Das Wort "Multikulturalismus" wird selbst von
vielen Kanadiern mißverstanden, könnte jedoch bei vollem Verständnis zu
einem sehr harmonischen Zusammenspiel der globalen Volksgruppen innerhalb
Kanadas führen, beispielhaft für den Rest der Welt. (die Redaktion)
Es ist mehr als ein Wort und oft mißverstanden. Das ist
die Folgerung, nachdem einige Zeit vergangen ist, seit Kanada offiziell
multikulturell wurde. Dr. Shiu Loon Kong,
Präsident des Advisory Council for Multiculturalism and Citizenship, schätzt
die Lage neu ein.
Nur eine Handvoll ethnischer Journalisten war zu dem Essen
von Dr. Kong eingeladen, wo er die Gelegenheit ergriff, seine Ansichten über
den echten und wichtigen Zweck des Multikulturalismusses darzulegen. Das
Konzept ist einzigartig kanadisch. Nirgendwo sonst auf der Erde ist es
konstitutionell garantiert. In Kanada dagegen ist diese Idee nicht neu.
Seitdem die englischen, französischen und eingeborenen Völker auf diesem
Teil der nördlichen Halbkugel koexistieren, läuft Multikulturalismus wie
eine goldene Richtlinie durch den Lebensstrom der kanadischen Geschichte.
Doch jetzt, wo wir diese Linie des Themas aktiv verfolgen, scheinen wir dem
Potential nicht nahezukommen. Die Hauptmedien treiben den Punkt voran, daß
Kanada sich in einer großen Kontroverse befindet, die das Land teilen wird,
während es besser wäre, die existierenden Grundzüge zu benutzen und sie in
die Zukunft zu projizieren.
In den 1960er Jahren begann die königliche Kommission
unter Premierminister Pearson eine achtjährige Studie über die
Mannigfaltigkeit Kanadas, welche mehrere Bände füllte. Bis 1988 dauerte es,
daß eine endgültige Version des Multikulturellen Gesetzes formuliert und
offiziell eingeführt wurde.
Was Kanadas Identität ist, kann nicht mehr in Frage
gestellt werden. Unsere kulturelle Mannigfaltigkeit IST der Hauptbestandteil
unserer Kultur und gibt uns daher unsere Identität. Wir reden nicht mehr nur
von Toleranz gegenüber anderen völkischen Gruppen in diesem Land. Toleranz
beinhaltet die Tendenz, sich alles mögliche vom Leibe zu halten. Mitgefühl,
Verstehen und Engagement sind jetzt die Stichworte.
Entwicklungen der letzten Zeit auf diesem Planeten machen
es klar. Freiheit ist der Beweggrund für fast alles geworden. Doch muß man
sich fragen: Freiheit für und von was? Moderne Geschichte zeigt erneut, daß
keine Person oder Regierung für ewig ein Monopol auf etwas haben kann. Der
menschliche Geist kann nicht verleugnet werden. Der Erhaltung von Würde und
Identität gegen Interesseneinflüsse anderer widmet man sich auf der ganzen
Erde. In Kanada haben wir die einzigartige Gelegenheit eine ideale
Gesellschaft zu schaffen, wenn wir zusammen den Begriff des
Multikulturalismus richtig begreifen und entsprechend anwenden würden.
Anders gesagt: Die Weltprobleme sind unsere Probleme. Ob
wir es mögen oder nicht, wir müssen Harmonie mit unserer Umwelt, mit den
Menschen dieses Planeten und besonderes natürlich mit den Mitbürgern unseres
eigenen Landes finden. Als ein Mikrokosmos der Erde können wir es uns nicht
leisten, weiterhin nur für uns zu entscheiden, was richtig ist. Alles, was
wir tun, wird alles andere auf dem Planeten beeinflussen. Die Fortschritte
in Technologien wie der Kommunikation beschleunigen Entscheidungen, können
aber auch Probleme schaffen, wenn sie nicht verantwortlich benutzt werden.
Wir sind nicht das einzige mehrsprachige Land, wir bauschen das Problem
jedoch so stark auf, daß es uns schadet. Die Hauptmedien fördern das mit
aufpeitschenden Berichten, während man in Lösungen denken sollte und diese
groß veröffentlicht werden sollten.
