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von Marianne SchmidtInsel HiddenseeEin letztes Stück ParadiesWer einmal so richtig ausspannen möchte fern von Hektik und Großstadtlärm, der findet Erholung auf der Insel Hiddensee, der kleinen Schwester Insel von Rügen. Man nennt sie auch "dat söte Länneken", und dieses süße Ländchen ist die Perle der Ostsee. Die autofreie Insel bietet Erholung pur. Zu erreichen ist sie ab Stralsund mit der Fähre, die alle 3 Häfen, Neuendorf, Vitte und Kloster der Insel anfahren, oder man fährt auf die Insel Rügen Richtung Schaprode, parkt dort sein Auto auf einem kostenpflichtigen bewachten Parkplatz und nimmt dort die Hiddenseefähre. Selbst Inselbewohner dürfen ihre Autos nicht mit auf das söte Länneken nehmen. Nur Polizei, Arzt, Schulbus, Feuerwehr dürfen auf der Insel fahren, Versorgungsfahrzeuge nur mit Elektromotoren. Egal in welchem Ort sie ankommen, es empfängt sie die unberührte Schönheit der Natur dieser 18 km langen Insel. Hier ist die Zeit stehengeblieben. Die alten Häuser lassen erahnen, wie man vor Jahrhunderten auf der Insel gelebt hat. Der sonnenreichste Ort Deutschlands ist ein Paradies für Radler. In jedem Ort können Fahrräder ausgeliehen werden. Wer es gemütlicher liebt, wählt die Kutschfahrt. Einen Ausflug zum Leuchtturm auf dem Dornbuschhügel muss man allerdings zu Fuß erwandern, was sich jedoch lohnt. Mit einem herrlichen Blick über die Insel bis rüber nach Rügen lassen alle Anstrengungen vergessen. Bei klarer Sicht lässt sich auch die Kreideküste der dänischen Insel Mön erkennen. Doch so müßig ist der Weg nicht, wenn man immer etwas Rast macht, die herrlichen Blicke der Natur genießt. Viele Raststätten laden zur Erfrischung und Erholung ein. Dat söte Länneken, die Perle der Ostsee, hat noch einen dritten Namen, die Künstler-Insel. Die Schönheit der Insel zog schon Anfang des 20. Jahrhunderts Schriftsteller, Schauspieler und Maler an. So gab es in diesem Jahr eine Sonderausstellung zum 50.Todestag der Inselmalerin Elisabeth Büchsel im Inselmuseum Hiddensee in Kloster. Unter dem Titel "Tante Büchsel ist zurück". Ihre Bilder zeigen das Leben der Fischer und die Schönheit der Insel. Aber auch Asta Nielsen, Gerhard Hauptmann, Thomas Mann und Albert Einstein und viele andere wurden von der Faszination der Insel angezogen. 1885 besuchte der Dichter Gerhard Hauptmann erstmalig die Insel und ab 1926 bis 1943 verlebte er die Sommermonate im Haus Seedorn in Kloster. Gestorben ist Hauptmann in Agnetendorf in Schlesien, wurde jedoch am 28. Juli 1946 nach Hiddensee überführt und auf dem Insel-Friedhof bestattet. Von Dornbusch über Kloster kommt man nach Vitte dem Hauptort der Insel. Mit seinem weißen Seglerhafen, einem langen Badestrand zieht er viele Touristen der Wassersportler an. Die "Blaue Scheune", ein über 200 Jahre altes Künstleratelier, in dem auch Asta Nielsen lebte, und eine alte Mühle sind für Fotografen die beliebtesten Motive. Wer sich für das Leben der alten Fischer interessiert, der sollte unbedingt eine Kutschfahrt durch eine der schönsten Dünenheiden Europas in das urwüchsige, fast weglose Fischerdorf Neuendorf machen. Hier erinnert alles an Tante Büchsel und ihre gemalten Bilder der Fischer bei Sturm und Eis. Große Fischernetze sind vor dem Fischerhaus gespannt, die alten Utensilien im Haus geben Einblick in das karge Leben der Fischer. Die alte Dorfarchitektur mit seinen Reet gedeckten Häusern steht unter Denkmalschutz und so sind die Fischer, die dort noch vom Fischfang leben, etwas benachteiligt, was den Tourismus anbelangt. Ob zu Fuß, zu Rad oder mit der Kutsche die Insel ist ein Himmelreich. Auch auf der sonnenreichsten Insel gibt es Regen und Sturm und dann sollte man unbedingt ans Wasser gehen, sich den kalten Wind um die Nase wehen lassen, eine frische Brise von den hoch schlagenden Wellen mitnehmen, um anschließend in einem der vielen alten Lokalen einen steifen Grog zu genießen. Und wenn die kalte Jahreszeit kommt dann denkt man an das Christkind. Was wäre Hiddensee ohne eine besondere Geschichte zur Weihnachtszeit. Ich fand sie in einem Hiddensee Buch. Und diese Geschichte erzählt uns von dem Bügelbaum. Als Weihnachtsbaum der besonderen Art war der Bügelbaum bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auf Hiddensee gebräuchlich. Wieviel Zeit, Liebe und innere Freude steckte in so einem Bügelbaum. Mit nur einfachen Mitteln wurde etwas so schönes geschaffen um den Kindern eine Freude zu machen. Der Bügelbaum war aus einer Not entstanden, denn während in den Städten und Dörfern auf dem Festland der Weihnachtsbaum, die geschmückte Tanne oder Fichte schon seit dem 16. und 17. Jahrhundert bekannt war, waren auf der Insel diese Bäume weder heimisch noch konnten sie beschafft werden. So half sich der Hiddenseer Hausvater auf seine Art. Er stellte in einen mit Sand gefüllten Eimer oder in ein Standkreuz einen oben zugespitzen Besenstiel. Aus Weidenruten wurden zwei größere und zwei kleinere Ringe gebogen die am Besenstiel kreuzweise in einander gesteckt, so befestigt wurden dass die größeren unten und die kleineren oben saßen. Dann wurden die Ringe und der Besenstiel mit Wacholder, Buchsbaum oder dünnem Seidenpapier umwickelt: Auf dünnen Schnüren, die von Ring zu Ring gespannt waren, war all das angebracht, was Kinderherzen erfreut. Es leuchteten im Schein der acht Kerzen, je eine steckte auf jedem der Ringbogen, rote kleine Äpfelchen, da lockten Bonbons, Dörrobst, Nüsse und Gebäck. Lebkuchen in figürlicher Darstellung, Fische, Vögel, Herzen, Trompeten und vieles andere machten das Bild recht lustig, und ganz oben war ein Lebkuchenstern oder eine Fahne befestigt. Darunter war das Kindjespöpping - die Kind Jesus Puppe, eine ebenfalls aus Lebkuchen bestehende Windelkind Puppe. Ob es diesen Brauch immer noch auf Hiddensee gibt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen, doch ein Model eines Bügelbaumes befindet sich heute noch im Museum auf der Insel Hiddensee. Wollen Sie mehr wissen: Web: www.seebad-hiddensee.de Eine besinnliche Adventszeit und fröhliche Weihnachten wünscht allen Lesern Marianne Schmidt |
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