Karneval der Kulturen in Berlin
Alljährlich zieht es über eine
Millionen Menschen zum Kreuzberger Blücherplatz in Berlin zum
Fest „Karneval der Kulturen". Auch dieses Jahr feierten sie vier
Tage lang im multikulturellen Miteinander bei strahlendem
Sonnenschein. Der große Straßen-Umzug fand wie immer am
Pfingstsonntag statt. Es hatte schon etwas brasilianisches die
große Parade der 100 bunt geschmückten Wagen, den wunderschönen
Trachten und Kostümen, den herrlichen Masken und den heißen
Samba Rhythmen bei tropischen Temperaturen. Die Lebensfreude
aller Beteiligten kannte keine Grenzen.
Über 4500 Menschen
verschiedenster Nationen tanzten, sangen und lachten mit den
850000 Zuschauern am Straßenrand um die Wette. Für Abkühlung
sorgten die Berliner Wasserbetriebe mit vielen Helfern, die
fleißig Wasser mit und ohne Kohlensäure an alle Teilnehmer und
das Publikum verteilten. Die 3,5 Kilometer lange Umzugsstrecke
vom Herrmannplatz bis zur Yorkstraße war für über 7 Stunden ein
Karneval der Performance friedlicher Menschen vieler Nationen.
Die Ideen der Kostüme waren grenzenlos,i n leuchtenden Farben,
aber sie hatten auch politische Aussagen wie die mit Lehm
beschmierten Polen aus der Töpferstadt Bunzlau. Ob Hexe, Teufel
oder Friedensengel ganz in Gold oder die knapp bekleideten
brasilianischen Tänzerinnen, die bezaubernde Prinzessin aus der
Mongolei oder die wunderschönen Tänzerinnen Thailands, sie alle
verzauberten
für Stunden die Straßen des Bezirks Berlin
Kreuzberg.
Der Karneval der Kulturen entwickelte
sich aus der wachsenden Zuwanderung der Menschen aus allen
Weltregionen. Berlin hat die höchste Ausländerzahl (450000) in
Deutschland und gilt als Integrationswerkstatt. Um gegenseitigen
Respekt und Toleranz der internationalen Menschen bemüht, hat
die Kultur Werkstatt Berlin Neukölln 1996 den Karneval der
Kulturen initiiert und veranstaltet alljährlich zum Pfingstfest
einen großen Umzug. Rund um den Blücherplatz tauschen Millionen
Menschen bei buntem Treiben und Musik kulturelle Erfahrungen,
Speisen, Getränke, Mode und handwerkliches Können aus.
Die Werkstatt der Kulturen ist das Zentrum zum kulturellen und
interreligiösen Austausch für Menschen aus allen Weltregionen.
Im Laufe von zwölf Jahren entwickelte sich der Karneval der
Kulturen zu einem Berlin Ereignis und zieht Tausende von
Menschen aus vielen Städten an. Die Vielfalt traditioneller
Kulturen spiegelt die Freude am fröhlichen Miteinander und
Verständnis für einander wieder. Doch das multikulturelle Fest
ist Jahr für Jahr ein Kraftakt der Finanzen. Der Berliner Senat
gibt kein Geld dazu und so müssen die Veranstalter immer wieder
Sponsoren finden um dieses herrliche Ereignis zu finanzieren.
Aber man freut sich immer schon auf das nächste Jahr wenn die
Völker der Welt mit einander singen, tanzen und lachen.
Der Dalai Lama zu Besuch am
Brandenburger Tor
Was hat sich Deutschland doch wieder
einmal blamiert. Seine Heiligkeit der Dalai Lama sagt sich zu
Besuch in unserem Land an und keiner der politischen Oberhäupter
zeigt sich geneigt, diesen Menschen des Friedens zu empfangen.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier wollte ihn nicht
empfangen, der Bundespräsident Horst Köhler fand keinen Platz in
seinem Terminkalender und der Berliner Oberbürgermeister Klaus
Wowereit ging lieber zu unwichtigen Sport Events. Immerhin ließ
ein paar schriftliche Grussworte übermitteln. Zum Glück nahmen
sich andere Politiker die Zeit dem geistlichen Oberhaupt ihre
Ehre zu erweisen. Der Dalai Lama kam auf Einladung der Tibet
Initiative Deutschlands, um politische Gespräche in Bochum,
Mönchengladbach, Nürnberg und Bamberg zu führen. Seine letzte
Station war Berlin, wo er mit Vertretern des
Bundestagsausschusses für Menschenrechte sprach. Im Ruhrgebiet
traf er mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zu einem
Gespräch zusammen, in Hessen empfing ihn Ministerpräsident
Roland Koch zum Frühstück, auch Nordrhein-Westfalens
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nahm sich Zeit für einen
Gedankenaustausch mit dem Dalai Lama. Und überall wo das
tibetische Oberhaupt sich zeigte, traf er auf Tausende
friedliebender Menschen, die ihm zujubelten und seinen Reden
lauschten.
