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December, 2005 - Nr. 12


 
 

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Zwei Buchempfehlungen

 

  von Paul- Bernhard Berghorn

Jetzt wo die herbstliche Farbenpracht uns verlassen wird und einem feucht -nassen November weicht, ein Vorbote eines vielleicht klirrenden, mit eisigen Winden durchzuckenden Winter, beginnt die Zeit es sich vor dem Kamin ( eine Zentralheizung tut es auch – ist aber weniger stimmungsvoll ) bequem zu machen,- dass prasselnde Feuer zu hören und in der linken Hand sich eines Glas wertvollen Portwein erfreuend (für die mehr mediterran Empfindenden wird es wohl eher ein Glas Rotwein sein), und in der rechten Hand ein Buch haltend, dann – ja dann kann der Winter kommen so eisig er will: Kamin und/oder Zentralheizung, Portwein und Literatur werden uns wärmen und den ungastlichen November wie den störrischen Winter vergessen lassen.

Nun darum sein hier zwei Bücher empfohlen, verschieden in ihrer Art und in der Zeit in der sie geschrieben wurden.

Beginnen wir mit Charles Dickens grossem Erstlings Roman < Die Pickwickier > oder wie es im englischen Original richtig heisst < The posthumous papers of the Pickwick Club >.

Dieses Werk, welches in Fortsetzungen in einer Zeitung erschien (1836-37) zeigt bereits das grosse Talent des 1812 geborenen Autors, der unvergessliche Romane wie z.B. < David Copperfield >, < Oliver Twist >, < Bleakhouse >, < Der Raritätenladen > , < Grosse Erwartungen > schrieb, und nicht zu vergessen seine weltberühmten Weihnachtsgeschichten.

Die < Pickwickier > sind dem heutigen breiten Lese-Publikum weniger bekannt - leider muss man sagen. Denn es verpasst eine Perle der Weltliteratur.

Wer ein Freund höchst intelligenter Ironie, feinem britischen Humor, Sinn für Komik mitbringt und das hintergründige Schmunzeln dem lauten Lachen vorzieht, der findet in diesem wunderbaren Roman überreichlich davon. Doch ist dies nie verletzend, reisserisch oder blosstellend, nein Charles Dickens bewahrt sich stets das menschlich augenzwingernde, das Humane seiner Charaktere. Eine grandiose Leistung für einen erst 25 jährigen Schriftsteller.

Möchte der „geneigte Leser" , wie es bei Dickens so gern steht, ein anders Werk lesen als seine bekannten wie < David Copperfield > oder < Oliver Twist >, die er vielleicht von seiner Kindheit her kennt, von beiden Werken gibt es die sogenannten Kinderausgaben, dann hat er mit den < Pickwickiern > einen glänzenden Einstieg für die weiteren Romane dieses grossen Autors des 19. Jahrhunderts. Er soll sich nicht von dem Umfang der 800-1000 Seiten (je nach Art des Drucks) abschrecken lassen, diese lesen sich flüssiger, süffisanter, meisterhafter als so mancher kurzer Text in Grossdruck eines zeitgenössischen Autors. Denn Charles Dickens langweilt nie - und dies ist wahrlich auch ein Talent.

Worum geht es in diesem Roman:

Der Pickwick Club, bestehend aus vier Herren, Gentlemen, wäre wohl passender, mittleren bis fortgeschritteneren Alters unternehmen eine Reise durch England aus Forschungszwecken, so wie es sich der Club zur Aufgabe gestellt hat. Die Episoden, Abenteuer, Verwechslungen, Gedanken, Hindernisse, Erlebnisse die diesen vier < Pickwickianern > widerfahren, sind amüsant, bleiben im Gedächtnis, auch Jahre noch, nach dem man dies gelesen hat. Es ist kein Abenteuerroman; er zeigt ein Zeitbild des Englands zu den Tagen des Charles Dickens, der sozialen Gegebenheiten, und mit liebenswerter Ironie zeigt er gesellschaftliche Widersprüche, die sich letztendlich im Menschen widerspiegeln, z.B. diesen, dass Mr. Pickwick, Präsident des Club und auch Namensgeber desselben, ein Philanthrop, ein Menschenfreund ist, aber zutiefst das Militär achtet, bewundert, und Feldübungen besucht, wobei er dann jedoch vor den so bewunderten Soldaten davonlaufen muss, da er und seine Clubherren genau in der Schusslinie stehen, dies aber zu spät bemerken und fliehend Zuflucht finden in der Kutsche einer jungfräulichen Tante mit ihren beiden Nichten. - Charles Dickens ist ein Romancier ohne jegliche Ideologie, aber mit einer Idee, bei ihm vorherrschend die Soziale.—Nun wir wollen das Ende des Romans nicht dem interessierten Leser hier schon vorwegnehmen und sagen daher: ja es ist ein Roman für eisige Winterabende und grau Novembertage, genossen mit einem Glas Portwein oder einem Cherry-Brandy. Und der geneigte Leser wird nach dieser vorzüglichen Lektüre aufschauen und sich anders fühlen, wird den Winter - gleich wie er sich zeigt – pickwickianisch zu nehmen wissen.

