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October, 2005 - Nr. 10

 

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Impressionen aus Nizza

  Images by Paul-Bernhard Berghorn

Nizza ist zweifelsohne eine Reise wert! Die grösste Stadt an der Cote d Àzur bietet nicht nur eine herrliche Sicht aufs Meer, sondern ist auch und gerade für Kunstliebhaber anregend und interessant. Genannt sein hier nur einige der sehenswerten Museen sowohl aus architektonischer Sicht als auch bezüglich ihrer Exponante die sie beherbergen. Da sind das Musee d`Art et d`Historie, Musee des Artes Asiatiques, Musee des Beaux-Art, Musee Marc Chagall, Musee Matisse ( es verfügt über die bedeutenste Sammlung des 1954 verstorbenen Künstlers ) und das Musee d Art Moderne et d Art Contemporain, welches z. B einen eigenen Saal mit Werken von Yves Klein präsentiert. Darüber hinaus zahlreiche kleinere Museen und viele besuchenswerte Galerien.

Die Künstlerin und das Meer

Photo: Paul-Bernhard BerghornPhoto: Paul-Bernhard Berghorn

 

 

 

 

Aber auch für die Segler und Liebhaber des Meeres zeigt sich dem Betrachter höchst angenehmes. Im Hafen von Nizza schaukeln nicht nur höchst elegante wie auch sehr grosse Yachten, quasi schwimmende Privathotels, sondern auch Dreimast- Segeljachten, natürlich sind all diese Freizeitvergnügen hochseetüchtig und komfortabel um das stigmatisierende Wort luxuriös zu umschiffen!

Das Nizza bis 1860 zu Italien gehörte zeigt sich bis heute überdeutlich in der Altstadt. Enge Gasse, kleine, pittoreske Geschäfte, sehr guter Espresso!! ( Durchaus bemerkenswert für einen Reisenden der aus einem Land kommt wo der Espresso zwar sehr teuer, aber nicht unbedingt italienische Qualität erreicht.)

Das Nizza aber überhaupt bekannt wurde und sich zu dem entwickeln konnte wie es sich heute zeigt, geht im wesentlichen auf die Gicht-, Asthma- und Bronchitisgeplagten Englischen Lords zurück, die dem - vor allem winterlich - neblig-feuchten Klima der Britischen Inseln entfliehen wollten, und in Nizza eine herrliche Bucht und ein wunderbares Klima zum überwintern fanden. Angefangen hatte das alles mit dem schottischen Schriftsteller Tobias Smollet, der 1763 seinen ärztlichen Ratschlägen folgte und nach Nizza reiste. Kaum zurück ins schottische Hochland schrieb er ein Buch ( was soll ein kränkelnder Schriftsteller auch sonst wohl tun ) über die Cote d Azur. Eine Idee war geboren.

Ja selbst der Ausdruck < Cote d Azur > soll – wie kann es anders sein – auf einen englischen Schriftsteller zurückgehen.

Und da England, als jene Herren Nizza fanden, noch ein Weltreich war, liessen die englischen Neu-Nizzianer auch gleich eine Strasse für ihre feudalen Kutschen bauen. Diese wurde dann im laufe der Zeit jeweils den Ansprüchen gemäss erweitert und verbreitet und trug natürlich ihren Namen!- Die noch heute wunderschönen Promenade des Anglais- die Promenade der Engländer, ein Name der Assoziationen weckt.

Man darf als einfacher Bürgerlicher durchaus feststellen das dieser Boulevard mit seinen 6 km Länge, nach wie vor ein Herzstück der Stadt ist, da er direkt am Meer liegt, mit seinen architektonisch reizvollen Gebäuden, den Palmen- die werden nachts angestrahlt – dem Rauschen des Meeres welches über den Kiesstadtstrand fliesst und ein spezifischen Klang verursacht und er so den Duft der Noblesse atmet.

Villa Rothschild

Impressionen aus den Gärten der Villa

Nizza hat viele charmante Sehenswürdigkeiten, die hier im einzelnen aufzuzählen Langeweile verursachen würde. Doch eine möchte ich besonders erwähnen, es ist die Villa Rothschild. Hoch über der Bucht und der Stadt gelegne mit freiem Blick aufs wirklich azurne Meer, mit verschiedensten Gartenkunstarten, z.B. der japanischen, französischen, florentinischen, spanischen, exotischen oder den Steingarten. Hier kann sich der Betrachter des Eindruckes nicht erwähren, wie äusserst angenehm es doch sein kann, als Spross einer erfolgreichen Bankiersfamilie diese Welt zu betreten. Und es lohnt diese venezianischen Villa zu betreten, die ebenso geschmackvoll eingerichtet ist und heute die Academie Francais beheimatet, aber trotzdem für Besucher aus aller Welt geöffnet ist! Nebst diesem Juwel welches die Stadt Nizza ziert, interessieren den aufmerksamen Reisenden natürlich die Menschen einer Stadt, einer Region! Wie ist ihr Lebensrhythmus?

Auf dem Schlossberg über Nizza   [photo: Paul-Bernhard Berghorn]Wir befinden uns in der Provence, im Süden Frankreichs, der Region der Olive, einer Region in die sich gern Maler zurückgezogen haben und schöpferisch tätig wurden, denken wir an Matisse, Chagall, van Gogh, Leger oder auch Picasso, die begeistert waren voVor alten Mosaiken auf dem Schlossberg auf Nitzsches Spuren?   [photo: Paul-Bernhard Berghorn]m Licht, welches sich hier in allen Schattierungen verschwenderisch zeigt, in einer Region, in der griechisches, römisches und italienisches Erbe verschmelzen und die doch unverwechselbar französisch ist.

