Home of Echoworld Communications

To Echo Germanica Homepage
June 2000 - Nr. 6

 

The Editor
Illinois Greetings
Zum Geburtstag...
An Sybille
Sybille reports
Antje berichtet
Echo-Lines
Musical Fare...
Sprachschule
German Heritage...
Views & Reviews
Down On The Town
Blickpunkt Toronto
Dick reports...
Ham Se det jehört?
What's On?!
EXPO 2000
Once Prominent Composer
Ban Karl May

Antje berichtet

Antje Steiger

Die Mode der jungen Mädchen oder was sie hier im Sommer so tragen


Mode, einst der sich wandelnde Geschmack in den verschiedensten Lebensbereichen, der gleichermaßen von ästhetischen und moralischen Vorstellungen wie vom gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang beeinflußt wurde, heute wohl eher die Bedeutung von Tages-, bzw. Zeitgeschmack - Was ist also "in"!
Jeder trägt was ihm gefällt und was ihm in die Quere kommt. Jedenfalls hat jeder die Freiheit dazu. Es gibt kaum noch ein Art sich zu kleiden, durch die man einer bestimmten Gesellschaftsschicht zugeordnet wird, durch die man seine Lebenseinstellung oder politische Überzeugung darstellen kann. Mittlerweile ist alles von der Modeindustrie vereinnahmt und salonfähig gemacht wurden. So heben sich die Studenten nicht mehr merklich von anderen Jugendlichen gleichen Alters ab. Die Punks sind ebenso verschwunden, wie die Gruffties. Es ist "in", völlig schwarz bekleidet durch die Welt zu ziehen, egal welche Sinneseinstellung dahintersteckt. Es ist "in", die verrücktesten Frisuren und Farbnuancen zu tragen, egal welche Musikrichtung man bevorzugt.
Wo sind sie, die Echten, die Überzeugten, die, die mit ihrer Kleidung noch etwas ausdrücken wollten.
Die Individualität schwindet zusehends. Mag es an Kreativität der Jugend mangeln, mag es der Herdentrieb sein oder der Klassenzwang, jedenfalls begegnen uns auf den Straßen immer wieder dieselben Mädchen.
Es wäre schön, wenn sie anhand ihrer Haarfarbe oder der Art sich zu schminken oder anhand ihres Haarschnitts zu identifizieren wären. Leider muß ich sie enttäuschen - nicht einmal das ist möglich. Wir sehen uns dem Phänomen der völligen Vereinheitlichung der Jugend durch ihre Mode gegenüber. Die Kosmetikabteilungen und Drogerien sind voll mit Haartönungs- und Haarfärbemitteln. Sie bestimmen die Haarfarbe der Mädchen. Sie bestimmen die blonden Strähnchen, die man trägt; die grellen Farbtöne für den Diskoabend, wie blau und rot; die unnatürlichsten Blondtöne, die man sich nur vorstellen kann, denn es ist "in" Blondine zu sein. Wer es mit dem Haarefärben und tönen nicht so hat, der trägt ein Kopftuch in den verschiedensten Farben und Mustern.
Aber kommen wir zurück auf die Kleidung. Dazu sollte schon ein Blick in die Ladenfenster der Geschäfte genügen oder in einen der zahlreichen Modekataloge. Young fashion oder Trend fashion nennt sich das, was man heute trägt. Jeder der "in" sein will, der dazugehören will, sollte sich sofort in eines der Kaufhäuser begeben und anfangen sich einzukleiden. Man könnte sonst auf der Straße als Außenseiter angestarrt werden.
Tja, womit fangen wir denn da am Besten an - mit den Farben: Sie reichen von grellgrün bis pink über gelb und blau zu den Grundtönen schwarz, grau und weiß. Nebenbei findet man auch ein paar Naturtöne, die sich anhören wie caramel, avocado oder khaki. Uni ist gut, aber Verzierungen und vielerlei kindlich-verkitschte Blumenmotive sind besser, egal ob auf Hose, Rock oder T-Shirt.
Betrachten wir die Kleidungsstücke einmal näher. Jeder der die verschiedenen Shirts oder Oberteile sieht, könnte meinen, den Schneiderinnen wurde aufgetragen so viele Teile wie möglich aus dem Stoff zu schneidern. Dementsprechend ist das Ergebnis. Reichen sie doch mühsam bis zur Taille. Bauchfrei ist der letzte Schrei, denn man will ja seinen gepiercten Bauchnabel nicht verdecken müssen. Die Oberteile sind dann oft im Rücken zu binden, wahlweise mit einem oder mehreren Stricken. Wobei sich allerdings die Frage stellt, ob die Verrenkungen beim Anziehen oder der leichtere Weg des Ausziehens bezweckt war. Die Shirts provozieren regelrecht tiefe Blicke und betonen den Körper samt seiner "vorhandenen" Rundungen.
Röcke, wer hätte gedacht, daß man sie mit soviel Raffinesse gestalten könnte - mit Schnürchen zum Raffen oder im Saum mit Kordel zum Zuschnüren. Die Länge schwangt zwischen gerade das heilige Hinterteil verdeckend bis zum Suchen der Füße. Der Bund hängt meist gerade so auf den Hüften, welch Glück, daß Mutter Natur uns weiblichen Wesen Hüften gab. Nicht auszudenken, wo die Röcke sich sonst wiederfänden.
Ebenso ist es mit den Hosen bestellt. Allerdings ist deren Länge schwankend. Mittlerweile haben wir uns auf Hochwasserhosen geeinigt. Wurden noch vor einigen Monaten Hosen bevorzugt, deren Seitennaht aufgetrennt werden mußte, damit sie über die dicken Schuhe bis auf die Erde reichten, so werden jetzt zu lange Hosen auf die entsprechende Länge umgeschlagen.
Nun fehlt nur noch das passende Schuhwerk. Hier kann gewählt werden zwischen Turnschuhen, die als solche nicht zu sportlichen Aktivitäten geeignet sind, denn sie haben erhöhte durchgängige Sohlen, und der schmalen Riemchensandale, die mit unwahrscheinlich hohen Absätzen wenig Halt liefert. Die Riemchen sind dünn und zahlenmäßig recht wenig, so daß dieses Schuhwerk nicht für das tägliche Laufen geeignet ist.
Das ideale Mädchen, das diese Mode ohne Anstrengung und Hungerkur tragen kann, ist zwischen 160 bis 170 cm groß und wiegt um die 50 bis 60 kg, es hat keine einladenden Rundungen, d.h. es fehlen ihr gemeinhin alle fraulichen Züge. Es ist ein Mädchen von zarter Knabengestalt.
Mode ist glücklicherweise vergänglich und so schnellebig, daß morgen schon wieder die Vernunft die Szene beherrschen kann. Der Gesamteindruck, den ein modisch gekleidetes Mädchen heute hinterläßt, ist der eines Dummchens, daß leicht zu haben und von den Männern bevormundet werden kann. Da stellt sich doch die Frage, wer diese Art der Mode entwirft.

von Antje Steiger, 4. Mai 2000

Comments to: antje@echoworld.com 

To Top of Page

 
Send mail to webmaster@echoworld.com  with questions or comments about this web site.
For information about Echoworld Communications and its services send mail to info@echoworld.com .

Copyright ©2010 Echoworld Communications