Von der eher beschaulichen britischen Provinz machen wir eine Zeitreise in das pulsierende Paris der Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Und hier wenden wir uns einem sehr speziellen Kreis zu, der sowohl Literatur- vor allem aber Kunstgeschichte geschrieben hat: den Surrealisten. Und hier nicht den provozierenden, kreativen künstlerischen männlichen Geistern, sondern deren Ehefrauen, die ihren Männern in Provokation, Kreativität und Inspiration in nichts nachstanden.

Das Buch der Autorin Unda Hörner <  Die realen Frauen der Surrealisten > ist ebenso fundiert, informativ als auch amüsant geschrieben. Es gibt ein sehr gutes Zeit- und Emotionsbild dieser kurzen Aufbruchsphase in der Kunst- und Literaturgeschichte wieder die ein knappes Jahrzehnt gedauert hat, deren Wirkung und Weiterentwicklung aber nachhaltig ihre und die spätere Zeit beeinflusst hat.

Lebendig zeigt sie, wie in der Gruppe der Surrealisten ihr Hauptthema, die Liebe quasi experimentell erörtert und gelebt wurde, die Auseinandersetzung mit dem Reich der Träume und damit verbunden mit der Sexualität – es ist die Zeit wo Siegmund Freuds Theorien und Methoden zunehmend bekannter und anerkannter werden – wie auch das automatische Schreiben Anliegen, ja Passion wurden. Die führenden Köpfe dieser Gruppe waren die Schriftsteller/Dichter: Andre Breton, Paul Eluard, Louis Aragon.

Die als freie Übersetzerin und Autorin in Berlin und Paris lebend, zeichnet den Lebensweg von den drei Ehefrauen der Dichter: Simone Breton, Gala Eluard und Elsa Triolet- Aragon auf ebenso subtile wie erhellende Weise nach. Zeigt die Schwierigkeiten der Dichter - Männer die bei aller revolutionären Geisteshaltung und antibürgerlichem Lebensstil Mühe hatten, selbstbewusste moderne Frauen in ihr Leben zu integrieren.

Simone Breton lässt sich scheiden. Gala Eluard lernt Slavadore Dali kennen und verlässt ebenfalls ihren Poeten und lebt fortan mit Dali zusammen. Der grosse Maler verewigt Gala auf vielen seiner berühmt gewordenen Bildern. Elsa Triolet und Louis Aragon aber werden das berühmte Schriftstellerehepaar Frankreichs. Elsa schreibt zahlreiche Romane in Französisch obwohl sie einer russischen Anwaltsfamilie entstammt, und Russin ist auch Gala. Alle drei Frauen zeichnet hohe Eigenständigkeit, aussergewöhnliche Intuition und Kreativität aus.

Im Nachwort gibt die 1961 geb. Autorin eine glänzende soziologische Analyse einmal der Surrealisten selbst als auch ihrer Ehefrauen und der Frau zu dieser Zeit im Allgemeinen. Möchte sich der Leser über den Aufbruch der Epoche des Surrealismus informieren, fern aller akademischer Theorien, so ist dieses Buch sehr zu empfehlen, da es literaturgeschichtlichen Hintergrund mit dem realen Leben dieser Künstler und Ihren Ehefrauen sowie ihren Geliebten ( die auch recht zahlreich waren in dieser Gruppe und dies nicht nur auf männlicher Seite) mit einem gutlesbaren Stil verbindet. Ein sehr spezielles Buch, nichtsdestotrotz interessant und lesenswert.

Unda Hörner < Die realen Frauen der Surrealisten >, Drei Porträits:

Simone Breton,
Galla Eluard,
Elsa Triolet
Bollman Verlag, Mannheim, D / 1996

 

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