August, 2004 - Nr. 8
Vorsicht Satire!
Man nannte Ihn ‘User’
Es war einmal vor vielen, vielen Tagen, da setzte sich ein kleiner Junge in das Büro seines Papas und schaltete den Bildschirm ein. Schnell hatte er begriffen, was man da alles machen konnte und schon bald war der Computer sein Freund geworden. Er gestattete ihm Spiele zu spielen, in Städten spazieren zu gehen, Bilder anzuschauen und eben all das, was man mit einem Computer so machen kann.
Nie schimpfte er, nie ermahnte er ihn doch nun ins Bett zu gehen, nie fragte er nach der Hausaufgabe, er war einfach ruhig und machte alles, was man ihm befahl. Er wollte auch nie etwas von der Schokolade abhaben, wollte nicht an der Limonade trinken, er war einfach lieb.
Bald schon machten sich die Eltern, die Nachbarn und die Freunde unseres kleinen Jungen Sorgen, Sorgen um Thomas – so hiess der Junge eigentlich, doch dies hatte er schon seit Tagen vergessen. Er war nicht mehr der fröhliche Junge, der lachte, spielte und ab und an mal Unfug machte.
Der
Computer nannte ihn zärtlich ‘User’ und das gefiel ihm. So sagte er, wurde
er nach seinem Namen gefragt, "Ich heisse User". natürlich glaubten die
Leute das, es gibt ja heutzutage die seltsamsten Namen. Und so nannten ihn
alle Leute User.
Die Abstände, in denen man ihn nach der Schule auf der Strasse sah wurden immer grösser. Bald konnten ihn die tollsten Angebote seiner Freunde nicht mehr aus dem Büroraum locken.
Vor wenigen Wochen, als er noch Thomas hiess, da hatte seine Mama das Wort ‘Eis’ noch gar nicht fertig ausgesprochen, stand er schon da und leckte sich die Lippen. Und User? Der hörte das gar nicht.
So verstrich Tag für Tag und bald schon hatte man Thomas vergessen.
Nur von User hörte man noch einmal als er zum Arzt musste. Er war mager geworden, sein Rücken schmerzte und seine rechte Hand war vom immerwährenden Halten der Maus zu einer Muschel geformt und liess sich nicht mehr öffnen.
So fragte auch bald niemand mehr nach User, warum auch? Es war ja ohnehin vergeblich. Für das Fussballspiel hatten seine früheren Freunde einen Ersatzmann gefunden. Ja sogar der Lehrer in der Schule wollte nicht mehr nach ihm fragen und trug ihn einfach in die Krankenliste ein. Und am Tisch bei den Eltern sass zur Essenszeit weder ein Thomas noch ein User. Ein kleiner Junge aus der Nachbarschaft, dessen Eltern beide zur Arbeit gingen nahm den Platz ein. Und der strahlte, hörte er das Wort ‘Eis’ wie früher einmal ein Thomas, der bald ganz vergessen war. Und User, wer ist das ? User, so heisst heute doch jeder, sobald einen Computer anschaltet.
Andreas Böck
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