Nach fünfundvierzig Jahren
konnten wir es erfahren,
was für viele viel zu spät,
einst als Hoffnung ausgesät,
nun endlich Wahrheit wurde.
Plot und Planung trugen Früchte,
ganz zum Trotz aller Gerüchte,
dass Einigkeit nicht mehr gewollt,
der Ruf nach Freiheit längst verhallt.
Ein Jahr davor die Mauer fiel!
Freudenfeste, groß und viel!
Dann Turbulenz und Skeptik,
Debatten, lang und heftig:
Kostenfrage weggewischt,
damit Hoffnung nicht erlischt.
Als man sich endlich einig war,
der wundersame Tag geschah:
Oktober drei, neunzehn-neunzig,
Nation und Mensch beflügelt sich
wieder vereint zum großen Teil,
nicht mehr halbiert, entzwei,
wird jetzt zusammenstehen,
nicht verschied’ne Wege gehen.
Zwanzig Jahre sind vergangen.
Hoffen, Wünschen, Bangen
haben Narben und Früchte gebracht
und andre Gefühle sind erwacht.
Anpassung wird angestrebt,
von jedem anders erlebt.
Auf Seite Ost und Seite West
man Wünsche verkünden lässt.
Realität erlebt man verschieden,
wo ist die Hoffnung nur geblieben?
Wiederaufbau, Infrastruktur,
wo ist der Eid, den man einst schwor?
Profitieren ist sehr wichtig,
oftmals falsch und nicht richtig.
Einer muss den Kürzeren zieh’n,
und schon ist das Vertrauen hin.
„Baut die Mauer wieder auf,
diesmal ein Stück höher hinauf!“
Trotz manchen bösen Wortes
erlebt man allen Ortes,
dass es doch noch weitergeht,
nichts mehr auf der Stelle steht.
Langsam verändert sich die Welt,
bewegt von Lust und Hass und Geld.
Und trotzdem reicht man sich die Hände
in Deutschland seit der Wende.
Beim engeren Zusammenrücken
baut man auch stärkere Brücken.
Von einem zum andern
Vielfalt, Ideen wandern.
Es heißt viel zu lernen,
alte Konzepte zu ändern
in östlichen, westlichen Ländern.
Dies geschieht nicht über Nacht,
was wohl viele gedacht.
Doch die schweren Zeiten
sind besser bei Weitem,
als kalter Krieg und hohe Mauer.
Freundschaft enthält harmonische Dauer.
Sybille Forster-Rentmeister - September 24, 2000
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