Aber nein! Sie waren ja nicht dabei. Also, icke war mal
wieder beim Arzt und musste uffen Tropf warten und denn waren da
noch andere Leutchen und irjendwie kamen wir uffe Kinder zu
sprechen. Na, det hätten Se hören sollen, was da erzählt wurde:
Also, da war jemand der Zimmer an junge Leute aus D‘land
vermietet, oder auch Österreich, also Studenten, die hier
Praktikum machen usw.
Watt denken Se, wie die jungen Leute sind? 50% sind für die
meisten Vermieter nicht zum Aushalten, ham se jesacht. Man
schickt sie weg oder ist froh, wenn se von alleene gehen. Warum?
Also, die meisten haben Erwartungen, die nicht realistisch sind,
viele sind frech und respektlos, sprechen ältere Leute mit Du
an, ohne det es angeboten wurde. Sie sind nicht besonders
hilfsbereit, genusssüchtig, meinen det alles, was man für sie
tut, selbstverständlich ist und geben Geld wie Heu aus, obwohl
alles uff Pump is! Und das sind solche, wo man als Vermieter
eijentlich nur wegkiekt, solange se die Miete rechtzeitich
bezahlen und verhältnismäßich sauber sind. Es jiebt viel
Schlimmeres: Partys bis in die Puppen, unjefragten Jebrauch von
Computern und lieblose Behandlung der Haushaltsaussattung,
Verschwendung aller Energiequellen. Det sind denn ooch solche,
die nur ihren eijenen Jesichtspunkt kennen und nen Dreck drauf
geben, was hier die Gesetze sind. und machen was se lustich
sind, so ne „nach mir die Sündflut-Einstellung“.
Und denn hat es so ganz Liebe, hieß es, die sich gut inne
Familie integrieren, sich ooch mal gern verwöhnen lassen und
danke sajen, eben die wo verstehen, det eener was extra für sie
jetan hat. Die fassen unjefracht mal mit an, wenn se sehen det
man Schwierichkeiten hat. Aber det is nu wirklich janz selten,
wie ick hörte. Die nettesten kamen aus den ehemalijen
Ostjebieten, dem Süden Deutschlands und aus Österreich, mit
eener Ausnahmen, wo det Kind mittem Silberlöffel im Mund jeboren
war und sich zu schade für een normales Leben in Kanada war.
Ja, und als solche Menschen abjehandelt waren, jing es denn um
die eijenen Kinderchen, die nicht daruff warten konnten, det die
Alten abkratzen, damit se det Haus verkoofen können und weiter
herrlich in Saus und Braus leben können, nämlich zu dem Standard
zu dem sie erzogen waren. Det Motto: Meine Kinder solln es
besser ham als icke, hat es nicht erlaubt, ihnen die Sache mit
dem Geld und was es wert ist beizubringen. Und denn isses zu
spät.
Ja, so wird da jeredet, und denn ham wir die Olympiade jesehen
und denken: det kann doch alles nicht wahr sein, wo sonst kommen
die herrlichen netten Menschen her, die wir da jesehen haben?
Die schuften sich einen ab für was? Reich werden se nicht dabei,
jedenfalls nicht die meisten. Die haben Arbeitsmoral, sind echt
fleißig.
Nu is in jedem Korb bestimmt een verfaulter Appel drin, aber
50%? Bisschen happich, denk ich.
Zujegeben: die heutige Generation is schwerer zu verstehen, aber
es sind wir Alten, die nicht mehr mithalten können und deshalb
manchmal ungehalten sind. Wir müssen eben öfters mal zurück an
unsere
Jugend denken und wie wir jelebt haben und wie wir
rebelliert ham. Det war im Grund jenommen nicht anders. Wir
hatten nur nicht dieselben Mittel.
Also, liebe Leute, lassen Se sich von mir altem Hasen ein frohes
Osterfest wünschen, nicht zu viel Ostereier, ist nich jesund!
Daruff eene Molle
Ihr Eberhard Kult Walter
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