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December 2001 - Nr. 13

 

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Leserbrief
für Echo Germanica


Leserbrief für Echo Germanica
Tagebuchnotiz einer Deutschen in Toronto:
Toronto 11. Dezember 3001

Heute morgen wachte ich vom rötlichen Sonnenlicht auf, das in mein Appartement schien. Was für ein helles, freundliches Licht begrüßte mich gleich am frühen Morgen.

Toronto Islands liegt vor meinem Fenster, ich kann den Flughafen sehen und natürlich das Wasser.

Es ist so schön in Toronto aufzuwachen. Diese Stadt ist Heimat für mich, obwohl ich erst seit meinem Geburtstag Ende Oktober hier lebe, also erst seit knapp zwei Monaten.

Wie kann denn eine Stadt "Heimat" bedeuten, in der man erst 6 Wochen lebt, werden Sie fragen. Toronto ist meine Heimat, so ist es eben und ich kann es Ihnen nicht besser beantworten. Heimat hat etwas mit Sonne und Luft und den vielen Menschen aus alter Welt zu tun, mit denen ich meine neue Heimat teile. Diese vielen schönen Menschen hier. Ihre vielen unterschiedlichen Gesichter aus allen Teilen der Welt, sie erfreuen mein Herz und mein Herz lacht mitten in meinem Körper, mitten in seiner Heimat.

Ich laufe so gerne durch diese Stadt. Heute bin ich zum deutschen Weihnachtsmarkt am Nathan-Phillips Square gelaufen. Die Sonne schien hell und klar und die Eisbahn war voller Menschen. Das Lächeln und die Freude dieser Menschen mit ihren Schlittschuhen auf der Eisbahn zu sehen, hat mich beglückt. Eine Frau in meinem Alter aus Korea sagte in unverständlichem Englisch zu ihren Zuschauern: Ich stehe das erste Mal auf Schlittschuhen und sie lachte dabei und machte scheue, vorsichtige Bewegungen auf dem Eis.

Auf dem deutschen Weihnachtsmarkt in Toronto gibt es genug Platz. Das ist ganz ungewöhnlich. Weihnachtsmärkte in Deutschland haben immer zu wenig Platz. Die Holzbuden sind ganz dicht aneinander gebaut, die Leute haben kaum Raum dazwischen, man findet kaum einen Tisch, um seinen Glühwein abzustellen. Meist ist es nicht möglich, alle Auslagen der Aussteller zu sehen, weil eben zu viele Leute davorstehen.
Hier ist das anders. Man kann alles sehen, ohne zu drängeln.

Da entdecke ich den Miele-Verkaufsstand. Ich musste schmunzeln. Ja die deutschen Waschmaschinen waschen die Wäsche nicht kaputt. In Kanadas Waschmaschinen kommt die Wäsche meist zerrissen aus der Waschmaschine. In Kanadas Waschmaschinen dreht sich die Trommel nicht um 360 Grad; irgendwie muss die Zerstörung der Wäsche etwas mit der fehlenden 360-Grad Drehung der Trommel zu tun haben. Der Verkäufer vom Miele-Verkaufsstand hatte das sicher erklären können. Ich kann ihn ja morgen einmal fragen.

Und Glühwein gibt es auf dem Weihnachtsmarkt in Toronto. Der Geruch erinnert mich an Deutschland, er kommt mir vertraut vor. Es gibt auch deutschen Stollen und anderes deutsches Weihnachtsgebäck. Erinnerungen an meine Mutter und meine Großmutter werden wach. Ich sehe sie in der Küche stehen und Stollen backen .

...Und während ich dort so auf dem Weihnachtsmarkt in Toronto stehe - als Deutsche - ist mein Herz schon längst kanadisch und ich fühle mich zutiefst zufrieden, dankbar und angekommen zu Hause in Toronto.

Wie Sie gehöre ich hierher und ich freue mich daran.

Fröhliche Weihnachten!

Silke Eden, MD

 

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