogelpark, denn er
liebt diese Tiere über alles. Unter dieser Vogelvielfalt waren auch zwei
ganz besondere Gesellen, zwei junge Pukekos. Er fand die verlassenen Eier
bei einem Streifzug durch die Gegend und nahm sie mit. Eine seiner Enten
brütete die zwei aus und war seither dessen Mama. Pukekos, auch Purpurhühner
genannt, haben ein blauschwarzes Federkleid und unheimlich große Füße. Das
war auch das erste, was man von den Kleinen sah – ihre riesigen Füße, die
größer als ihr Oberkörper zu sein schienen. Ich habe diese Begegnung sehr
genossen, denn auf diese Weise konnte ich die tiefe Verbundenheit der
Neuseeländer zu ihrer Heimat hautnah erleben.
![Marlborough Sounds [Photo: Antje Steiger]](309c-Antje-b_small.jpg)
Neuseeland ist nicht nur ein Land der geographischen
Superlative. Es lebt durch seine Menschen und wäre ohne sie nur halb so
schön.
- Antje Steiger, 2/9/2003 -
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