Kleine Deutsche Sprachschule |
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von Sybille Forster-RentmeisterIm Monat Mai bietet sich das Wort Mutter zur Erforschung an. Aber es gibt gar nicht so viel Aussprüche, die dieses Wort enthalten, wie man annehmen könnte. Wohl ein jeder hat schon mal von der Vorsicht gehört, die sich als Mutter der Weisheit einen Namen gemacht hat. Noch populärer ist allerdings die humorvolle berlinerische Abwandlung, in der Vorsicht zur Mutter der Porzellankiste wird. Da muß man sich natürlich fragen, wer denn der Vater ist. Leider ist diese Information nirgendwo zu finden. Man weiß es einfach nicht. Sollte die Vorsicht etwa mal unvorsichtig gewesen sein? Woher dieses Mutter-Weisheit Konzept kommt, ist auch nicht so einfach festzulegen. Es könnte sein, daß dieses Prinzip weiser alter Frauen, das es schon in der Antike gab, dazu Pate gestanden hat, wie zum Beispiel die griechische Sybille. Bei Homer befragte Agamemnon sie, ob er nach Troja segeln sollte, um die schöne Helena zu befreien. Wie wir wissen, mahnte sie zur Vorsicht. Weiterhin gibt es den Ausspruch, etwas mit der Muttermilch eingesogen zu haben. Damit ist natürlich gemeint, das jemand etwas als angeborene Eigenschaft besitzt. Dieser Ausspruch war schon dem römischen Staatsmann Cicero (106-43 v. Chr.) geläufig: "cum lacte nitricis suxcisse", mit der Ammenmilch eingesogen. Auch der bedeutendste Kirchenlehrer des Abendlandes verwandte diesen Ausspruch. Augustinus (354-430 n. Chr.) sagt in seinen "Bekenntnissen": „Den Namen des Heilands hatte mein Herz mit der Muttermilch eingesogen". Er hatte wohl vergessen, daß er ursprünglich Heide war. Es gibt noch viele andere Sprüche im Zusammenhang mit Milch, aber leider keine mehr mit Muttermilch, außer: Das geht runter wie Muttermilch. Hier wird darauf hingewiesen, daß jemandem etwas leicht und bekömmlich einging, eben wie selbstverständlich und sehr natürlich. Sybille Forster-Rentmeister Comments to: sfr@echoworld.com |
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