1962 wurde von der Deutschen Sprachschule London ein Austauschprogramm ins Leben gerufen, das Schülern einen mehrwöchigen Schulbesuch und Aufenthalt in einer Gastfamilie in Deutschland vermittelt. Inzwischen ist die Schule offiziell als Austauschorganisation des Thames Valley District School Board anerkannt und unterhält Partnerschaften u.a. mit dem Rotteck Gymnasium in Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg), dem Katholischen Mädchen Gymnasium in Jülich (Nordrhein-Westfalen) und dem Barnim Gymnasium in Bernau (Brandenburg). Der Schüleraustausch wird von der 1969 gegründeten Arbeitsgemeinschaft durch Verkauf von kunsthandwerklichen Gegenständen finanziell unterstützt. 2009 wurde zum ersten Mal ein von der Libro Financial Group gestiftetes Stipendium für den besten Bericht über die Austauscherfahrungen eines Schülers vergeben. Bedingung für einen Reisekostenzuschuss ist ein mindestens vierwöchiger Schulbesuch im Gastland. Alle Schüler fassen nach ihrer Rückkehr ihre Eindrücke und
Erfahrungen in einem Bericht zusammen und berichten vor der
Schulöffentlichkeit von ihren Erlebnissen ihres
Deutschlandaufenthalts.Meistens nutzen die Sprachschulschüler
die Zeit in den Sommerferien für ihren Aufenthalt in
Deutschland, ihre deutschen Partner kommen während des
Schuljahres nach Kanada. Hier kommen Schüler und Schülerinnen zu Wort, die im Jahr 2009 am Austausch teilnahmen. Sabrina Metzger16 Jahre alt und 10 Jahre Schülerin der Deutschen Sprachschule Ich war vier Wochen in Deutschland und besuchte das Rotteck Gymnasium. Mein erster Schultag klappte gleich prima: Die Lehrerin und die Mitschüler haben mich alle sehr lieb empfangen. Insgesamt wurden 12 Fächer innerhalb einer Woche unterrichtet. Ringsrum hörte ich nur deutsch, sei es bei der Gastfamilie oder in der Schule oder bei Jana’s Freundinnen oder beim Einkaufen, am Bahnhof, im Kino und so ist die deutsche Sprache immer mehr in meinen Kopf eingerieselt. Die typischen Begrüßungen waren guten Morgen, hallo oder hey mit einer Umarmung und beim Adesagen habe ich öfters die Wörter tschüssle, oder tschüss, bis Morgen oder bis bald gehört. Die typischen Teenagerwörter waren zum Beispiel cool, geil, toll und was mich verwundert hat, daß sie auch Schimpfworte auf Englisch benützten. An jeder Ecke in
der Stadt konnte man in einem Cafe sitzen. Die Kuchen und die
Süßstückchen sahen so lecker aus! Es gab viele Brötchen und Brezeln, sowie
verschiedene Sorten von dunklem Brot. Eis gab es auch sehr viel. Am liebsten aß ich Amarena Eis! Anne McDonaldPreisträgerin des Stipendiums der Libro Financial Group. In den ersten Tagen frustrierte mich all das Neue und die Schwierigkeiten mit der Kommunikation. Ich hatte so viele Fragen, so viele Dinge, die ich nicht verstand. „Warum Wasser mit Kohlensäure?“ war etwas, das mich sehr verwirrte zu Beginn meines Aufenthaltes. Aber, da ich nicht unhöflich sein wollte, trank ich das fremde Wasser oder einfach nur Milch. Es hat zwei Wochen gedauert, bis ich feststellte, dass es auch normales Wasser gab. Jeden Tag packte mir Lauras Vater das Mittagessen und etwas zu trinken ein, das in der Regel mit Kohlensäure war. Als ich zum ersten Mal das normale Wasser trank, in einer Mittagspause, war ich so überrrascht, dass ich ganz schnell zu meinem Bruder ging und ihm etwas zum Probieren gab. Er war genau so überrascht wie ich und wir beschlossen, das „besondere“ Wasser zu sparen, weil wir nicht wussten, ob wir davon mehr bekommen konnten. Als ich Laura fragte, woher sie das Wasser hatte, lachte sie und zeigte auf den Wasserhahn. Ich hatte immer Sprudel getrunken, obwohl es die ganze Zeit auch normales Wasser gab! Nach einer Weile habe ich aufgehört bei allen Unterschieden frustriert zu sein und begann sie zu akzeptieren und zu genießen. Obwohl es sehr viele Unterschiede gibt, ist es interessant zu sehen, dass es auf der anderen Seite der Welt bestimmte Dinge gibt, die gleich bleiben: Jugendliche hängen auch mit ihren Freunden rum, gehen auf Parties, streiten mit ihren Eltern und haben Konflikte mit ihren Lehrern. Von all den Erfahrungen kann ich über Deutschland eines sicher sagen: Es ist nicht besser, nicht schlechter, aber anders. Jack McDonald15 Jahre, 3 Jahre Schüler der Deutschen Sprachschule Ich war für sechs Wochen in Freiburg im Breisgau. Für vier Wochen war ich in der Schule und für zwei Wochen hatte ich Ferien. In einer Woche der Ferien bin ich mit Lukas, meinem Austauschpartner, in ein Tenniscamp gegangen. Über ein Wochenende sind meine Gastfamilie und ich nach München gefahren. Die Münchner Innenstadt hat viele teure Geschäfte und ich fand, dass es eine wirklich moderne Stadt ist. Wir besuchten das Deutsche Museum, in dem mir alles gefallen hat. Ich liebe Radsport und meine Familie ist extra für mich
