IndustrieKultour Dresden
Wer eine Reise nach Dresden plant, denkt zunächst an die
Barocke Schönheit der Stadt, die Semper Oper, Dresdner
Schauspielhaus, den Zwinger und Frauenkirche. Kultur pur mit
unermesslichen Kunstschätzen.
Doch Dresden hat viel mehr zu bieten, wenn es um die Entwicklung
der Technik und Industrie geht. Der moderne Flughafen Dresden
International bietet Erlebnisführungen rund um den Flughafen,
bei denen es viel zu sehen gibt, was dem normalen Fluggast
verborgen bleibt.
Dabei bleibt der Sicherheitscheck und die
Handgepäckkontrolle nicht aus.
Beim Rundgang des Terminals und des Fluggeländes erfahren sie
viel Wissenswertes zur Fluggeschichte und mit Sicherheit ist die
Besichtigung des Rumpfes des turbinenstrahlgetriebenen
Passagierflugzeuges 152 das Interessanteste. Seit 1993 gehört
der einzige erhaltene Rumpf einer 152 dem Verkehrsmuseum
Dresden, welches die größte Sammlung von Sachzeugnissen der DDR
Luftfahrtindustrie besitzt.
Das macht neugierig auf mehr Technik der Vergangenheit und im
Dresdner Verkehrsmuseum dem Johanneum am Neumarkt kann die
Wissbegierde gestillt werden. Ein freundlicher Schaffner in
original Straßenbahner Uniform begrüßt die Gäste und führt sie
mit einem reich an Wissen der alten Technik durch die 5.000 qm
Ausstellungsfläche des Straßenverkehrs der alten Automobile, des
Nahverkehrs der ältesten erhaltenen Straßenbahnen
Dresdens,
Motorräder und die ersten Hochräder um 1888 bieten die Beweise,
sich nicht nur zu Fuß fort zu bewegen. Eine Ausstellungshalle
der ersten Versuche des Fliegens um sich mit der Ballon- und
Luftschifffahrt in die Lüfte zu begeben.
Das Ausstellunggebäude liegt im Herzen der Stadt am Neumarkt
gegenüber der Frauenkirche. Seit des Wiederaufbaus der
Frauenkirche hat sich die Stadt Dresden dazu entschlossen, den
Neumarkt und die Gebäude rund um im Altstadt Look zu sanieren.
Nach dem langen Rundgang im Verkehrsmuseum ist man hungrig
geworden und entdeckt auf der gegenüber liegenden
Straßenseite
die "Museumsgastronomie Dresden 1900". Der freundliche Schaffner
vom Verkehrsmuseum, ein echter Sachse mit Namen Peter Pfeifer,
begleitet uns dorthin. Mir wird schnell klar warum. Auch hier
kann er sein Wissen kundtun, denn dieses "Dresden 1900" ist eine
echte Museumsgastronomie.
Auch hier gibt es viel zu bewundern
und ein kleiner Bummel durch das historische Schankhaus zeigt
die Liebe der Sachsen zur alten Heimat. Im Helenen Zimmer steht
die älteste Straßenbahn Helene, für die Kleinen gibt es den
Murmelbahn-Raum, ein Nebenzimmer kann bis zu 30 Personen aus
Omas Güsche (Küche) bewirten.
Der Gastronom Ricco Geithner begrüßt die Gäste persönlich und
die Bedienung ist selbstverständlich eine freundliche
Schaffnerin. Beim Aufschlagen der Speisekarte entdecke ich ...
jetzt muss ich erst einmal sächsisch lernen. Was z.B. ist "Dräsdnor
Braadn vom zusamm gemährden Hackfleesch"? Schlicht und einfach
ein Hackbraten, und wir Berliner würden sicher einfach nur
Boullette dazu sagen. Oder "Mid Griemelgääse übberbagnes
Würzfleesch midner knackschen Bemme". Was eine Bemme ist weiss
ich sogar, aber der Rest vom Gericht? Das ist Würzfleisch vom
Schwein mit Käse überbacken und getoastetem Weißbrot. Aber diese
Gerichte kennt man einfach überall in Deutschland "Gräuderquark
mit Pellgarduffeln", "zerloofne Butter oder Leineel un en gleen
Gurgensalad". Das klingt auch etwas berlinerisch und ist
Kräuterquark mit Pellkartoffeln und Butter oder Leinöl und ein
kleiner Gurkensalat. Die Speisekarte verrät mir auch, hier gibt
es echte Deutsche Küche wie bei Muttern.
Während wir auf das Essen warten, erfahre ich vom Schaffner
Pfeifer so einiges über weitere Erfindungen aus Dresden. Mit der
Erfindung der Filtertüte revolutionierte die Dresdner Hausfrau
Melitta Bentz 1908 die Kaffeezubereitung. Sie verbannte den
unbekömmlichen Kaffesatz mit Hilfe eines Papierfilters aus den
Kannen. Aus diesem Patent entstand die bekannte Melitta
Kaffeefiltertüte.
Im Jahre 1880 wurde erstmalig ein Untersetzer aus Pappe
hergestellt. Der Dresdner Robert Sputh ließ sich sein Verfahren
vom sogenannten Faserguß-Untersetzer 1893 patentieren. Er goss
einen Papierbrei in Formen und ließ sie über Nacht trocknen. Die
Untersetzer hatten einen Durchmesser von 107 mm und waren 5 mm
dick. Schnell setzten sich diese saugfähigen hygienischen
Untersetzter als Bierdeckel durch.
Die erste Deutsche Dampflokomotive erfand Johann Andreas Schuber.
1808 im Vogtland geboren wurde der Wissenschaftler und Erfinder
früh Professor an der TU in Dresden. 1836 gründete er die
Maschinenfabrik Übigau und entwickelte dort das erste Elbe
Dampfschiff, die berühmte "Königin - Maria" und 1836-1839 die "Saxonia"
die erste Deutsche Dampflok.
Heinrich Ernemann begann 1889 in Dresden mit der Fertigung von
Kameras und gründete die Dresdner photographische
Apparate-Fabrik, aus der die Zeiss Ikon A.G hervorging. 1903
entwickelte er den Amateurfilmapparat "Ernemann-Kino". Durch
dieses Gerät wurde der Begriff Kino geprägt, der heute für eine
ganze Industrie steht.
Und zum Schluss noch etwas leicht Erotisches. Auch das Leibchen
ist eine sächsische Erfindung. Am 5. September 1895 meldete
Christine Hart das erste Patent für ein Leibchen an "das die
Brust in Form hält", und dokumentierte somit die Erfindung des
Büstenhalters.
Doch, wenn ich ehrlich bin, ist mir die liebste Erfindung aus
Sachsen der Dresdner Stollen, der schon seit 1727 am Hofe von
August dem Starken gereicht wurde.
|
|