To Home Page of Echoworld Communications
To Home Page of Echo Germanica
 August 2009 - Nr. 8
 

Helmut Newton - Sumo - Ausstellung in Berlin

Marianne SchmidtThree Boys from Pasadena

Mit einem gelungenen Schnappschuss glaubt man oft, schon ein guter Fotograf zu sein. Wenn einem die Schnappschüsse immer häufiger gelingen, beginnt die Faszination der Fotografie. So mag es vielleicht auch dem Fotografen Helmut Newton ergangen sein. Doch Schnappschüsse sind Glücksfälle und dem Zufall zu verdanken. Das galt nicht für Helmut Newton. Er wollte perfektionieren.

Helmut Newton 1920 wurde als Sohn der wohlhabenden jüdischen Familie Neustädter in Berlin-Schöneberg geboren, interessierte sich schon in der Schulzeit für Fotografie und kaufte sich mit 12 Jahren den ersten Fotoapparat. Nachdem er 1936 mangels seiner Leistungen von der Schule flog, begann er eine Fotolehre bei der bekannten Fotografin Yva (bürgerlicher Name Else Simon). Nach 2jähriger Lehrzeit verließ Newton 18jährig Berlin Richtung Singapur. Er begann als Bildreporter sein Geld zu verdienen, verlor aber auch dort nach 2jähriger Tätigkeit seinen Job wegen angeblich mangelnder Eignung als Fotograf. So jobte er sich mit schlechtbezahlten Fotoaufträgen durch die Zeit, um 1940 nach Australien auszuwandern. Nach 5 Jahren Militärzeit eröffnete er sein erstes Fotostudio in Melbourne, und erwarb die australische Staatsbürgerschaft.

Bald schon machte er sich als Protrait- und Werbefotograf einen Namen. Unter den Models war auch seine zukünftige Frau, die Schauspielerin June Brunell, die er 1948 heiratete. Sie assistierte ihm oft im Studio und Newton überredete sie auch als Fotografin zu arbeiten, was ihr unter dem Pseudonym Alice Springs erfolgreich gelang. 1960 siedelten beide nach Paris über und Helmut Newton startete seine sensationelle Karriere für internationale Mode-Magazine. Im Laufe der Jahre archivierte June Newton Portraitstudien ihres Mannes, die 1975 zur ersten eigenen Fotoausstellung in der Pariser Nikon Galerie führten. Ein Jahr später erscheint sein erster Bildband "White Woman".

Es folgten noch viele Bildbände und Kalender. Seine Hauptmotive sind der menschliche Körper - als nackte Obsessionen in Formen von Landschaften. Die Bildgestaltung überließ Newton nicht dem Zufall, alle Details waren fest in seinem Kopf und seine Assistenten mussten mit akribischer Genauigkeit im Studio nach Newtons Vorgaben aufbauen. Die Zusammenarbeit mit Assistenten führte zu hervorragenden Ausbildungen, so dass auch einige von ihnen erfolgreich wurden. Drei dieser Fotografen, Mark Arbeits, George Holtz und Just Loomis hat June Newton in diesem Jahr eingeladen, um einige ihrer Werke unter dem Titel "Three boys from Pasadena" in der neuen Helmut Newton - Sumo - Ausstellung in Berlin Charlottenburg auszustellen.

Helmut Newton-Sumo-AusstellungMit der Sumo Ausstellung erlebt das größte Fotobuch des 20. Jahrhunderts eine Wiederauferstehung in kleinerem Format. Nachdem der Kölner Verleger Benedikt Taschen 1976 den ersten Bildband "White Woman" von Helmut Newton herausbrachte, hatte Taschen 1999 die Idee für das größte Fotobuch der Welt im Posterformat 70 x 50 herauszubringen. Eine Idee der Newton skeptisch gegenüberstand. Doch Benedikt Taschen überzeugte den Fotografen und es wurde ein Riesenerfolg. Für das Buch mit 464 Seiten, 394 Bildern und einem Gewicht von mehr als 30 kg entwarf Phillip Starck einen metallenen Ständer. Die limitierte und nummerierte Auflage von 10000 Exemplaren wurden alle von Helmut Newton handsigniert. Das legendäre Sumo Buch mit der Nummer eins wurde von 100 abgebildeten Persönlichkeiten handsigniert und erlangte am 6. April 2000 als teuerstes Buch des 20.Jahrhunderts bei einer Auktion in Berlin einen Preis von 620000 DM.

In Verbindung der neuen Helmut Newton Ausstellung im Berliner Museum für Fotografie hat Benedikt Taschen gemeinsam mit June Newton eine kleinere Ausgabe des großen Buches als Hardcover im Format 26.7 x 37.4 cm für 100,00 Euro herausgebracht. Die Ausstellung zeigt alle im Buch enthaltenen Fotografien und viele persönliche Dinge des Fotografen Helmut Newton. Sein Arbeitszimmer ist naturgetreu aufgebaut, viele seiner Preise und Orden, Anzüge, Autos und Kameras geben einen Einblick in das Leben, des im Jahre 2004 verstorbenen Fotografen. Einige Aufnahmen wurden schon in anderen Publikationen gezeigt, andere wurden zum ersten Mal ausgestellt. Ein Videoraum zeigt Filme aus dem Alltag Newtons bei der Arbeit.

Eine 2. kleinere Ausstellung gibt Einblicke in fotografischen Arbeiten der "3 Boys from Pasadena". Sie waren Studenten am Design College im kalifornischen Pasadena und haben viel mit Helmut Newton zusammengearbeitet. Boy Mark Arbeit zeigt experimentelle Foto-Collagen, und Akt-Aufnahmen im Surrealismus, der 2. Boy George Holtz arbeitet als Porträtfotograf berühmter Leute aus der Film und Musiker Branche, macht aber gerne Akt Fotografie in allen Facetten. Boy Nummer 3 Just Loomis verdient sein Geld mit Auftragsfotografie für Zeitschriften im Bereich für Mode und Protrait. Privat fotografiert er gerne das nackte Leben des amerikanischen Alltags. Gesichter einer Großstadt, die zufällig vorübergehen. Wobei wir wieder am Anfang sind...zeitlos schöne Schnappschüsse...die Faszination der Fotografie.

Die Helmut Newton - Sumo - Ausstellung läuft vom 3. Juni 2009 bis 31.01.2010 in Berlin Charlottenburg in der Jebensstrasse 2. Direkt am Bahnhof Zoo. Öffnungszeiten: Dienstags – Sonntags 10 - 18 Uhr, Donnerstags 10 - 22 Uhr.

Das Sumo Buch erschien im Taschen Verlag, ISBN 978-3-8365-1914-4, Preis: 100.00 Euro.

www.helmutnewton.com

Email: info@helmut-newton-foundation.org

 
Email to Marianne Schmidt
Marianne Schmidt, wohnhaft in Berlin, Deutschland berichtet über Kunst, Unterhaltung, Kultur, Reise und Politik.

To the top of the page

ruler