nach Frankreich zur Tour de France gefahren. Ich habe viele
Radfahrer gesehen, die ich sonst seit vielen Jahren nur im
Fernsehen gesehen habe. Ich danke meiner Familie, dass ich die
Möglichkeit bekommen habe das zu erleben. Die Innenstadt von Freiburg ist sehr schön, dort habe ich sehr viel Zeit verbracht. Meistens habe ich Eis gegessen und ich denke, das ist das beste Eis der Welt. Durch die Innenstadt fließt ein kleiner Fluß, der das „Freiburger Bächle“ genannt wird. Ich habe gehört, dass, wenn ein Ausländer in das Bächle reinfällt, er eine Freiburgerin heiraten muß. Ich bin nicht reingefallen. Nach meinem Aufenthalt konnte ich viel besser Deutsch sprechen. Ich danke meiner Austauschfamilie und allen, die es mir ermöglicht haben, diese tolle Reise zu machen, die die beste war, die ich je gemacht habe. Victoria Aziz18 Jahre, 4 Jahre Schülerin der Deutschen Sprachschule Ich habe in der kleinen Stadt Verden an der Aller gewohnt, wo ich im Gymnasium am Wall für vier Wochen zur Schule gegangen bin, für zwei Wochen in den Ferien war und das Leben als eine deutsche Schülerin erfahren konnte. Dadurch habe ich viel mehr Deutsch gelernt als ich je in einem Klassenraum gelernt hätte. Nicht nur habe ich die Sprache gelernt, sondern habe auch tolle Leute kennengelernt und die deutsche Kultur erlebt. Wegen dieser Sachen war es einer der besten Sommer meines Lebens! Schule in Deutschland ist sehr anders als in Kanada. Ich
habe den Unterricht des Gymnasiums sehr schwierig gefunden. Die
Fächer waren sehr schwer und alle Schüler sind sehr konzentriert
und bestimmt gewesen. Ich habe das super gefunden. Jeder Schüler
war begeistert auf der Schule zu sein und lernen zu können. Das
hat die ganze Schulumgebung viel mehr genießbar und positiv
gemacht. Mein Austauschpartner Jonas und seine Familie waren sehr nett zu mir! Sie haben mich wie eine Tochter behandelt und ich schätze alles, was sie für mich getan haben. Ich will meine Gastfamilie, meine Freunde in Deutschland und meine tolle Erfahrung nie vergessen! Mein Aufenthalt war unvergesslich. Alexandra Shalakhova17Jahre alt, 5 Jahre Deutschunterricht in Moskau, 3 Jahre Schülerin der Deutschen Sprachschule Ich verbrachte fünf Monate in Deutschland. Ich lebte mit meiner Gastfamilie in Riepe, einem kleinen Dorf in Niedersachsen. Ich ging zur Schule in Aurich, das ca.15 km entfernt ist. Ich bin mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Auch wenn es ein langer Weg war, genoss ich jede Sekunde davon. Der Wind, die Schafe, Pferde, alles trägt dazu bei, eine romantische Atmosphäre in Deutschland zu schaffen. Als ich zurückgekommen bin, habe ich auf jeden Fall ein neues Fahrrad gekauft, ich bin ein Fahrrad Fan geworden und fahre mit meinem neuen Rad überall hin. Ich liebe das deutsche Essen, mein Lieblings-Deutsch „Essen“ ist Milka-Schokolade, Käsebrötchen und nicht zu vergessen, den berühmten ostfriesischen Tee mit Kandiszucker, Kluntjes, weißer Sahne und die Plauderei als einen wichtigen Bestandteil der Teezeremonie. Die deutschen Gebäcke sind die besten! Mir hat die Schule viel Spass gemacht. Die Schüler und Lehrer waren überaus freundlich und humorvoll. Ich hatte schnell Kontakt zu anderen Schülern. Viele Dinge laufen in Deutschland anders als in Kanada und darauf muss man sich erst einstellen. Ich mag, dass wir in der Schule eine Menge verschiedener Fächer in einem Jahr hatten. Die Schule vermittelt den Schülern fast alles, was Studenten in der Zukunft brauchen. Ich habe viele Freunde gemacht, und ich hoffe, dass ich mit einigen von ihnen in Kontakt bleiben werde, auch wenn ich wieder in Kanada bin. Ich bin stolz, an diesem Austausch teilgenommen zu haben. Ich bin um einige Erfahrungen reicher, bin selbstbewußter und selbständiger geworden. Darüber hinaus bekam ich die Chance, den deutschen Alltag und die deutsche Kultur hautnah mitzuerleben. Ich habe viel über die deutsche Kultur und Lebensweise gelernt. Vor meinem Austausch hatte ich den Traum, dass ich sehr alt werde, nach Paris, Frankreich ziehe und so meine letzten Tage dort verbringen werde. Aber jetzt glaube ich, dass ich sie lieber in Deutschland verbringe. |