Von Klagenfurt nach Wien, danach via Moskau flogen wir am 10.07.2010 nach
Shanghai. In Shanghai angekommen, sind wir in eine andere Welt
eingetaucht. Ob es die Kultur, das Klima, das Essen oder die
Mentalität war, man musste sich komplett umstellen.
Nach einem Tag Ruhepause, den wir auch auf Grund der
Zeitumstellung benötigten, ging es am nächsten Tag zu einer
Stadtbesichtigung. Nebenbei bemerkt, diese Metropole hat
ungefähr zwanzig Millionen Einwohner! Wir spazierten durch eine
der wenigen Altstadtgassen im alten chinesischen Viertel,
besuchten den berühmten Yu-Garten, den Jadebudda-Tempel und den
1000 Jahre alten Longhua-Tempel und schlenderten am Bund, wo die
Altstadt und der neue Stadtteil durch den Huangpu River getrennt
wird. Ich habe noch nie so eine große Menschenansammlung
gesehen. An guten Tagen finden sind ca. 600.000 Besucher dort
ein. Allein die beleuchteten Hochhäuser und die farbenprächtigen
Schiffe - eine Augenweide. Der Bund, das ist die Uferpromenade
am Huangpu und ist ein „MUSS” für jeden Shanghaitouristen. Von
hier sieht man die berühmte Skyline von Shanghai - einfach
überwältigend!
Am 13. 07. fuhren wir mittels Bus nach Nanjing. Diese
Partnerstadt des „Österreich-Pavillons” der wiederum der
„Wirtschaftskammer Österreich” (WKO) unterstellt ist, ist ca.
300 km entfernt. Bei einer Stadtbesichtigung fuhren wir zu einem
Museum, wo uns die Geschichte Nanjing nähergebracht wurde.
Nanjing wurde 1937 von den Japanern überfallen, wobei in etwa
300.000 Chinesen ums Leben kamen. Danach ging’s zu einer
weiteren Sehenswürdigkeit, wo man uns die hohe Kunst der
Seidenherstellung zeigte.
Am Abend gaben wir ein Konzert in einem großen Einkaufszentrum,
wo wir mit einem riesigen Chortransparent herzlichst empfangen
wurden. Bei den schwungvollen Liedern, die wir teils in
chinesischer Sprache darboten, wurde kräftig mitgesungen und
geklatscht, das uns Sängerinnen auf der Bühne sehr berührte.
Am 15. 07. hatten alle Chormitglieder den Tag zu ihrer eigenen
Entfaltung frei bekommen. Da mein Bruder Albert dies
verheimlichen will, muss ich mich (Heinrich Strießnig) wohl
stellvertretend einblenden. Einige des Chores gaben sich an
diesem Tag dem „Transrapid” hin, das ist die schnellste
Magnetschwebebahn der Welt und 420 km/h sind wahrlich eine
Freude laut Manfred Heissenberger und Gefolge. Andere wiederum
„bestiegen” die Wolkenkratzer, wie den 492 Meter hohen
,,Flaschenöffner” oder auch Shanghai World Financial Center
genannt.
Mein Bruder Albert und ich hatten da ein anderes Vergnügen im
Sinn. Eine Bekannte von ihm gab uns die Telefonnummer ihres
Bruder, Mario Tassotti, der im „Cafe Servus Vienna” in Shanghai
beruflich zu tun hat. Dieses Restaurant ließen wir uns in
chinesischer Sprache umwandeln und schon brachte uns der
Taxifahrer an die gewünschte Adresse.
Mit einer militärischen Meldung (ich bin ja Berufssoldat) und
einem Kärntnerlied begrüßten wir unseren Landsmann, Wirtssohn
vom Saissersee aus Velden am Wörthersee, der sich der Tränen
nicht mehr erwehren konnte. Mein Gott war das ein HALLO, das
natürlich mit Sprüchen und Liedern aus seiner Heimat gewürzt
wurde sowie mit reichlichem „Mineralwasser” (bestes europäisches
Bier und österreichischer Rotwein) hinunter gespült werden
musste.
Am 16.07. hatten wir unseren ersten Auftritt im
Österreich-Pavillon. Zuerst mussten wir uns einer strengen
Leibesvisitation unterziehen, bis wir ins EXPO Gelände kamen.
