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December 2001 - Nr. 12

 

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Antje berichtet

Antje Steiger

Eine Reise in die 
„Goldene Stadt" Prag

- Teil 2 -

Das andere beeindruckende und erlebbare Geschichtsbuch der Stadt Prag ist die Prager Burg, Ort prunkvoller Prachtentfaltung. Aufgrund der mehr als 1000jährigen Geschichte wird sie von vielen Pragern als „steinernes Buch" bezeichnet. Sie thront mit ihren beträchtlichen Ausmaßen – 520 m lang, bis zu 200 m breit und an der höchsten Stelle knapp 100 m hoch - über dem Moldautal auf dem Berg Hradschin. Bis heute ist sie Sitz politischer Herrscher und staatlicher Verwaltung. In ihren Mauern befindet sich auch die größte Prager Kirche, die St.-Veits-Kathedrale, von deren über fast 300 Stufen erklimmbaren Südturm sich ein unglaublicher Blick auf die Stadt werfen lässt.

Die Ablösung der an den Toren der Burg postierten jungen und knabenhaften Wachposten wird, wie das so üblich ist, von Touristenknäueln begleitet.

Der ungebrochene Touristenmagnet im Burgareal aber ist das Goldene Gässchen (Zlatá ulička). Es besteht aus vielen kleinen farbenfrohen Häuschen, die direkt an die nördliche Burgmauer gebaut wurden. Hier betrieben seit dem 16. Jahrhundert Kleinhandwerker ihr Gewerbe, deren ärmliches Alltagsleben die Gasse prägte. Seinen Namen verdankt das Gässchen irgendeinem unbekannten Witzbold, der die „armselige, entlegene und vor Schmutz triefende Gasse in einem Anfall parodistischer, ironisierender Laune Goldenes Gässchen nannte" (Jaroslav Kamper).

So viel Kultur und Geschichte, da bekommt nicht nur die Seele Durst…In Tschechien wird ebenso gern Bier getrunken wie in Deutschland. Die bekanntesten tschechischen Biersorten sind das Pilsner Urquell (Plzeňský prazdroj) aus Plzeň (Pilsen) und das Budweiser (Budvar) aus České Budějovice (Budweis). Die Stadt Prag an sich hat vier Brauereien.

Für den Gaumen empfiehlt sich Vepřová pečeně mit knedlíky (Schweinebraten mit Knödeln), eine böhmische Spezialität. Und zur besseren Verdauung hinterher noch einen Becherovka, den beliebten Karlsbader Magenbitter.

In Prag ist also nicht nur für das seelische sondern auch für das leibliche Wohl rundum gesorgt.


Die giebelige, türmige Stadt ist seltsam gebaut:
die große Historie kann in ihr nicht verhallen.
Der Nachklang tönender Tage schwingt in den welkenden Mauern.
Glänzende Namen liegen, wie heimliches Licht, auf den Stirnen stiller Paläste.
Gott dunkelt in hohen gotischen Kirchen.
In silbernen Särgen sind heilige Leiber zerfallen und liegen wie Blütenstaub in den metallenen Blättern.
Wachsame Türme reden von jeder Stunde, und in der Nacht begegnen sich ihre einsamen Stimmen.
Brücken sind über den gelblichen Strom gebogen, der, an den letzten verhutzelten Hütten vorbei, breit wird im flachen böhmischen Land.

- Rainer Maria Rilke –

 

- Antje Steiger, 18. Oktober 2001 -

 


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