Ottawa, 27. Mai 2008 – Ein
renommierter deutscher Wissenschaftler wird seine Forschungen
auf dem Gebiet der politischen Repräsentation und der
politischen Identität in Kanada fortsetzen. Hans-Dieter
Klingemann, Professor für politische Wissenschaft an der Freien
Universität Berlin und am Wissenschaftszentrum Berlin, wurde von
der kanadischen Kulturförderungsbehörde Canada Council for the
Arts mit dem diesjährigen John G. Diefenbaker-Preis
ausgezeichnet.
Prof. Dr. Klingemann wird von August
2008 bis Juli 2009 ein Jahr an der Simon Fraser University in
Burnaby, British Columbia, verbringen und im dortigen Department
of Political Science zwei Forschungsprojekte leiten. Im ersten
Projekt wird er die Rolle von Links-Rechts-Orientierungen für
die politische Repräsentation länderübergreifend untersuchen.
Dieses Projekt baut auf früheren Arbeiten auf, in denen er sich
damit beschäftigt hat wie Durchschnittsbürger „rechts" und
„links" in der Politik wahrnehmen, wie sie politische Parteien
in einem Rechts-Links-Kontinuum einordnen und wie politische
Parteien bestimmte Themen ansprechen und gewichten und diese im
Wahlkampf in einem Links-Rechts-Schema positionieren.
In seinem zweiten Projekt zu
politischer Identität wird er die Situation in Kanada, die von
einer politisch vielfältigen und integrativen Gemeinschaft mit
multikulturellem Hintergrund geprägt ist, untersuchen und diese
mit den Herausforderungen vergleichen, die sich in Europa
hinsichtlich Identität und demokratischer Legitimität stellen.
Prof. Dr. Klingemann vertritt die Ansicht, dass sich aus den
Erfahrungen die in Kanada gemacht wurden, wertvolle Einblicke in
die Entwicklung politischer Gemeinschaften in kulturell
differenzierten Gesellschaften gewinnen lassen.
„Angesichts seiner Erfahrungen mit der
Forschungszusammenarbeit und seinem Engagement für die
politische Wissenschaft auf internationaler Ebene ist der
Aufenthalt von Prof. Dr. Klingemann an der Simon Fraser
University sowohl für unseren Fachbereich als auch für die
Politik- und Sozialwissenschaften in Kanada insgesamt von
enormer Bedeutung", schrieb David Laycock, Professor und Leiter
des Department of Political Science an der Simon Fraser
University, in seiner Empfehlung für die Nominierung von Prof.
Dr. Klingemann. „Einen würdigeren und angeseheneren Kandidaten
für den Preis können wir uns kaum vorstellen, und wir sehen der
Zusammenarbeit mit Prof. Klingemann in Kanada mit großer Freude
entgegen."
Der 1991 gestiftete John G.
Diefenbaker-Preis wird alljährlich im Andenken an den ehemaligen
kanadischen Premierminister John G. Diefenbaker verliehen. Die
Auszeichnung ermöglicht einem deutschen Wissenschaftler bis zu
12 Monate in Kanada zu verbringen, um Forschung auf dem Gebiet
der Sozial- und Geisteswissenschaften zu betreiben. Kandidaten
müssen von einer Hochschulfakultät oder einem Forschungsinstitut
in Kanada nominiert werden. Der Preis ist mit bis zu 75.000 CAD
dotiert, die vom Canada Council for the Arts zur Verfügung
gestellt werden. Zusätzlich werden Reisekosten in einer Höhe von
bis zu 20.000 CAD vom Social Sciences and Humanities Research
Council of Canada (SSHRC) erstattet. Die Auszeichnung wird aus
einer Stiftung der kanadischen Regierung in Höhe von etwa 2
Millionen CAD finanziert und vom Canada Council for the Arts
verwaltet.
Hans-Dieter Klingemann
Hans-Dieter Klingemann ist einer der
weltweit bekanntesten Politikwissenschaftler, der sich aufgrund
seines bedeutenden Beitrags zur vergleichenden Forschung über
politisches Verhalten, Parteipolitik und politische Ideologien
international einen Namen gemacht hat. Er erklärt die
Wechselwirkung von Institutionen in Regierung und bürgerlicher
Gesellschaft mit den zentralen Einstellungen und
Verhaltensweisen der Bürger in demokratischen Systemen. In
seiner langen Laufbahn hat Prof. Dr. Klingemann 13 Bücher sowie
über 150 Aufsätze und Buchkapitel veröffentlicht und 22
wissenschaftliche Bände herausgegeben. Als Projektleiter erhielt
er über 20 bedeutende Forschungsstipendien.
Prof. Dr. Klingemann ist Mitglied der
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, auswärtiges
Mitglied der Finnish Academy of Science and Letters und Träger
zweier Ehrendoktortitel. Er war als Gastwissenschaftler an mehr
als zwölf Universitäten in Europa und den USA tätig, u. a. als
Directeur de Recherche Associé am Institut d’Études Politiques
de Paris.
Allgemeine Informationen
Neben seiner Hauptaufgabe, die
Geisteswissenschaften in Kanada zu fördern und zu unterstützen,
verwaltet und vergibt das Canada Council for the Arts jährlich
Auszeichnungen und Stipendien an mehr als 150 Künstler und
Wissenschaftler auf den Gebieten der Künste, Geistes- und
Sozialwissenschaften sowie der Natur-, Gesundheits- und
Ingenieurswissenschaften. Dazu zählen die Killam-Preise, die
Killam-Forschungsstipendien, die Molson-Preise, die Governor
General’s Awards für Literatur, die Governor General’s Awards
für visuelle Künste und Medienkünste sowie der Walter Carsen-Preis
für herausragende Leistungen in den darstellenden Künsten.
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