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Einer „alten Dame" zum Zweihundertsten
Fotos: Antje Steiger
Bei einem Spaziergang durch den Pillnitzer Schlosspark unweit Dresdens führt
kein Weg an ihr vorbei, der ältesten und größten Kamelie Europas.
Die
Geschichte erzählt, dass sie und drei weitere Exemplare einst durch den
schwedischen Botaniker Thunberg nach Europa gelangten, der sie von seiner
1775-1776 stattfindenden Japanreise mitbrachte. In Europa angekommen, fanden
die zu den Teegewächsen gehörenden immergrünen Kamelien in den königlichen
Gärten von Kew, in der Nähe von London vorerst ein neues zu Hause. 1801
wurde nun eine der drei Kamelien im Pillnitzer Schlosspark angepflanzt. Die
ihr angediehene Pflege ließ sie auf mittlerweile neun Meter wachsen und
einen Kronendurchmesser von etwa zwölf Metern ausbilden. Sie ist die letzte
der vier Pflanzen Thunbergs.
Das
wohl beeindruckendste der Kamelie ist ihre Blütenpracht, die sie etwa ab
Mitte Februar bis April ausbildet. In diesem Zeitraum schmücken sie etwa
35.000 Blüten, die den Besucher einfach betören.
Nicht
nur ihr Alter und ihre Größe sind Ausdruck der guten Pflege in Pillnitz
sondern auch diese Blütenpracht. Schließlich werden Kamelien nicht mit dem
europäischen Wetter geboren und müssen im Winter durch einen ganz besonderen
„Wärmequell" geschützt werden.
In
den Anfangsjahren der Pillnitzer Kamelie wurde diese noch durch schlichtes
Abdecken mit Stroh und Bastmatten vor der winterlichen Kälte geschützt. Als
sie jedoch größer wurde, bekam sie ein eigenes beheizbares Holzhäuschen.
Beinahe
wäre ihr jedoch eines der beheizbaren Holzhäuser im Winter des Jahres 1905
zum Verhängnis geworden. Die hölzerne Schutzkonstruktion fing Feuer, das auf
die Kamelie überging. Die schnell herbeieilende Löschmannschaft tat ihr
bestes und der eisige Winter war letztlich der Retter der japanischen
Schönheit, denn aufgrund der um die minus 20 Grad Celsius liegenden
Außentemperaturen gefror das Löschwasser sofort und bildete dadurch einen
schützenden Eispanzer auf den Ästen und Blättern der Pflanze. Im Frühjahr
trieb sie aus, ganz so als wäre in diesem Winter gar nichts „Besonderes"
passiert.
1992
war es dann endlich soweit, die Pillnitzer Kamelie bekam ein völlig neues
Winterquartier. Das lästige Auf- und Abbauen der Holzkonstruktionen fand ein
Ende in der modernen Welt. Nun wärmt die Kamelie ein gläsernes Haus mit
computergesteuertem Klimatisierungssystem, das mittels Schienen in der
kalten Jahreszeit über sie gefahren wird und für ideale Wärme und
Feuchtigkeit sorgt.
PS. Für alle, die mehr wissen wollen, sei auf folgende
Seiten im Internet verwiesen:
Antje Steiger – 27.April 2002 –
Comments to: antje@echoworld.com
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