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 October 2009 - Nr. 10
Claudia Raupach

May I introduce myself? I am Claudia from Munich. I am visiting Toronto to discover the city, its environment and to brush up my English. Over six weeks I want to share my experiences and improvements. My first report will be in German.

„So stelle ich mir die USA vor" oder „Toronto ist eine kleinere Ausgabe von New York". Bevor ich nach Toronto kam, haben solche Aussagen von Bekannten meine Vorstellung von der Stadt geprägt: Hochhäuser, bunte Reklametafeln, Fast Food, Coffeeshop-Ketten und Menschenmassen, die sich in den Hauptstraßen aneinander vorbei schieben. Daneben erwartete ich einen bunten Mix der Kulturen, unter anderem auch die obligatorischen Viertel Little Italy und Chinatown. Auch wenn dieser USA-Kanada-Vergleich bei Touristen beliebt ist, offensichtlich findet ihn nicht jeder Torontoer gut – zumindest dem Stirnrunzeln und skeptischen Blick einer jungen Frau zufolge. Ich war mit ihr ins Gespräch gekommen, als ich – nicht das erste und letzte Mal - nach dem Weg zur U-Bahn-Station gefragt hatte. Im Weblog http://mrtoronto.blogspot.com* habe ich allerdings von dem Klischee gelesen, dass viele Torontoer von ihrer Stadt denken, sie sei New York. So oder so, anscheinend ein sensibles Thema. Mein allererster Eindruck nach der Fahrt vom Flughafen über dem Highway zu meinem vorübergehenden Zuhause war aber ohnehin ein ganz anderer: Von Wolkenkratzern war nichts zu sehen, stattdessen viele Bäume am Straßenrand sowie in den Gärten der Einfamilien- und Doppelhäuser aus Klinker.

Als mich meine Erkundungstour durch den Financial District zum Rathaus (City Hall) führte, hatte ich jedoch eine Ahnung, worauf sich New York-Vergleiche stützen: Ein Firmengebäude nach dem anderen streckt sich Stockwerk für Stockwerk in die Höhe. Beeindruckender finde ich das Hochhaus am Nathan Phillips Square mit den zwei halbrunden Türmen. Wie es sich für ein Rathaus gehört, zieht es Aufmerksamkeit auf sich, aber mit einer ungewöhnlich modernen Architektur. Noch besser gefällt mir aber der Blick zurück in die Bay Street auf die neuromanische Old City Hall im Vordergrund, dahinter die glatten, verspiegelten Fassaden im Financial District.

Wie erwartet ist Toronto multikulti. Das deutet schon die Auswahl an kostenlosen Magazinen an, die neben der Tageszeitung Metro in U-Bahn-Stationen und Cafes ausliegen: „Sway" richtet sich an afrikanische Immigranten, auch asiatische, portugiesische und – natürlich – deutsch-englische Zeitungen hatte ich schon in den Händen. Mein Streifzug zu Fuß durch die internationalen Viertel begann in Chinatown. Auch wenn man in den vielen asiatischen Läden günstig Nippes, Kleidung, Kräuter und Teesorten shoppen kann, war ich fürs erste bloß zum Gucken da. Aber ich komm bestimmt wieder. Doch es stehen ja auch noch Viertel wie Little Italy, Greektown und Little India auf dem Programm.

Ich habe sechs Wochen Zeit, mir ein Bild von Toronto zu machen – und die werde ich brauchen. Schließlich will ich auch im Indian Summer durch einen Nationalpark wandern und aus der Ferne einen Bären sehen, die Niagara Fälle bestaunen, in Québec Crépes essen und hören, wie Kanadier Französisch sprechen. Und zum Sightseeing bleiben mir nur die Nachmittage und Wochenenden. Vormittags gehe ich brav zur Schule und lerne für mein Cambridge Certificate in Advanced English. A propos: Ich sollte bald auf Englisch schreiben. Aber noch gebe ich mir zwei, drei Wochen Eingewöhnungsphase und hoffe ich verspreche damit nicht zu viel. Denn die erste Woche liegt bereits hinter mir. Damit kann ich auch die Niagara Fälle schon von meiner To-Do-Liste streichen. Der Ausflug am ersten Regentag seit meiner Ankunft wurde zu einer feuchten Angelegenheit. Aber Nass-Werden gehört auf einer Maid of the Mist-Boot-Tour sowieso dazu. Der Fotoapparat hat es Gott sei Dank überstanden. Ich konnte mich bei Tim Hortons mit einem heißen Kaffee wieder aufwärmen – wenn Coffeeshop-Kette, dann auf jeden Fall eine kanadische. Angesichts der Hotels, Casinos und Kirmesattraktionen in der City of Niagara frage ich mich, wie ein Naturschauspiel wie die Niagara Fälle in Europa vermarktet werden würde. Ich denke mal: definitiv anders. Unterhaltungsangebote würden sich dezenter in die Landschaft einfügen. Aber wie sagte die Reiseführerin: In City of Niagara spürt man den Einfluss der Vereinigten Staaten von Amerika.

* http://mrtoronto.blogspot.com/2006/05/toronto-hating-common-theories.html

 

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