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August 2000 - Nr. 8

 

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Kleine Deutsche Sprachschule

von Sybille Forster-Rentmeister

Im heutigen Klima, wo man immer politisch korrekt sein muß, kann es einem passieren, daß man einen harmlosen Ausspruch anwendet, der dennoch falsch verstanden werden kann, besonders wenn es um eine negative Darstellung geht. Nehmen wir mal „einen Türken bauen", was so viel heißt wie jemanden hinters Licht führen. Natürlich nimmt man sofort an, daß die Türken damit schlecht gemacht werden sollen, in diesem Vergleich. Das ist aber der Entstehungsgeschichte nach total falsch, denn hier sind die Lacher eher auf türkischer Seite, denn es war der unvorbereitet „Deutsche Michel", der diesen Bock geschossen hat.

Diese Redewendung stammt aus der Kaiserlichen Marine. Als Kaiser Wilhelm II. den Nordostseekanal einweihte, er hieß damals selbstverständlich Kaiser Wilhelm Kanal und ist auch heute noch einer der wichtigsten Weltseeverkehrsstraßen, trafen sich im Kieler Hafen die Kriegsschiffe aller möglichen Länder, um diesem wichtigen Ereignis beizuwohnen. Der Kaiser hatte zu einem Galadiner eingeladen, das auf dem Flottenflaggschiff SMS Deutschland stattfinden sollte. Die Schiffe fremder Nationen führten selbstverständlich ihre Nationalfahne. Sobald ein Würdenträger einen Fuß auf das oberste Fallreeppodest setzte, war der Kapellmeister der Marinekapelle angewiesen, die richtige Nationalhymne zu spielen, während die Sicherheitswache präsentierte.

Als auf einmal der rote türkische Halbmond auf einer Flagge auftauchte, stellte der Kapellmeister mit Entsetzen fest, daß man weder die Noten zu der türkischen Nationalhymne hatte, noch die Melodie kannte. Aus Verlegenheit spielte er spontan „Guter Mond, du gehst so stille".

Das wäre vielleicht damals ein Anlaß für die türkischen Würdenträger gewesen, verärgert zu sein. Heute haben sie allemal die Lacher auf ihrer Seite, denn, wenn einer einen Türken baut, dann geht es darum entweder etwas aus dem Stegreif zu erfinden oder eine Täuschung auszuführen, wie etwa eine Attrappe als etwas Echtes hinzustellen, oder, um Eindruck zu machen, es einem Original gleichzutun. Dies ist etwas was im Schaugeschäft oft verwandt wird und auch bei der Boulevard Presse nicht ausgeschlossen ist.

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