To Home Page of Echoworld Communications
To Home Page of Echo Germanica
 February - Nr. 2

Is Ihnen vielleicht ooch schon uffjefallen, det unsere Reihen dünner werden und damit ooch det Interesse an deutscher Literatur. Icke bin ja ooch einer der letzten Dinosaurier, die nur Deutsch reden und schreiben, nicht det ick keen Englisch nich kann. Kann ick. Perfekt! Aber was solls, ick rede ja mit Ihnen und sie können Deutsch, also reden wir Deutsch. Wir sind also sozusajen unter uns.

Also, neulich kam im Büro ein Anruf von einem recht bekannten Poeten aus dem hohen Norden. Er wollte wissen, wo er denn seine schönen deutschen Bücher hingeben könnte. Es lag ihm daran een schönes Zuhause für seine deutschen Klassiker zu finden, die er so liebte und die ihn sein janzes Leben lang begleitet ham. Wer trennt sich schon gerne von seinen Lieblingsbüchern, wenn man sich verkleinern muss, altersbedingt!?? Ick habe schon so ville Bücher angenommen, det ich Regale hab anbauen müssen. Bei mir quillt alles über. Selbst im Badezimmer sind Bücher jeder Art zu finden: Kunstbücher, Geschichtsbücher, Fachbücher jeder Branche, Nachschlagewerke in verschiedenen Größenordnungen - eigentlich fehlt nur der große Brockhaus, aber vielleicht verehrt mir den noch mal einer, da werde icke nicht nein sagen. Die Klassiker aus verschiedenen Bücher-Vereinen, die mal sehr populär waren und wo icke ooch Mitglied war, nehmen sehr viel Platz ein. Und denn sind da die Kinderbücher, jeht doch nicht ohne, und die sind - wie ville andere ooch - in beiden Sprachen vorhanden.

Der jute Mann, der anrief war sehr enttäuscht und verärgert, weil ick ihm sachte, det icke keenen mehr kenne, der Bücher haben will. Die Klubs haben det für ne Weile jetan, aber sind nu total voll und versuchen sie ooch weiter zu verkoofen für een Appel und een Ei. Ab und an kann icke nicht widerstehen und koofe ein oder zwei.

Natürlich is det traurich und ärgerlich. Hat ja ooch allerhand Kohle jekosted, und nu will es keener mehr. Mir tut det ooch inner Seele weh. Unsere Kinder, selbst wenn se noch was Deutsch reden, wenn sie hier jeboren sind und dann erwachsen, denn reden se nur noch Englisch uffe Arbeit und inne Familie, wo se reinjeheiratet ham usw. Is doch klar, is ooch natürlich. Kann man nischt sajen, is eijentlich wie es sein soll. Det is ne andere Generation, geboren in einer anderen Welt mit anderen Gesichtspunkten und Interessen. Die deutschen Klassiker werden, wenn überhaupt, uff Englisch jelesen. Ick habe ja ooch Shakespeare uff Deutsch und denn erst uff Englisch jelesen. Det sind janz verschiedene Erlebnisse, liest sich sogar wie janz verschiedene Texte. Man hat een janz anderes Jefühl dabei.

Ja, so is das. Wir sind mehr und mehr einjemeindet. Und wenn icke mal nich mehr da bin, denn macht irgendjemand mal een tolles Feuerchen und verbrennt all meine Bücher, wenn se Lagerfeuer machen dürfen. Deshalb bin ick froh, det ick ooch uff Englisch Deutsche Kultur haben kann, eben nur nicht im literarischen Sinn.

Daruff eene Molle, Alaaf und Helau und Mors Mors

Ihr Eberhard Kurt Walter

 
Email to Eberhard Kurt Walter
Eberhard Kurt Walter kommentiert im Berliner Dialekt mit Humor und Satire aus deutsch-kanadischer Sicht.

To the top of the page

ruler