Eine Reise in die
„Goldene Stadt" Prag
- Teil 2 -
Das andere beeindruckende und erlebbare Geschichtsbuch der Stadt Prag ist
die Prager Burg, Ort prunkvoller Prachtentfaltung. Aufgrund der mehr als
1000jährigen Geschichte wird sie von vielen Pragern als „steinernes Buch"
bezeichnet. Sie thront mit ihren beträchtlichen Ausmaßen – 520 m lang,
bis zu 200 m breit und an der höchsten Stelle knapp 100 m hoch - über dem
Moldautal auf dem Berg Hradschin. Bis heute ist sie Sitz politischer
Herrscher und staatlicher Verwaltung. In ihren Mauern befindet sich auch die
größte Prager Kirche, die St.-Veits-Kathedrale, von deren über fast 300
Stufen erklimmbaren Südturm sich ein unglaublicher Blick auf die Stadt
werfen lässt.
Die Ablösung der an den Toren der Burg postierten jungen und
knabenhaften Wachposten wird, wie das so üblich ist, von Touristenknäueln
begleitet.
Der ungebrochene Touristenmagnet im Burgareal aber ist das Goldene
Gässchen (Zlatá ulička). Es besteht aus vielen kleinen farbenfrohen Häuschen,
die direkt an die nördliche Burgmauer gebaut wurden. Hier betrieben seit
dem 16. Jahrhundert Kleinhandwerker ihr Gewerbe, deren ärmliches
Alltagsleben die Gasse prägte. Seinen Namen verdankt das Gässchen
irgendeinem unbekannten Witzbold, der die „armselige, entlegene und vor
Schmutz triefende Gasse in einem Anfall parodistischer, ironisierender Laune
Goldenes Gässchen nannte" (Jaroslav Kamper).
So viel Kultur und Geschichte, da bekommt nicht nur die Seele Durst…In
Tschechien wird ebenso gern Bier getrunken wie in Deutschland. Die
bekanntesten tschechischen Biersorten sind das Pilsner Urquell (Plzeňský
prazdroj) aus Plzeň (Pilsen) und das Budweiser (Budvar) aus České
Budějovice (Budweis). Die Stadt Prag an sich hat vier Brauereien.
Für den Gaumen empfiehlt sich Vepřová pečeně mit knedlíky
(Schweinebraten mit Knödeln), eine böhmische Spezialität. Und zur
besseren Verdauung hinterher noch einen Becherovka, den beliebten Karlsbader
Magenbitter.
In Prag ist also nicht nur für das seelische sondern auch für das
leibliche Wohl rundum gesorgt.
Die giebelige, türmige Stadt ist seltsam gebaut:
die große Historie kann in ihr nicht verhallen.
Der Nachklang tönender Tage schwingt in den welkenden Mauern.
Glänzende Namen liegen, wie heimliches Licht, auf den Stirnen stiller
Paläste.
Gott dunkelt in hohen gotischen Kirchen.
In silbernen Särgen sind heilige Leiber zerfallen und liegen wie
Blütenstaub in den metallenen Blättern.
Wachsame Türme reden von jeder Stunde, und in der Nacht begegnen sich ihre
einsamen Stimmen.
Brücken sind über den gelblichen Strom gebogen, der, an den letzten
verhutzelten Hütten vorbei, breit wird im flachen böhmischen Land.
- Rainer Maria Rilke –
- Antje Steiger, 18. Oktober 2001 -
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