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 June 2009 - Nr. 6

IndustrieKultour Dresden

Marianne SchmidtWer eine Reise nach Dresden plant, denkt zunächst an die Barocke Schönheit der Stadt, die Semper Oper, Dresdner Schauspielhaus, den Zwinger und Frauenkirche. Kultur pur mit unermesslichen Kunstschätzen.

Doch Dresden hat viel mehr zu bieten, wenn es um die Entwicklung der Technik und Industrie geht. Der moderne Flughafen Dresden International bietet Erlebnisführungen rund um den Flughafen, bei denen es viel zu sehen gibt, was dem normalen Fluggast verborgen bleibt. Erste Versuche des Fliegens  [Foto: Marianne Schmidt]Dabei bleibt der Sicherheitscheck und die Handgepäckkontrolle nicht aus.

Beim Rundgang des Terminals und des Fluggeländes erfahren sie viel Wissenswertes zur Fluggeschichte und mit Sicherheit ist die Besichtigung des Rumpfes des turbinenstrahlgetriebenen Pilot im Schleudersitz des Prototyps der "152"  [Foto: Marianne Schmidt]Passagierflugzeuges 152 das Interessanteste. Seit 1993 gehört der einzige erhaltene Rumpf einer 152 dem Verkehrsmuseum Dresden, welches die größte Sammlung von Sachzeugnissen der DDR Luftfahrtindustrie besitzt.

Strassenbahn um 1890  [Foto: Marianne Schmidt]Das macht neugierig auf mehr Technik der Vergangenheit und im Dresdner Verkehrsmuseum dem Johanneum am Neumarkt kann die Wissbegierde gestillt werden. Ein freundlicher Schaffner in original Straßenbahner Uniform begrüßt die Gäste und führt sie mit einem reich an Wissen der alten Technik durch die 5.000 qm Ausstellungsfläche des Straßenverkehrs der alten Automobile, des Nahverkehrs der ältesten erhaltenen Straßenbahnen Hochrad "Dresden" 1888  [Foto: Marianne Schmidt]Dresdens, Motorräder und die ersten Hochräder um 1888 bieten die Beweise, sich nicht nur zu Fuß fort zu bewegen. Eine Ausstellungshalle der ersten Versuche des Fliegens um sich mit der Ballon- und Luftschifffahrt in die Lüfte zu begeben.

Das Ausstellunggebäude liegt im Herzen der Stadt am Neumarkt gegenüber der Frauenkirche. Seit des Wiederaufbaus der Frauenkirche hat sich die Stadt Dresden dazu entschlossen, den Neumarkt und die Gebäude rund um im Altstadt Look zu sanieren.

Nach dem langen Rundgang im Verkehrsmuseum ist man hungrig geworden und entdeckt auf der gegenüber liegenden Im Helenen Zimmer der Gastronomie  [Foto: Marianne Schmidt]Straßenseite die "Museumsgastronomie Dresden 1900". Der freundliche Schaffner vom Verkehrsmuseum, ein echter Sachse mit Namen Peter Pfeifer, begleitet uns dorthin. Mir wird schnell klar warum. Auch hier kann er sein Wissen kundtun, denn dieses "Dresden 1900" ist eine echte Museumsgastronomie. Speisewagen  [Foto: Marianne Schmidt]Auch hier gibt es viel zu bewundern und ein kleiner Bummel durch das historische Schankhaus zeigt die Liebe der Sachsen zur alten Heimat. Im Helenen Zimmer steht die älteste Straßenbahn Helene, für die Kleinen gibt es den Murmelbahn-Raum, ein Nebenzimmer kann bis zu 30 Personen aus Omas Güsche (Küche) bewirten.

Der Gastronom Ricco Geithner begrüßt die Gäste persönlich und die Bedienung ist selbstverständlich eine freundliche Schaffnerin. Beim Aufschlagen der Speisekarte entdecke ich ... jetzt muss ich erst einmal sächsisch lernen. Was z.B. ist "Dräsdnor Braadn vom zusamm gemährden Hackfleesch"? Schlicht und einfach ein Hackbraten, und wir Berliner würden sicher einfach nur Boullette dazu sagen. Oder "Mid Griemelgääse übberbagnes Würzfleesch midner knackschen Bemme". Was eine Bemme ist weiss ich sogar, aber der Rest vom Gericht? Das ist Würzfleisch vom Schwein mit Käse überbacken und getoastetem Weißbrot. Aber diese Gerichte kennt man einfach überall in Deutschland "Gräuderquark mit Pellgarduffeln", "zerloofne Butter oder Leineel un en gleen Gurgensalad". Das klingt auch etwas berlinerisch und ist Kräuterquark mit Pellkartoffeln und Butter oder Leinöl und ein kleiner Gurkensalat. Die Speisekarte verrät mir auch, hier gibt es echte Deutsche Küche wie bei Muttern.

Schaffner Peter Pfeifer  [Foto: Marianne Schmidt]Während wir auf das Essen warten, erfahre ich vom Schaffner Pfeifer so einiges über weitere Erfindungen aus Dresden. Mit der Erfindung der Filtertüte revolutionierte die Dresdner Hausfrau Melitta Bentz 1908 die Kaffeezubereitung. Sie verbannte den unbekömmlichen Kaffesatz mit Hilfe eines Papierfilters aus den Kannen. Aus diesem Patent entstand die bekannte Melitta Kaffeefiltertüte.

Im Jahre 1880 wurde erstmalig ein Untersetzer aus Pappe hergestellt. Der Dresdner Robert Sputh ließ sich sein Verfahren vom sogenannten Faserguß-Untersetzer 1893 patentieren. Er goss einen Papierbrei in Formen und ließ sie über Nacht trocknen. Die Untersetzer hatten einen Durchmesser von 107 mm und waren 5 mm dick. Schnell setzten sich diese saugfähigen hygienischen Untersetzter als Bierdeckel durch.

Die erste Deutsche Dampflokomotive erfand Johann Andreas Schuber. 1808 im Vogtland geboren wurde der Wissenschaftler und Erfinder früh Professor an der TU in Dresden. 1836 gründete er die Maschinenfabrik Übigau und entwickelte dort das erste Elbe Dampfschiff, die berühmte "Königin - Maria" und 1836-1839 die "Saxonia" die erste Deutsche Dampflok.

Heinrich Ernemann begann 1889 in Dresden mit der Fertigung von Kameras und gründete die Dresdner photographische Apparate-Fabrik, aus der die Zeiss Ikon A.G hervorging. 1903 entwickelte er den Amateurfilmapparat "Ernemann-Kino". Durch dieses Gerät wurde der Begriff Kino geprägt, der heute für eine ganze Industrie steht.

Und zum Schluss noch etwas leicht Erotisches. Auch das Leibchen ist eine sächsische Erfindung. Am 5. September 1895 meldete Christine Hart das erste Patent für ein Leibchen an "das die Brust in Form hält", und dokumentierte somit die Erfindung des Büstenhalters.

Doch, wenn ich ehrlich bin, ist mir die liebste Erfindung aus Sachsen der Dresdner Stollen, der schon seit 1727 am Hofe von August dem Starken gereicht wurde.

 
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Marianne Schmidt, wohnhaft in Berlin, Deutschland berichtet über Kunst, Unterhaltung, Kultur, Reise und Politik.

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