May I introduce myself? I am Claudia from Munich. I am
visiting Toronto to discover the city, its environment and to
brush up my English. Over six weeks I want to share my
experiences and improvements. My first report will be in German.
„So stelle ich mir die USA vor" oder „Toronto ist eine
kleinere Ausgabe von New York". Bevor ich nach Toronto kam,
haben solche Aussagen von Bekannten meine Vorstellung von der
Stadt geprägt: Hochhäuser, bunte Reklametafeln, Fast Food,
Coffeeshop-Ketten und Menschenmassen, die sich in den
Hauptstraßen aneinander vorbei schieben. Daneben erwartete ich
einen bunten Mix der Kulturen, unter anderem auch die
obligatorischen Viertel Little Italy und Chinatown. Auch wenn
dieser USA-Kanada-Vergleich bei Touristen beliebt ist,
offensichtlich findet ihn nicht jeder Torontoer gut – zumindest
dem Stirnrunzeln und skeptischen Blick einer jungen Frau zufolge.
Ich war mit ihr ins Gespräch gekommen, als ich – nicht das erste
und letzte Mal - nach dem Weg zur U-Bahn-Station gefragt hatte.
Im Weblog http://mrtoronto.blogspot.com* habe ich allerdings von
dem Klischee gelesen, dass viele Torontoer von ihrer Stadt
denken, sie sei New York. So oder so, anscheinend ein sensibles
Thema. Mein allererster Eindruck nach der Fahrt vom Flughafen
über dem Highway zu meinem vorübergehenden Zuhause war aber
ohnehin ein ganz anderer: Von Wolkenkratzern war nichts zu sehen,
stattdessen viele Bäume am Straßenrand sowie in den Gärten der
Einfamilien- und Doppelhäuser aus Klinker.
Als mich meine Erkundungstour durch den Financial District zum
Rathaus (City Hall) führte, hatte ich jedoch eine Ahnung, worauf
sich New York-Vergleiche stützen: Ein Firmengebäude nach dem
anderen streckt sich Stockwerk für Stockwerk in die Höhe.
Beeindruckender finde ich das Hochhaus am Nathan Phillips Square
mit den zwei halbrunden Türmen. Wie es sich für ein Rathaus
gehört, zieht es Aufmerksamkeit auf sich, aber mit einer
ungewöhnlich modernen Architektur. Noch besser gefällt mir aber
der Blick zurück in die Bay Street auf die neuromanische Old
City Hall im Vordergrund, dahinter die glatten, verspiegelten
Fassaden im Financial District.
Wie erwartet ist Toronto multikulti. Das deutet schon die
Auswahl an kostenlosen Magazinen an, die neben der Tageszeitung
Metro in U-Bahn-Stationen und Cafes ausliegen: „Sway" richtet
sich an afrikanische Immigranten, auch asiatische,
portugiesische und – natürlich – deutsch-englische Zeitungen
hatte ich schon in den Händen. Mein Streifzug zu Fuß durch die
internationalen Viertel begann in Chinatown. Auch wenn man in
den vielen asiatischen Läden günstig Nippes, Kleidung, Kräuter
und Teesorten shoppen kann, war ich fürs erste bloß zum Gucken
da. Aber ich komm bestimmt wieder. Doch es stehen ja auch noch
Viertel wie Little Italy, Greektown und Little India auf dem
Programm.
Ich habe sechs Wochen Zeit, mir ein Bild von Toronto zu machen –
und die werde ich brauchen. Schließlich will ich auch im Indian
Summer durch einen Nationalpark wandern und aus der Ferne einen
Bären sehen, die Niagara Fälle bestaunen, in Québec Crépes essen
und hören, wie Kanadier Französisch sprechen. Und zum
Sightseeing bleiben mir nur die Nachmittage und Wochenenden.
Vormittags gehe ich brav zur Schule und lerne für mein Cambridge
Certificate in Advanced English. A propos: Ich sollte bald auf
Englisch schreiben. Aber noch gebe ich mir zwei, drei Wochen
Eingewöhnungsphase und hoffe ich verspreche damit nicht zu viel.
Denn die erste Woche liegt bereits hinter mir. Damit kann ich
auch die Niagara Fälle schon von meiner To-Do-Liste streichen.
Der Ausflug am ersten Regentag seit meiner Ankunft wurde zu
einer feuchten Angelegenheit. Aber Nass-Werden gehört auf einer
Maid of the Mist-Boot-Tour sowieso dazu. Der Fotoapparat hat es
Gott sei Dank überstanden. Ich konnte mich bei Tim Hortons mit
einem heißen Kaffee wieder aufwärmen – wenn Coffeeshop-Kette,
dann auf jeden Fall eine kanadische. Angesichts der Hotels,
Casinos und Kirmesattraktionen in der City of Niagara frage ich
mich, wie ein Naturschauspiel wie die Niagara Fälle in Europa
vermarktet werden würde. Ich denke mal: definitiv anders.
Unterhaltungsangebote würden sich dezenter in die Landschaft
einfügen. Aber wie sagte die Reiseführerin: In City of Niagara
spürt man den Einfluss der Vereinigten Staaten von Amerika.
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http://mrtoronto.blogspot.com/2006/05/toronto-hating-common-theories.html
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