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September 2000 - Nr. 9

 

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Antje Steiger

Handys, das neue Spielzeug

von Antje Steiger, 21. August 2000

Wer kennt sie nicht, diese lästigen Dinger, sie klingeln in tausend Varianten im Restaurant, auf der Straße, im Zug, in der Straßenbahn, im Eiskaffee, im Kaufhaus - einfach überall. Der Fortschritt ist ja bekanntlich nicht aufzuhalten, doch zehrt er oft an den Nerven.

Während vor einigen Jahren Handys noch Statussymbol für Geschäftsleute, Rechtsanwälte, Ärzte usw. waren, haben sie sich längst auf die gesamte Bevölkerung ausgebreitet. Der sich immer schneller entwickelnde Markt und die Konkurrenz führten zu einem rapiden Preissturz in den Anschaffungskosten. Mittlerweile hat jeder, der etwas auf sich hält, ein Handy. Geboren wohl eher aus Zweckmäßigkeitsgründen für schnelle Erreichbarkeit im Notfall, ist es heute ein Spielzeug der besonderen Art.

Streift man durch die Straßen der Orte, die Größe spielt hierbei keine Rolle, denn mittlerweile ist es bis in den letzten toten Winkel gedrungen, das Handys über IN-Sein entscheiden, so begegnet man Handys in Tausenden von Ausführungen. An ihnen hängen Kinder, Teenager, Schüler, seltener Geschäftsleute. Für jeglichen Zeitvertreib sind sie geeignet, denn wartet man auf den Bus, so kann man schnell ein paar Freunde anrufen und mit ihnen schwatzen oder man spielt diverse Spiele, programmiert neu, ergänzt oder überarbeitet sein Telefonregister, läßt verschiedene blecherne Melodien erklingen usw. Der Möglichkeiten gibt es ja bekanntlich viele.

Wie veraltet ist es dann, wenn man mit einem Buch angetroffen wird oder sich mit den Freunden, mit denen man unterwegs ist, unterhält. Es ist doch viel cooler in das kleine Ding zu sprechen, Gott und der Welt mitzuteilen, daß man viele Bekannte hat, ständig SMS empfängt, angerufen wird, eben up-to-date ist. Und die Mode ist auch sehr hilfreich, denn immerhin gibt es jetzt Rucksäcke mit Tasche im Handyformat, was das Suchen nach dem immer kleiner werdenden Ding erleichtert. Selbst wasserdichte Schutzhüllen wurden bereits erfunden, damit auch beim Badespaß nicht auf die Verbindungen zur Freundeswelt verzichtet werden muß. Auch die Werbung hat sich auf die Handygesellschaft eingestellt. Mittlerweile wird ein bekannter Kindersnack als „Snack im Handyformat" angepriesen.

Spielt unsere Welt denn nicht langsam verrückt? Wozu brauchen Kinder mobile Telefone? Was gibt es unterwegs zu erledigen, was sie nicht auch zu Hause erledigen können? Geraten sie denn tagtäglich in Krisensituationen, in denen ein Handy hilfreich ist? Macht sich denn keiner Gedanken über die dadurch entstehenden Kosten? Selbst wenn die Anschaffungskosten gering sind, so sind es die für Gespräche noch lange nicht.

Fragen über Fragen und enorme Zweifel an der Gesellschaft kommen in einem auf, wenn man sich diese Entwicklung vor Augen führt. In ein paar Jahren wird es soweit sein, daß wir uns Implantate einpflanzen lassen und somit endlich mit unserem Handy ins Bett gehen können.

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