Die Menschen sind freundlich, hilfsbereit, ja heiter, geradezu von wohltuender Wärme, gerade dann empfindet der Reisende dies kontrastreich, wenn er aus Paris kommend, hier Station macht! Die Abwesenheit hauptstädtischer Arroganz wirkt vertrauend erweckend, ja man wird hier auch richtig verstanden, auch dann wenn, man des Französischen nicht mächtig ist, welches in der französischen Kapitale zu erheblichen Problemen führt, dort scheint selbst English unter Quarantäne zu stehen.

Doch zurück zur Blauen Küste! Wir sprachen von den Menschen- eine Beobachtung möchte ich hier etwas ausführlicher schildern, und nicht verhehlen, dass sie für den aus dem Norden kommenden Reisenden zumindestens ungewöhnlich ist: Hunde! Jawohl Hunde! Vornehmlich kleine bis sehr kleine Vertreter dieser Evolutionsparte. Jedoch nicht vom Typus lateinamerikanischen, herumstreuenden, erbarmungswürdigen Zuschnitts, sondern gepflegte und frisierte Hunde, in der Mehrzahl Pudel und jene von unergründbarer und nicht mehr zurück verfolgbarer Paarungen, oder reinrassige Yorkscher Terrier, sie alle haben Narrenfreiheit, sie dürfen - gleich was!

Das beginnt damit, dass die Strassen von ihren Verdauungsprodukten ziemlich intensiv markiert werden und der noch ungeübte Passant mehrfach unerwünschte Bekanntschaft mit diesen biologischen Hinterlassenschaften macht, dann aber im schnell gelernten Zick-Zack –Kurs die Strassen meistert, und es für sinnvoll hält sich von dem malerischen Panorama des in der Abendsonne träumenden Hafen loszureissen um dieses visuelle Erlebnis nicht durch ein weniger angenehmeres der ungebetenen Düfte an seinen Schuhen in Mitleidenschaft ziehen zulassen. Aber sind wir nicht kleinlich, was des Hundes Verdauungsprodukt ist, ist woanders, nicht will ich wieder sagen in Paris, dass Kaugummi! In dieser Hinsicht ist Paris sehr amerikanisch- überall klebt es auf den Strassen und Boulevards!

Aber in Nizza gibt es noch dieses: Frauen, jeden Geburtsdatums, elegant, attraktiv, in gutem Tuch gekleidet und mit erwähnenswert feinem Schuhwerk versehen, tragen ihre kleine Hunde- in der Hand, im Arm oder im Kreuztuch vor dem Bauch, oder in elegant dafür hergestellten Taschen- so wie man Babys trägt. Es sind nicht vereinzelte Exemplare überlebender britisch-individueller Egozentrik, ein Spleen des vorletzten Jahrhundert, nein die Vielzahl erstaunt. Selbst von jungen, modern wirkenden Frauen, wird dies mit einer Selbstverständlichkeit vorgeführt die schon fast wieder beeindruckend ist. Das damit verbundene Gebell- wobei Gekläffe der wohl treffendere Ausdruck wäre, hat durchaus kommunikative Funktion und Folgen - in jeglicher Hinsicht! Der Hund als Baby( Ersatz )? Nun es ist hier nicht der Ort tiefenpsychologisch oder soziologisch darüber nachzusinnen, warum es so ist ,ob dies emotionale Gefahren beinhaltet oder gesellschaftliche Auswirkung oder bereits Folge derselben ist. Halten wir es mit Erich Fried und stellen fest < es ist wie es ist / sagt die Liebe >.

Und wer weiss - vielleicht ist es ja wirklich Liebe zwischen Frauchen und Hundchen....

Der interessiert beobachtende Reisende nimmt es teilweise amüsiert wie philosophisch zur Kenntnis und freut sich über die Vielfältigkeit der Welt die er in Begleitung einer brasilianischen Künstlerin geniessen kann, und weiss nur zu gut, dass eine gute Portion Verrücktheit die Vorraussetzung für Kreativität und intelligenter Individualität ist.

Wären die Englischen Lords vernünftig gewesen, Nizza sähe heute anders aus, und die Gicht und das Asthma wäre bei diesen Herren auch nicht besser geworden- also was soll’s! Und die Schweiz, das Land des gehobenen Tourismus schlechthin- wäre ohne die britische Aristokratie nie das Tourismusland geworden, waren es doch diese leicht spleenigen Damen und Herren, die in herrschaftlicher Kleidung begannen die Berge zu erklimmen, durch aus auch im sportlichen Geist, wenn auch nicht in körperlicher Verfassung.

Selbst Friedrich Nietzsche, der wohl mit exzentrischste wie prägnanteste Philosoph der Neuzeit, spazierte auf dem Schlossberg Nizzas, ( abends und nachts herrlich angestrahlt ) und wird wohl im Anblick von Bucht und Meer etwas freundlicher also sonst gedacht haben ?!- So wollen wir es einmal annehmen.

Paul-Bernhard Berghorn

Nizza im September 2005

 

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