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July, 2004 - Nr. 7

 

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Vorsicht Satire!


Andreas Georg BöckAktuell: Fussball - Europameisterschaft

Der Ball ist schuld - oder? ---Das "Rugby-Syndrom"

  Wie erwartet wurde sofort nach dem Ausscheiden der drei Endspielteilnehmer Schweiz, Italien und Deutschland ein Untersuchungsausschuss ins Leben gerufen. Fragliche Spielzüge wurden zur Beweisaufnahme nachgespielt. Die UEFA wurde dazu in die Schweiz geladen.

Hier auf neutralgrünem Rasen, abseits von portugiesischen Emotionen und unterstützt von den einheimischen italienischen und deutschen Fussballverbänden aus Campione und Büsingen, versuchte man einzelne Szenen aus den Europameisterschafts-Spielen nachzustellen, um sie zu analysieren. Einige Situationen konnten jedoch nicht einmal mit modernsten Computersimulatoren nachgeahmt werden.

Erst nach dem Ausschalten sämtlicher physikalischer Gesetze konnten annähernd einige Schüsse aufs Tor nachgestellt werden. Die Flugbahn des Balles war jedoch trotz dieser gravierenden Manipulationen ohne einen eingebauten Rückwärtsgang im Ball nicht nachzuvollziehen. Sofort war klar, hier sind Kräfte am Werk, die in einer Fussball-Arena nichts zu suchen haben. Also hielt man Ausschau nach Wissenschaftlern.

Und siehe da, man wurde fündig. Ein Treibhaus-Effekt-Experte des Welt-Klima-Gipfels war gerade in der Nähe, ein Thermik-Experte der NASA und ein Ballistiker des Deutschen BKA waren zufällig in Zug, um sich mit einer Gedenktafel an der Aussenwand eines Bürogebäudes zu verewigen. Sie wurden sofort in die Komission einberufen. Schon in der ersten Sitzung war nach wenigen Stunden klar, dass die Stadien, der Rasen und der Ball die Verursacher dieser Imageverluste sein mussten.

"Sehen sie sich diese Stadien an", begann der Treibhausexperte seinen Vortrag, "perfekter kann man ein Gewächshaus nicht bauen, ja eigentlich ist das schon ein Hochofen. Totale Sonneneinstrahlung als Heizung und oben eine Öffnung als Kamin für den Abzug der überschüssigen Hitze". "Dazu kommt der Wüsteneffekt", rief der Thermik-Fachmann und führte weiter aus: "Egal ob alles sandweiss wie in der Wüste oder uefa-grün ist wie hier, solche Flächen heizen sich extrem auf. Die warme Luft steigt imens schnell nach oben und zieht über den Kamin ab. Dabei entstehen an wenig frequentierten Flächen, wie den gegnerischen Strafräumen, extremste Hitze-Aufwinde. Fata Morganas sind dann keine Seltenheit und auch ein zufällig sich dort aufhaltender Stürmer kann leicht durch den Aufwind in höhere Sphären getragen werden. Dies hat zur Folge, dass er von anderen Spielern einfach nicht mehr gesehen wird, seine Aktionen vom Schiedsrichter nicht mehr erkannt werden können, der Schuss aufs Tor eben weiter oben über dem Tor stattfindet. Nach Auswertung der Video-Aufzeichnungen muss sich die Ebene der gefährlichen Torraum-Szenen ungefähr 7 Meter über dem Normaltor befunden haben. Der Schiedsrichter im wärmeschluckenden schwarzen Beduinen-Outlook steht natürlich fest auf dem Rasenteppich, bewegt sich mit den Zuschauern und Fernsehern auf einer ganz anderen Ebene, ja in eben einer anderen Sphäre. Wie soll hier eine Zusammenarbeit funktionieren, ein gemeinsames Urteil gefällt werden? Der Spieler jubelt über ein imaginäres Tor während der Torwart auf der unteren Ebene auf den Ball wartet. So geht’s wirklich nicht!"

Der Ballistik-Experte meldet sich in seiner Position als Hobby-Psychologe zu Wort. Seine Erfahrung mit Psychologen basiert auf einer jahrelanger, praktischer Erfahrung: "Meine Herren, natürlich spielen die von ihnen erwähnten Einflüsse eine wichtige Rolle, aber da ist noch der erwähnte Ball, das Corpus delicti dieser Katastrophe. Sehen sie sich diese Streifen auf dem Ball an. Kennen sie sowas nicht ? Sind sie noch nie hypnotisiert worden ? Aha, da haben wir’s! Die Streifen auf dem Ball suggerieren dem Spieler nämlich ein Ei! Und wie auch unsere Testspieler bewiesen haben, schiesst man mit einem Ei anders als mit einem runden Ball, womit die Flugbahn - da sich das Ei in der Luft als ein Ball entpuppt - unberechenbar wird und ein Ziel nie getroffen werden kann. Das haben uns die Spieler gezeigt. Daraus ergibt sich aus meiner Sicht als Ballistiker der Beweis, dass man so nicht Fussball spielen kann. Und auch das haben uns die Spieler gezeigt." Der Ball trägt also die Hauptschuld für alle entgangenen Ehren.

Oder? Haben wir eine heimtückische Krankheit übersehen, uns durch zwischenzeitliches Fehlen der Symptome blenden lassen? Ja, alle unsere Spieler - vor allem die Stürmer - leiden unter dem "Rugby-Syndrom"! Und hier wird nur ein Ziel verfolgt - Das Ei über die Latte !

andreas böck

 

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