Für die Berliner war der Besuch des
Dalai Lama am Montag den 19.Mai ein großes Bedürfnis. 25000
Menschen standen schon Stunden vor seinem Eintreffen gegen 17.00
Uhr am Brandenburger Tor mit tibetischen Flaggen und Luftballons
in den Farben blau, rot gelb. Auf der großen Bühne vor dem
Brandenburger Tor unterhielt der Schauspieler Ralf Bauer, ein
Kenner Tibets, das Volk, um ihm die Zeit bis zum Eintreffen des
Dalai Lama zu verkürzen. Er erzählte über Tibet und studierte
den Besuchern den tibetischen Gruß "Tashi Delek" (möge es Dir
wohl ergehen) ein. Ein Erlebnis war es die tibetische Sängerin
Ani Choyling zu hören. Das ganze Volk sang mit. Frieden und
Liebe ist nun mal international, egal welche Sprache wir
sprechen oder singen. Die Kundgebung des Dalai Lama am
Brandenburger Tor stand unter dem Motto "Freiheit - Deutschland
für Tibet". Tibet für die Welt. Die Friedensrede vor dem
Brandenburger Tor sollte den Abschluss seines
Deutschlandbesuches sein. Doch zuvor traf er sich noch mit
einigen Politikern, die es sich nicht nehmen ließen, ihn im nahe
gelegenen Hotel Adlon zu treffen. Am Vormittag empfing er
Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und für wenige
Minuten auch einige Oppositionspolitiker und CDU Fraktionschef
Friedbert Pflüger.
Auch Fraktionsvorsitzende der Grünen Renate
Künast und Parteivorsitzende Claudia Roth treffen den Dalai
Lama. Später mischt sich Claudia Roth unter das Volk, um der
Friedensansprache des geistlichen Oberhauptes zu zulauschen.
Am Beginn seiner Friedensrede sprach
er seine Solidarität für die Erdbebenopfer in China aus,
gedachte der unzähligen Toten, der Obdachlosen und all den
Kindern, die dieses Leid ertragen müssen. Danach sagte er, er
sei glücklich so viele Menschen zu sehen, jedes Gesicht spiegelt
die Güte und die Prinzipien wieder. Er sorge sich um die Rechte
der Menschen, um die Leidenden und die Empfindsamen. Ich habe
die Exilregierung gebeten, die Demonstrationen für ein paar Tage
einzustellen, um ein Zeichen der Solidarität mit unseren
chinesischen Brüdern und Schwestern zu setzen. Bei seinem Kampf
um Tibet gehe es um eine gerechte Sache, aber man muss die
Sorgen auf alle Menschen ausdehnen, überall dort, wo Grundrechte
fehlen. Ob religiöse Freiheit in China oder Kriege in Afrika
oder in Burma, wo durch die Klimakatastrophen und den schlechten
Umgang mit Hilfe die Menschen leiden. Das 20. Jahrhundert war
ein Jahrhundert des Blutvergießens, lassen sie das 21.
Jahrhundert ein Jahrhundert des Dialogs werden. Jedes Problem
lässt sich mit einem Dialog lösen. Dieses Treffen hier am
Brandenburger Tor ist ein Zeichen der Gewaltlosigkeit am Ort der
Berliner Mauer, wo nicht durch Gewalt, sondern durch eine
friedliche Bewegung die Veränderung erzielt wurde. Es ist ein
guter Ort im Geiste. Wir stellen die chinesische Flagge gerne
mit der tibetanischen Flagge nebeneinander, als Zeichen des
Respekts und Gleichheit. Wir brauchen eine positive materielle
Unterstützung, wir müssen unsere Kultur dabei bewahren, aber
dank China gibt es eine materielle Entwicklung, somit keine
Separation, sondern ein Miteinander. Das ist auch eine
Perspektive für viele Chinesen.
Am Ende seiner etwa 30 minütigen Rede
stiegen Tausende blau, rote und gelbe Luftballons in den blauen
Abendhimmel und lang anhaltender Applaus dankte dem Dalai Lama
für den anstrebenden Frieden. Viele Menschen blieben noch bei
einander um diesen warmen Frühlingsabend mit Gedanken für eine
friedliche Welt zu genießen.
Die Friedensworte des Dalai Lama sind
einem Auszug der Berliner Zeitungausgabe B.Z vom 20. Mai
entnommen.
M. Schmidt
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