Mehr als zweihundertvierzig Länder sind auf dem 5,3 km2
Areal vertreten, das durch den Huangpu-River getrennt ist. Jedes
Haus hat seinen eigenen Charakter, wo jedes Land seine Kultur
und Schönheiten seines Landes vorstellen möchte.
„Sinne im Gleichklang” - mit diesem Motto präsentiert sich der
Österreich-Pavillon auf derEXPO in Shanghai. Das Gebäude mit
seiner markant fließenden Gestalt erweckt den Eindruck einer
nahtlosen Oberfläche. Die gesamte Außenfassade ist von einer
schimmernden Porzellanhaut aus 10 Millionen Fliesen aus China
überzogen, die in Weiß- und Rottönen changieren.
lm inneren des Pavillon’s befindet sich ein halbrunder Saal, der
mit Hi-Tech ausgestattet ist, in dem wir den Besuchern unsere
Lieder zu Gehör brachten. Alle 30 Minuten wurde der Saal für die
nächsten Besucher freigemacht, da man sonst den Andrang nicht
bewältigen konnte. Die Chinesen freuten sich auch sehr, wenn sie
mit uns gemeinsame Fotos machen durften.
Danach fuhren wir zu einem Konzert nach Taicang, wo wir in einem
Konzerthaus unsere Kärntner- und österreichischen Weisen zu
Gehör brachten. Sehr berührt waren sie von den chinesischen
Liedern, die wir einstudiert hatten.
Am 17.07. hatten wir einen Auftritt in Kunshan. Vor unserem
Auftritt lauschten wir den Gesängen der Kuinqu Oper in einer
alten Tempelanlage. Dort konnten wir mit unseren Liedern vor den
Chinesen einen großen Erfolg feiern.
Am 18.07. hatten wir einen Auftritt auf dem Europe-Square der
Expo 2010 in Shanghai.
Auf dieser Bühne, die mitten im EXPO-Gelände steht, werden die
Darbietungen der verschiedensten Künstler eines Landes
vorgestellt. Jedes Land hat dort die Möglichkeit seinen Beitrag
zu leisten und seine Kultur den Besuchern näher zu bringen. Mit
unseren schönen Trachten und den abwechslungsreichen Programm,
das von typischen Kärntner Liedern über slowenische und
italienische Volkslieder bis hin zu chinesischen Klassikern
reichte, sorgte für Begeisterung bei der chinesischen
Bevölkerung. Vor allem das auch in China sehr bekannte „Edelweiß
sowie Schubert’s Lindenbaum” hatten es den Zuhörern angetan.
Die zehn Tage werden für mich und meinen Chorgeschwistern des
Kärntner Doppelsextettes wohl unvergesslich bleiben. Die
riesigen Hochhäuser, von denen jedes einen anderen Baustil hat,
das Chaos in den Straßen, wo die alte und neue Welt aufeinander
prallen sowie die Hupkonzerte die Tag- und Nacht zu hören sind,
einfach „einzigartig” für uns Europäer. Sehr befremdlich war für
uns die Tatsache, dass man den Tierschutz in China kaum
wahrnimmt.
Da wir immer „Offiziell” unterwegs waren, wurden wir von den
Stadtvätern mit bestem Essen und Getränken versorgt,
einschließlich dortiger professioneller kultureller Beiträge.
Die Kultur- und Tempelanlagen waren sehr beeindruckend.
Das Klima hat uns sehr zu schaffen gemacht. Die Hitze und die
hohe Luftfeuchtigkeit könnten wir auf Dauer nicht ertragen.
Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit, nur
„hineinblicken” kann man denen absolut nicht. Stress habe ich
unter den Chinesen keinen bemerkt. Die Mädchen sind sehr
zierlich und auch sehr elegant angezogen. Der Chinese strebt
nach Wissen, um zu überleben und seinen Status zu halten.
Ich will mich nun noch an dieser Stelle bei unserer
Chorleiterin, Frau Prof. Dr. Margit Heissenberger bedanken, die
es uns durch ihren Einsatz, und ihr Engagement ermöglicht hat,
diese Reise zu verwirklichen.
FELDKIRCHEN, im Juli 2010
Albert & Heinrich STRIESSNIG, e.h.
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