Kanada hat 400 Milliarden Dollar Schulden, die jährlich um
50 Milliarden anwachsen. Zur Zeit verpfänden wir unsere Zukunft. Doch keiner
sagt es dem Volk. Ländliche Gebiete verlieren ihren Nachwuchs und wenn
nichts unternommen wird, werden Geisterstädte typisch für die Zukunft sein.
Ein nationaler Plan zwischen kleineren und größeren Orten und Städten ist
notwendig, um weiteren Schaden zu verhindern. Euphorie über die Technologie
unserer Wegwerfgesellschaft zerstört unsere Geschichte und unser Erbgut.
Statt dessen sollten wir unser Wissen zum Bau der Zukunft anwenden. Wir sind
eine mehrsprachige, vielvölkische Gesellschaft, und sind es immer gewesen.
Das ist es, was verbreitet werden sollte. Unsere Kollektivschuld und unsere
gemeinsame Bindung zur Welt sind und sollten es sein, dieser Aufgabe
nachzukommen, und nicht, Politikern überlassen, uns die Zukunft zu
verneinen, indem sie versuchen, wichtige Angelegenheiten mit lokalen
Streitereien durcheinander zu bringen. Wir brauchen Personen mit
Zukunftsvision und einem Weltblick.
In den 17 Jahren, seit der Beirat besteht, wurden 60
Personen mit beispielhafter, freiwilliger Dienstleistung dazu berufen,
Gesetzgebungen, Richtlinien und Programme auszuarbeiten. Aber das Komische
mit einem Ratschlag ist: Er wird gegeben, doch nicht unbedingt angenommen.
Die Regierung bringt es nicht fertig, etwas zu verstehen, plant nicht genug
im Voraus und greift dann zu Notmaßnahmen.
Jeder Bürger sollte verstehen, was ist wirklich Kanada,
was sind die Auswirkungen auf unser Überleben. Unter optimalen Umständen
können wir mit unserem Potential eine große und moralische Kraft auf der
Erde sein.
Alle Rassenbeziehungen auf der Erde tun am Ende nicht
anderes, als Trivialitäten zu adressieren.
Um Harmonie zu erreichen, müssen wir uns selber kennen und
andere verstehen. Dann erst können wir gemeinsame Probleme, wie z.B.
Drogenmißbrauch, angreifen. Es ist hauptsächlich ein Phänomen der Langeweile
und tritt dann auf, wenn dem Menschen nicht genug Verantwortung gegeben
wird. Der Ausverkauf Kanadas (Free Trade), die Einführung neuer Steuern wie
die GST sind wirklich nicht eine Lösung. Wir müssen von unseren Führenden
verlangen, daß sie Entscheidungen treffen, die die Zukunft miteinbeschließen,
da diese Auswirkungen auf jeden egal wo haben werden. Nach den Statistiken
wird es zum Jahre 2012 keine Kinder in den Elementarschulen geben, da unsere
Geburtenratet nur 1,6% ist, wenn es 2.2% sein sollten. Wir verlieren unsere
besten Köpfe in allen möglichen Berufen, unsere Elite in die Gefilde südlich
unserer Grenze, weil sie nicht gewillt sind, 60 Cent von jedem verdienten
Dollar für die Steuer auszugeben. Es wird Zeit, daß wir eine aufmerksame und
bereichernde Gesellschaft aufbauen und jetzt damit anfangen.
Ideen wie diese und andere bot Dr. Kong zur
Gedankenanregung an, in der Hoffnung, daß die Medien, besonders die
ethnischen Medien diese Anregungen aufnehmen und mit größerer Verantwortung
darüber berichten, was tatsächlich alle in Kanada lebenden Menschen
betrifft. Er meint, wir sollten über die unwichtigen Trivialitäten
hinauswachsen und statt dessen uns Gedanken mit Weitsicht in die Zukunft
machen. Während da noch ein Nachholbedarf ist, der adressiert werden muß,
können wir damit anfangen, ein gutes Beispiel zu setzen und begreifen, daß
wir alle im selben Boot sitzen, egal was unsere Herkunft ist. Wir können und
sollten uns anstrengen, diese Unterschiede zu verstehen und zusammen unserer
Zukunft schmieden. Die Mehrzahl von uns wird damit übereinstimmen, daß dies
der einzige Weg für eine anhaltende und harmonische Beziehung zwischen der
globalen Gemeinde und uns ist.
Sybille Forster-Rentmeister