Zürich
leistet sich ein neues Juwel. Oder besser, hat das bestehende Juwel neu
geschliffen und ihm eine architektonisch wunderbare Fassung gegeben: das
Museum Rietberg.
Die Geschichte des Museums beginnt offiziell am
24. Mai 1952, am Tag der Eröffnung. Kern dieses Museums ist die Sammlung von
asiatisch und afrikanischer Kunst des deutschen Baron Eduard von der Heydt.
Er schenkte- diese seine - gesamte Sammlung der Stadt Zürich. Heimstatt
dieser Sammlung und des damit verbundenen Museums wurde die berühmte Villa
Wesendonck, jene Villa des deutschen Kaufmanns bei dem Richard Wagner häufig
als Gast weilte und der hier die Inspiration zu den Wesendonck-Liedern
erhielt und an seinem < Tristan > arbeitete. Also: ein Ort der Kultur.
Schon während des II. Weltkrieges hatte von der
Heydt Teile seiner Sammlung als Leihgaben an europäische und US Museen
gegeben. Während die europäischen Museen die Leihgaben an Heydt bzw. and das
Rietberg-Museum zurückgaben, verweigern die USA bis heute (!) die Rückgabe
der geliehenen Kunstwerke. Soviel als Skizze zur Geschichte, dass diese
natürlich fassentenreicher ist, liegt auf der Hand.
Nach nun dreijährigem Um- und Erweiterungsbau,
erstrahlt das Museum in neuem und modernen Glanz.. Die
Architektengemeinschaft Alfred Grazioli (Berlin) und Adolf Krischanitz (Wien)
haben ein architektonisches „Kabinettstück" abgeliefert, und nicht umsonst
heisst dieser neue Teil des Museums <Smaragd>. Diesen betritt man zunächst
über einen Vorplatz, der mit Akazienholz ausgelegt ist, und schreitet dann
in einen ca. sechs Meter hohen, aus dunkel grün tätowiertem Glas bestehenden
Baldachin. Der Aufdruck soll das Kristallgitter eines Smaragdes darstellen.
Durch diese grosszügig gestaltete Glaskomposition, erhält das Gebäude schon
im <Vorfeld> eine hohe künstlerische Akzentuierung und die Assoziation zur
islamischen Ornamentik ist in Bezug auf die ausgestellten Artefakte sinnvoll.
Hat man den Glasbaldachin durchschritten, gelangt der Besucher in das Foyer
des Museums, welches durch klare Strukturen und besondere Materialien
besticht, als da sind der aus grünen Schieferplatten bestehende Boden und
die braunweiss schimmernde, türkischen Onyxplatten.
Die eigentlichen Ausstellungsräume liegen
unterirdisch. Zwei Geschosse zu je 1300m2 wurden in die Erde
getrieben. Würde man es nicht wissen, der Besucher könnte meinen, es sei
ebenerdig. Die Lichtgestaltung ist ebenso hervorragend wie diskret und die
Sammlung hat nun Platz. Einundzwanzig Säle mit aussereuropäischer Kunst
laden zum Betrachten und Verweilen ein.
Das zweite Untergeschoss ist den wechselnden
Ausstellungen vorbehalten, sowie die aktuell laufende <KANON- Göttliches
Mitgefühl> (die in Japan beliebteste Gottheit), in der Skulpturen und Bilder
aus dem 7.-14. Jahrhundert gezeigt werden, darunter einige Exponate, die
noch nie ausserhalb Japans zusehen waren, und die selbst dort, kaum der
Öffentlichkeit zugänglich sind.
Neu und einzigartig ist auch das Schaudepot. Es
ermöglicht einen Blick hinter die Kulisse, d.h. über 4000 Kunstobjekte, die
sonst im dunklen Keller lagern, können nun in Ruhe bewundert, kritisch
angesehen oder zur Erfreuung in die Besucherseele aufgenommen werden. - Eine
Methode, die auch andere Museen übernehmen, oder zumindestens darüber
nachdenken sollten.
Noch ein Wort zu der äusserst gelungenen
Treppenanlage des Museums. Sie ist vollständig in hellem Holz gehalten,
umfasst von einem durchaus orientalisch anmutenden Holzgitter, welches sich
über beide Untergeschosse erstreckt. Der Besucher gelangt so eingestimmt in
die fünf Meter hohen Ausstellungsräume, die bemerkenswerterweise ohne
tragende (und häufig auch störenden) Stützen auskommen, welches so den Blick
auf die Kunstwerke ungestört schweifen lässt. Dass man in die
Ausstellungsräume auch mit dem Lift gelangen kann, versteht sich für ein
modernes Museum von selbst, zumal wenn der Gesamtbetrag des Umbaus bei 46
Millionen Schweizer Franken liegt. Hierbei muss erwähnt werden, dass diese
nicht nur vom Stadtzürcher Steuerzahler aufgebracht wurden, sondern, dass
auch Schweizer Firmen dieses kulturelle Projekt tatkräftig finanziell
unterstützten und förderten. –
Auch unter dem Gesichtspunkt der Ingenieurkunst
ist bemerkenswertes geleistet worden. Ein historisches Gebäude wie die Villa
Wesendonck umzubauen und mit einem Erweiterungsbau zu ergänzen, ohne das z.B.
die wertvollen Bodenmosaiken der Villa beschädigt wurden, nun dies spricht
für sich.
Zürich ist immer eine Reise wert. Nun hat
Zürich einen zusätzlichen Grund erhalten, warum man dort hinreisen sollte:
Das Museum Rietberg.
Für die Architektur-
und Kunstinteressierten sei daher an dieser Stelle der Internet Link des
Museums eingefügt: