Anant Kumar liest aus seinem Werk |
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von Peter Wood
Das „Waterloo Centre for German Studies" (WCGS) in Kitchener-Waterloo hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Einfluss deutscher Einwanderer auf die Region zu untersuchen und ihre Geschichte zu dokumentieren. Genauso will es der Öffentlichkeit vielfältige Angebote machen, die von Lesungen und Vorträgen bis zu Sprachkursen reichen. Es will die wissenschaftliche Beschäftigung mit deutscher Sprache, Literatur und Kultur fördern. Das Centre wird weiterhin die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen unterstützen, Ressourcen für die Forschung bereitstellen und auch Konferenzen organisieren, die in Verbindung zu deutsch-kanadischen Angelegenheiten stehen. Genaueres über das Centre kann über die gerade entstandene Internetseite, www.wcgs.ca, eingesehen werden, inklusive vergangener und zukünftiger Events. Es gibt auch schon detaillierte Informationen zu der geplanten internationalen Diasporakonferenz, die sich mit den unterschiedlichsten Aspekten deutscher Einwanderung in allen Teilen der Welt befassen wird. Unter den Lesungen und Vorträgen, gab es im November des vergangenen Jahres einen Vortrag von Professor Karl Heinz Bausch aus dem Institut für deutsche Sprache in Mannheim mit dem Titel "Was ist Deutsch?" - ein Überblick über deutsche Sprachgeschichte. Im Februar dieses Jahres hatte man dann Gelegenheit, von Professor Christiane Harzig, der jetzigen Diefenbaker-Stipenditin, einen Vortrag über deutsche Einwanderer in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Danach kam im April die Autorenlesung von Herrn Kumar, über die hier kurz berichtet wird. Ein Institut wie das Centre, das sich doch die Aufgabe gemacht hat, sich mit deutscher Kultur zu beschäftigen, lädt einen Schriftsteller ein, der einen so fremdländischen Namen hat, dass der Bezug zu deutscher Kultur und Sprache wahrlich nicht einleuchten wollte. Kumar ist nämlich gebürtiger Inder, während seiner Kindheit jedoch zog er nach Deutschland, wo er an der Universität Kassel studierte. Nach seinem Abschluss arbeitet er als freier Schriftsteller. Sein Werk ist für einen jungen Schriftsteller, der sich bereits in den unterschiedlichsten Gattungen versucht hat, sehr umfangreich. Er schreibt unter anderem Kinderbücher, Gedichte, Kurzgeschichten und Anekdoten. Die Zuhörer, die sich am 30. März zu seiner Lesung einfanden, erhielten ein Kostprobe seines gesamten Oeuvres. Kumar begann seinen Vortrag mit einigen satirischen Anekdoten. Manchen mag sein Stil hier an Ephraim Kishon erinnern, nur sind es bei Kumar Deutschland und seine Mitmenschen, die mit ironischem Blick betrachtet werden, was ganz wider Erwarten nicht als groteske Verfremdung erscheint, sondern meist sehr scharfen Beobachtungssinn demonstriert und den "Deutschen" im Publikum an vielen Stellen überraschende Perspektiven aufzeigten, Perspektiven, die für mich wenigstens, an vielen Stellen Skurriles , Befremdliches, ja Beängstigendes offenbarten. Wie auch immer Kumars Perspektive auf subjektiver Ebene interpretiert wird, es ist - und das ist das wirklich Interessante - der Blickwinkel eines Schriftstellers, der sich in zwei vollkommen unterschiedlichen Kulturen zu Hause fühlt und der die Möglichkeit hat zu vergleichen, die Möglichkeit, aus dem deutschen Kontext gewissermaßen herauszutreten und von Außen das zu beobachten und zu beschreiben, was viele, die diese Möglichkeit des Vergleichs nicht haben, für selbstverständlich halten und nicht auf die Idee kämen, gesellschaftliche Zustände zu hinterfragen. Ebenso, wie er aber über die Begegnung mit einem Zollbeamten, den Rekordsommer von 2000 und das Verschwinden der Wienerwald-Restaurantkette schreibt, schreibt er auch über seine andere Heimat, Indien, und bringt sie uns näher. Sein Werk gibt dem Zuhörer die Möglichkeit des Vergleichs, der in vielen Fällen Gemeinsamkeiten beider Kulturen aufzeigt. Leider kam das dichterische Werk des Autors viel zu kurz. Das war aber darauf zurückzuführen, dass Kumar dem Publikum die Möglichkeit gab, Fragen zu stellen und versuchte, diese ausführlich zu beantworten. So wurde er natürlich auch gefragt, warum er sich entschieden hat, nicht in seiner Muttersprache, sondern auf Deutsch zu schreiben. Ja, selbst über die Goetherezeption in Indien kam man zu sprechen und erfuhr von Kumar einige interessante Fakten über wechselseitige Einflüsse der indischen und deutschen Literatur und Kultur. Editor’s note: Peter Wood, gebürtiger Stuttgarter, is a PhD student at the University of Waterloo, and Administrative Assistant to Dr. David John at the Waterloo Centre for German Studies.
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