Die Welt ist verrückt! Ach, Sie ham det schon jewusst?
Gibt ja täglich Beispiele dafür. Det Letzte is ja wohl die
deutsche Show „Wetten dass“ mit Thomas Gottschalk. Ein schlimmer
Unfall passierte. Ein junger Amateur Stuntman versuchte mit
Hilfe von angeschnallten Sprungfedern über 5 Autos zu springen
und fiel. Es ist ein Wunder, det er noch lebt. Der Rest der Show
wurde abjeblasen. Stars wie Justin Bieber, Phil Collins, Robbie
Williams und Cher traten nicht auf. Wäre ja ooch ein wenich
jeschmacklos, sich nach so einem Drama am Live TV hinterher
weiter zu amüsieren. Man muss im Rahmen dieses Unfalls ooch mal
darüber nachdenken, ob denn all dieser Realitäts-Kram notwendig
ist. Die Welt erstickt geradezu in Realitätshows. Ick begreife
überhaupt nicht, warum det notwendich ist. Alles wird zum
Wettbewerb jemacht.
Wenn es nicht ein Extrem is, denn scheint keener mehr
interessiert zu sein. Echte Gefühle kennt man nicht mehr. Es
muss alles überdimensional sein.
Ick dachte immer noch, det deutsches Fernsehen irjendwie besser
wäre, aber det scheint nicht zu stimmen. Der Network-Krieg is
ooch da ausjebrochen und Ratings sind wichtich. Da kann man ooch
schon mal zu weit gehen. Und det werden se sich jetzt bekieken.
Warum kann man sowas nicht vor einem schlimmen Unfall
kalkulieren?
Aber was soll‘s? Die Welt ist eben verrückt, oder sajen wir mal
die Menschen, die darin leben. In einem Teil der Welt sorgt ein
Naturunglück für Tote und woanders ist es das Amüsement.
Bei Versicherungsfällen wird es am klarsten, wie bescheuert die
Menschheit wirklich ist. Wenn ein Frau 80 tausend Dollar kriegt
weil sie über ein Kind im Laden gestolpert ist und sich dabei
ein Bein gebrochen hat, obwohl es ihr eigenes Kind war, dann
wissen wir, was los ist.
Eine Frau in Pennsylvania bekam 113 tausend Dollars
zugesprochen, weil sie an einer ausgegossenen Cola auf dem Boden
ausrutschte und sich den Steiß dabei brach. Wie kam die Cola auf
den Fussboden? Sie hatte ihn 30 Sekunden vorher ihrem Freund ins
Gesicht gegossen!
Und-so-weiter und-so-fort…Da gibt es hunderte von Geschichten,
die beweisen, det wir nicht alle Tassen im Schrank haben, oder
jedenfalls nicht alle von uns.
Aber wat soll ick mir ärgern? Hilft ja sowieso nischt. Icke
werde lieber meinen bunten Adventsteller mit den hausjebackenen
Plätzchen und den Marzipankugeln und Nüssen nehmen, und eenen
schönen schmalzigen Schmöker aus ner Zeit, wo die Menschen noch
echte Jefühle hatten, und mach ne Kerze an. Da hab ick mehr von!
Und anstatt eenem kühlen Blonden nehme ick mir nen heißen Tee,
nen grünen. Daruff eene Tasse und frohe Weihnachten allerseits.
Ihr Eberhard Kurt Walter
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